Am 18. März 2024 fand an der Hochschule für Wirtschaft FHNW das Kick-off-Meeting für das Projekt „The Animal Whisperer“ statt. Initiiert hat es Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich seit vielen Jahren mit der Tier-Computer-Interaktion und der Tier-Maschine-Interaktion beschäftigt. Als Projektmitarbeiter konnte Nick Zbinden gewonnen werden, ein angehender Wirtschaftsinformatiker. Er wird im Rahmen seiner Abschlussarbeit drei GPT-4-basierte Anwendungen entwickeln, mit denen man Körpersprache und Umfeld von Kühen, Pferden und Hunden analysieren kann. Damit sollen Gefahren für Mensch und Tier abgewendet werden. So kann ein Wanderer auf dem Smartphone die Empfehlung bekommen, eine Weide nicht zu überqueren, wenn eine Mutterkuh mit ihren Kälbchen zugegen ist. Dafür muss er nur die Anwendung aufrufen und ein Foto von der Umgebung machen. Nick Zbinden wird Literatur auswerten und mehrere Expertengespräche führen, um mehr über die Situation von Nutz- und Haustieren und ihr Verhalten zu erfahren. Er wird die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen von multimodalen Sprachmodellen in diesem Kontext aufzeigen. Die Ergebnisse werden im August 2024 vorliegen.
Abb.: In einer solchen Situation könnte die Anwendung eingesetzt werden
„Die Tier-Maschine-Interaktion (TMI), im Englischen ‚animal-machine interaction‘ (AMI) genannt, behandelt als Disziplin oder Arbeitsgebiet die Interaktion zwischen Tier und Maschine. Vor allem geht es um Entwurf, Bewertung und Implementierung von komplexen Maschinen und Computersystemen, mit denen Tiere interagieren und die ihrerseits mit Tieren interagieren und kommunizieren. Es bestehen enge Beziehungen zur Tier-Computer-Interaktion (TCI), im Englischen ‚animal-computer interaction‘ (ACI). Immer häufiger handelt es sich bei der Maschine um einen Roboter, der entweder ferngesteuert oder (teil-)autonom ist.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel. Es wird auf die Zusammenhänge zur Tier-Computer-Interaktion, zur Mensch-Maschine-Interaktion, zur Maschinenethik und zu Animal Enhancement eingegangen, zudem auf Anwendungsgebiete und -fälle der TMI. Der ganze Beitrag – erschienen ist er am 8. August 2024 – kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/tier-maschine-interaktion-126213 aufgerufen werden.
Abb.: Eine Schildkröte mit einer Roboterschildkröte (Bild: DALL-E 3)
„Wissenschaftler wollen Tiere weltweit mit Sensoren und Sendern ausstatten, um ihre Wanderungen und Lebensgewohnheiten besser kennenzulernen. Die Daten werden zur ISS gefunkt und von dort auf die Erde zu den Forschern. Am 10. Juli geht das System, eine Kooperation von DLR und Roskosmos, in Betrieb.“ Dies meldete Golem am 10. Juli 2019 mit Blick auf das Projekt ICARUS („International Cooperation for Animal Research Using Space“). Die Tiere werden mit einem kleinen Kästchen ausgestattet, in dem sich mehrere Sensoren befinden: „GPS für die Positionsbestimmung, ein Beschleunigungsmesser, um das Verhalten eines Tieres zu beobachten, ein Magnetometer, um die Ausrichtung relativ zum Magnetfeld der Erde zu erfassen, Sensoren, die den Luftdruck, die Feuchtigkeit und die Temperatur messen.“ (Golem, 10. Juli 2019) Ein Foto zeigt einen Storch, der einen recht großen Apparat auf sich trägt – es fragt sich, was die Tiere dabei empfinden und ob sie darunter leiden. Hier können Tiermedizin, Tierethik, Tier-Computer-Interaktion und Tier-Maschine-Interaktion versuchen, Antworten zu finden. Nach Golem geht es den Forschern darum, Neues über das Verhalten zu lernen: „Welche Tiere wandern? Welche Routen nehmen sie? Wo machen sie Rast? Wo suchen sie nach Nahrung? Wie orientieren sie sich? Wo und warum sterben sie? Davon erhoffen sie sich auch weitergehende Erkenntnisse, etwa über die Verbreitung von Pflanzen oder Krankheiten durch wandernde Tiere.“ (Golem, 10. Juli 2019) Ein anderes Projekt in diesem Zusammenhang wurde hier geschildert. Ob ICARUS einen Höhenflug erleben kann oder einen Absturz erleben muss, wird sich zeigen.
„Forscher mehrerer US-Universitäten haben ein System entwickelt, mit dem sich der Bestand von Wildtieren einfach, schnell und zuverlässig überwachen lässt, ohne diese in ihrer natürlichen Umgebung zu stören. Hierfür verknüpfen die Experten Künstliche Intelligenz (KI) mit Ansätzen des maschinellen Lernens, um Löwen, Elefanten und Co in der Serengeti ohne menschliches Zutun über Fotos und Videos identifizieren, zählen und beschreiben zu können. Die Methode erreichte eine Genauigkeit von 96,6 Prozent und konnte 99,3 Prozent der Bilder auswerten.“ (ICTkommunikation, 7. Juni 2018) Es gab in den letzten Jahren immer wieder Bestrebungen, eine Disziplin der Tier-Computer-Interaktion bzw. der Tier-Maschine-Interaktion zu begründen, um das Verhältnis zwischen Tier und Maschine so zu erforschen und zu gestalten, dass diese in autonomer Weise betrieben und jenem in der Wildnis (oder in anderer Umgebung) – ohne Störung oder Verletzung – geholfen werden kann. Das genannte Projekt kann in diesem Kontext gesehen werden. Der Artikel in der ICTkommunikation kann hier aufgerufen werden.
„Überlegungen zur Disziplin der Tier-Maschine-Interaktion“ hat Oliver Bendel beim Workshop „Berechnete Tiere“ an der Universität Bochum angestellt. Man kann ihnen am 18. Juni 2016 ab 18.05 Uhr in DRadio Wissen folgen, in der Hörsaal-Reihe. In der Tier-Maschine-Interaktion geht es um Design, Evaluierung und Implementierung von (höherentwickelten bzw. komplexeren) Maschinen und Computersystemen, mit denen Tiere und die mit Tieren interagieren und kommunizieren. Die Tier-Maschine-Interaktion geht in der Tier-Computer-Interaktion (wenn man diesen Begriff eng fasst) nicht auf, da manche Maschinen (etwa Roboter) mehr als Computer sind. Sie sind häufig mobil und intelligent und bewegen sich durch eine natürliche und künstliche Umwelt und sammeln dabei Eindrücke, die ihre Entwickler nicht vollständig vorauszusehen vermögen, und sie können die physische Welt nicht nur mit virtuellen Mitteln auswerten, sondern auch im materiellen Sinne beeinflussen. In einigen Fällen sind die betroffenen Maschinen auch gar nicht verbunden mit Computertechnologien. In seinem Vortrag vom 22. April erläutert der Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker – sein Studium der Philosophie in den 80er-Jahren umfasste auch die Tierethik – den Begriff der Tier-Maschine-Interaktion und stellt Beispiele aus dem Anwendungsgebiet sowie für einfache moralische Maschinen vor, die sich durch Tierfreundlichkeit auszeichnen. Der Podcast ist nach dem 18. Juni über www.dradiowissen.de/hoersaal abrufbar.