Ein sprechender und duftender Umarmungsroboter

Das HUGGIE-Projekt an der Hochschule für Wirtschaft FHNW schreitet voran. Unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel wird das vierköpfige Team (Andrea Puljic, Robin Heiz, Ivan De Paola, Furkan Tömen) bis Januar 2023 eine Umarmungspuppe an Benutzern testen. Bereits bekannt ist, dass Wärme und Weichheit der Arme und des Körpers erwünscht sind. Nun wird untersucht, ob z.B. auch Stimme, Vibration und Geruch die Akzeptanz erhöhen. Die Leitfrage des Praxisprojekts ist: Kann ein sozialer Roboter durch Umarmungen und Berührungen zur Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens beitragen, und welche Faktoren sind dabei zu berücksichtigen? Die Grundlage von HUGGIE ist eine Schneiderpuppe. Hinzu kommen Kleidung, ein Wärmeelement, ein Vibrationselement und ein Audiosystem. Zusätzlich wird ein Duft appliziert. Die Arme werden über unsichtbare Fäden bewegt, sodass aktive Umarmungen möglich sind. Insgesamt entsteht der Eindruck eines Umarmungsroboters. In einem Schweizer Unternehmen fand im November 2022 ein Probelauf mit 65 Probanden statt. Sie wurden von HUGGIE und einem Riesenteddy umarmt. Anhand der Ergebnisse und Eindrücke werden der Fragebogen und die Versuchsanordnung verbessert. Ab Ende November 2022 tritt das Projekt in seine finale Phase, mit Durchführung und Auswertung der Tests.

Abb.: Das Team vor dem Probelauf

Zweite Durchführung des Wahlmoduls zu sozialen Robotern

Vom 7. bis zum 9. November 2022 fand an der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Olten das Wahlmodul „Soziale Roboter“ statt. In die Wege geleitet und durchgeführt wurde es von Prof. Dr. Oliver Bendel. Fast 60 studentische Teilnehmer, durchgängig aus der Wirtschaftsinformatik (Basel, Olten und Brugg-Windisch), waren vor Ort. Der Informations- und Maschinenethiker führte in die Robotik und in die Soziale Robotik ein. Dann stellte er Überlegungen aus ethischer Sicht an und erläuterte die Zusammenhänge zwischen sozialen Robotern und Servicerobotern. Zudem waren tierfreundliche Maschinen ein Thema. Ein externer Vortrag stammte von Sara Zarubica, einer ausgebildeten Entwicklerin und studierten Wirtschaftsinformatikerin. Sie präsentierte ein auf Pepper basierendes Lernspiel, das sie 2022 im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entwickelt hatte. Ein weiterer Vortrag wurde von Carolyn Hettinger gehalten, die an der Hochschule München ihre Bachelorarbeit über Paro aus Sicht der Akteur-Netzwerk-Theorie schreibt. An allen drei Tagen waren Pepper, NAO, Alpha Mini, Cozmo und Hugvie zugegen. Sie führten ihre Fähigkeiten vor und interagierten und kommunizierten mit den Anwesenden. Am letzten Tag konzipierten und illustrierten die Studenten und Studentinnen in Gruppenarbeiten zehn verschiedene soziale Roboter, die nützlich und sinnvoll sind und sich im Markt behaupten können. Das Wahlmodul wurde zum ersten Mal im November 2021 durchgeführt. Im Februar 2023 findet es bereits wieder statt, innerhalb der Betriebsökonomie in Brugg-Windisch.

Abb.: Sara Zarubica bei der Abschlusspräsentation ihrer Bachelorarbeit

Warum sind die meisten Androiden weiblich?

Die BILD stellte im Oktober 2022 einige Fragen an Oliver Bendel in Bezug auf Lena, einen Androiden, und Androiden überhaupt. Eine Frage lautete, warum es vor allem Lenas und Sophias gebe, also weiblich anmutende Androiden. Die erste Erklärung des Informations- und Maschinenethikers: Weiblichen Robotern wird mehr vertraut als männlichen. Das beobachtet man vor allem bei Kindern. Diese Erklärung stammt ursprünglich von Hiroshi Ishiguro, dem berühmten japanischen Robotiker. Er hat sie den Teilnehmern der Robophilosophy 2018 in Wien anvertraut, wo er wie Oliver Bendel eine Keynote hatte. Die zweite Erklärung: Die männlichen Künstler und Robotiker erschaffen gerne aus sexuellen Gründen weibliche Wesen. Allerdings gibt es in der Sozialen Robotik sehr viele Frauen. Vielleicht erschaffen sie sich lieber selbst. Freilich sind die bekannten Firmen und Werkstätten wie Hiroshi Ishiguro Laboratories, Hanson Robotics und Realbotix doch männlich dominiert. Die dritte, vielleicht interessanteste Erklärung: Man kann leichter Kopien von (imaginierten oder existierenden) zurechtgemachten Frauen anfertigen als von durchschnittlichen Männern. Eine stark geschminkte Frau mit gezupften Augenbrauen und gebleichten Zähnen wirkt von Haus aus ein wenig künstlich – perfekte Voraussetzungen für die Herstellung von Androiden. Beim normalen Mann muss man Hautporen, Falten, Haare im Gesicht und in den Ohren etc. nachbilden. Das ist aufwändig und wird selten umgesetzt. Vielleicht ändert sich das alles, je geschminkter und gestylter die Männer sind. Aus Sebastian Kurz hätte man auf einfache Weise einen Androiden machen können. Der Artikel „Lena, Sophia und Harmony … Warum sind Roboter eigentlich weiblich?“ von Peter Amenda ist am 20. Oktober 2022 in der deutschen Boulevardzeitung erschienen.

