Geplante Social-Media-Richtlinien des ORF

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz hat einen Entwurf für Social-Media-Richtlinien vorgelegt. Ist das Dokument, das derzeit in den sozialen Medien kursiert, echt, ist man beim Sender nicht in der Lage, den Begriff richtig zu schreiben. Mehrmals ist von „ORF Social Media-Richtlinien“ die Rede. In den Medien wird die falsche Schreibweise teils stillschweigend korrigiert, was eine Verfälschung des Originals darstellt, teils kommentarlos übernommen. Aber weg vom Formalen, hin zum Inhaltlichen. Der Spiegel fasst zusammen, dass bei Inkrafttreten der Dienstanweisung die Mitarbeiter des ORF sich „nicht mehr politisch kommentierend äußern“ dürfen – „auch nicht als Privatpersonen“ (SPON, 27. Juni 2018). Sogar „Likes, Dislikes, Recommends, Retweets oder Shares“ seien zu unterlassen, denn eine „Meinungsbekundung“ (SPON, 27. Juni 2018) könne auch indirekt erfolgen. Die Zeitschrift spricht in der Überschrift ihres Artikels von einem „Maulkorb“. In ihrer Analyse stellt sie fest, dass sich mit der geplanten Verordnung „Vertreter der Regierungsparteien ÖVP und FPÖ im Stiftungsrat … durchgesetzt haben“ (SPON, 27. Juni 2018). SRF hatte ebenfalls rigide Richtlinien, die vor der No-Billag-Initiative etwas gelockert wurden, damit sich die Journalisten gegen diese aussprechen konnten. Grundsätzlich handelt es sich bei Social-Media-Richtlinien dieser Art um einen massiven Eingriff in die Meinungsfreiheit, der von Medien- und Informationsethik untersucht werden kann.

Abb.: Müssen ORF-Mitarbeiter künftig schweigen?

Steuer frei

Der SPIEGEL beleuchtet in seiner Titelstory der Ausgabe 9/2016 das autonome Auto („Steuer frei“). Markus Brauck, Dietmar Hawranek und Thomas Schulz lassen u.a. Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard, Daimler-Chef Dieter Zetsche, Google-Forscher Sebastian Thrun und Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker Oliver Bendel zu Wort kommen. „Das können wir nicht dem Google überlassen“, wird Bernhard zitiert, und gemeint ist das Geschäft mit dem Roboterauto. Das Magazin wird grundsätzlich: „Technologische Umbrüche, wie sie in der Automobilindustrie jetzt anstehen, haben schon viele Firmen hinweggefegt, die unsterblich schienen. Den Fernsehhersteller Telefunken, den Schreibmaschinenfabrikanten Triumph-Adler, die Fotofirma Kodak.“ (SPIEGEL, 27. Februar 2016) „Wir haben uns aufgemacht“, so Zetsche laut SPIEGEL, „diese Statistik zu schlagen“. „Buchstäblich Hunderte Menschen wollten mir weismachen, dass man kein fahrerloses Auto bauen kann“, sagt Thrun. Der Forscher gilt als Pionier in diesem Bereich. Bendel verbindet Maschinen- und Tierethik. Erwähnt wird seine Konzeption eines tierfreundlichen Saugroboters namens LADYBIRD, aber auch seine Arbeit zu Roboterautos. „Er ist Spezialist für Maschinenethik und setzt sich seit Jahren mit den moralischen Dilemmata auseinander, die das selbstfahrende Auto mit sich bringt. … Für Bendel hängt die Akzeptanz von selbstfahrenden Autos auch davon ab, ob diese ethischen Fragen zur Zufriedenheit der Bürger beantwortet werden. Bendel misstraut den optimistischen Visionen der Industrie. Es sei fatal, Maschinen komplexe moralische Entscheidungen zu überlassen.“ (SPIEGEL, 27. Februar 2016)

Abb.: Das Auto denkt und lenkt