Abb.: Oliver Bendel mit Harmony an der Universität Potsdam

KI und Robotik als Schwerpunktthemen beim WI-Update 2022

Das WI-Update 2022 widmet sich am Freitag, 23. September 2022 der Disziplin der Künstlichen Intelligenz. Als Forschungsfeldleiter „GeoHealth Analytics“ an der FFHS in Zürich wird Dr. Joachim Steinwendner, so die Website der Veranstaltung, in den Themenbereich einleiten und über die Grundlagen der KI sprechen. Pascal Wyss zeige live anhand von praktischen Beispielen, wie KI-Systeme lernen und sich weiterentwickeln. Als Head of Artificial Intelligence & Automation bei der ti&m werde er auf die Frage, wohin sich die KI entwickelt, eine Antwort geben können. Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW stellt insbesondere ethische Überlegungen in Bezug auf soziale Roboter und Serviceroboter sowie integrierte künstliche Intelligenz an. So werden Chancen und Risiken der Gesichtserkennung sowie weiterer Technologien beleuchtet. Pascal Lamia wird, so die Website, über Cybersecurity referieren. Als Leiter Operative Cybersicherheit im NCSC sei er vertraut mit den aktuellen Bedrohungen und könne veranschaulichen, wie die Angreifer vorgehen. Die Fachtagung der Wirtschaftsinformatik findet in Zürich statt. Weitere Informationen über www.wi-update.ch.

Abb.: Oliver Bendel bei Dreharbeiten von 3sat (Foto: Sara Zarubica)

Ein Umarmungsroboter für Extremsituationen

Am 2. September 2022 fand an der Hochschule für Wirtschaft FHNW das Kick-off-Meeting zum HUGGIE-Projekt statt. Unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Bendel wird das vierköpfige Team bis Januar 2023 einen Umarmungsroboter bauen und an Benutzern testen. Dies war bereits 2020 geplant, wurde aber durch die Pandemie vereitelt. Stattdessen erarbeiteten Leonie Stocker und Ümmühan Korucu theoretische Grundlagen und führten eine Onlinebefragung durch. Die Ergebnisse wurden im Buch „Soziale Roboter“ unter dem Titel „In den Armen der Maschine“ veröffentlicht. Der soziale Roboter HUGGIE soll zu einem guten Leben beitragen, indem er Menschen berührt und umarmt. Bereits bekannt ist, dass Wärme und Weichheit der Arme und des Körpers gewünscht werden. Nun wird untersucht, ob z.B. auch Töne, Stimmen, Vibrationen und Gerüche die Akzeptanz erhöhen. Auch das Aussehen soll variiert werden: Möchte man eher von einem weiblich oder männlich anmutenden Roboter umarmt werden? Eher von einem tierähnlichen oder einem menschenähnlichen? Was ist mit einem modifizierten, technisierten Teddybären? Die Leitfrage des Praxisprojekts ist: Kann ein sozialer Roboter durch Umarmungen und Berührungen zur Steigerung des körperlichen und geistigen Wohlbefindens beitragen, und welche Faktoren sind dabei zu berücksichtigen? Letztlich sollen Roboter dieser Art vor allem in Extremsituationen eingesetzt werden, bei Krisen und Katastrophen, bei Krankheiten, mit denen Isolation verbunden ist, oder bei Marsflügen.

Abb.: Will man von einem Teddybären umarmt werden?

Ein sozialer Roboter als interaktiver Lernpartner von Kindern mit Diabetes

Sara Zarubica entwickelte im Rahmen ihrer von Prof. Dr. Oliver Bendel betreuten Abschlussarbeit an der Hochschule für Wirtschaft FHNW für ein Kinderspital eine auf einem sozialen Roboter laufende Lernanwendung. Das Ziel war es laut Abstract, aus Pepper einen interaktiven Lernpartner zu machen, mit dem die Kinder „das Schätzen von Kohlenhydratmengen in Mahlzeiten üben und so eine Grundlage für den täglichen Umgang mit Diabetes mellitus Typ 1 schaffen können“ (Abstract). Im Abstract heißt es weiter: „Zu Beginn der Arbeit wurden die Anforderungen an die Lernsoftware mit der Auftraggeberschaft besprochen und danach ergänzt und dokumentiert. Basierend darauf erfolgten Recherchen in Bezug auf das Design der Lernsoftware, deren Ergebnisse in einer Mindmap zusammengetragen wurden.“ (Abstract) Zur Visualisierung der Lernsoftware erstellte die Studenin anhand der Mindmap ein Mockup. Dann erarbeitete sie den Fragenkatalog für die Lernsoftware. Für die Evaluation des Technologie-Stacks führte sie eine Nutzwertanalyse durch. Aufgrund der Ergebnisse wählte sie das Betriebssystem NAOqi 2.5 für die Implementierung der Roboterinteraktion aus. „Basierend auf dem Wunsch der Auftraggeberschaft, dass das Lernspiel auch ohne Pepper funktionieren solle, wurde für das Lernspiel eine Webapplikation erstellt. Für die Kommunikation zwischen der Weblösung und Pepper wurde eine Schnittstelle entwickelt, welche das LibQi-JavaScript-SDK benutzt, um so Dienste zur Roboterinteraktion aufzurufen.“ (Abstract)  Für das Setup von Pepper und das Abfangen von Events verwendete die Entwicklerin bereits vordefinierte Elemente in Python und passte sie für den vorliegenden Zweck an. „Sämtliche Systemtests in der Testphase verliefen erfolgreich und der Akzeptanztest wurde an zwei Halbtagen in der Kinderklinik … durchgeführt. Allen zehn Teilnehmern am Akzeptanztest hat die Interaktion mit Pepper gut gefallen und acht von zehn Kindern würden das Spielen mit Pepper sogar gegenüber dem Tablet vorziehen.“ (Abstract) Kommunikation und Interaktion bestehen darin, dass Pepper spricht, Kopf- und Körperbewegungen macht und mit den Armen gestikuliert. Er erinnert sich an den Namen des Benutzers und gebraucht diesen während der Konversation. Das Kinderspital darf als Auftraggeber die Lernsoftware einsetzen und weiterentwickeln.

Abb.: Sara Zarubica bei der Demonstration der Lernsoftware

Kalaidos vermittelt Grundlagen zur Robotik

Oliver Bendel hat seit 2009 eine Professur an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW (Standorte in Basel, Muttenz, Olten und Brugg-Windisch) inne. Studiert hat er ab 1987 an der Universität Konstanz Philosophie und Germanistik (M.A.) sowie Informationswissenschaft (Dipl.-Inf.-Wiss.), promoviert ab 1999 an der Universität St. Gallen zu pädagogischen Agenten (speziellen Conversational Agents und sozialen Robotern) im Fachbereich der Wirtschaftsinformatik (Dr. oec.). Er lehrt und forscht an der Hochschule für Wirtschaft FHNW in Olten und Brugg-Windisch (Informations- und Maschinenethik sowie Soziale Robotik) und an der Hochschule für Technik FHNW in Brugg-Windisch (Informations- und Maschinenethik sowie Wissensmanagement). Ab Herbstsemester 2022 kommen zwei weitere Deputate hinzu. Prof. Dr. Oliver Bendel übernimmt im Modul „Ethik und Recht“ an der Hochschule für Architektur, Bau und Geomatik FHNW in Muttenz den Modulteil „Ethik“ und lehrt darin zur Technikethik und Informationsethik. Zudem übernimmt er an der Kalaidos Fachhochschule Schweiz in Zürich im Modul „Computational Engineering and Robotics“ den Modulteil „Robotics“ und vermittelt darin Grundlagen zur Industrierobotik, Servicerobotik sowie Sozialen Robotik. Im Herbstsemester 2022 findet auch die zweite Durchführung des Wahlmoduls „Soziale Roboter“ am FHNW-Standort Olten statt. Die erste Durchführung im Herbstsemester 2021 hatte das österreichische Fernsehen begleitet.

Abb.: Oliver Bendel an der FHNW in Brugg-Windisch (Foto: Sara Zarubica)

Soziale Roboter im Fernsehen

Die Medien interessieren sich stark für die Sicht der Technikphilosophie und der Informations-, Roboter- und Maschinenethik auf soziale Roboter und ähnliche Systeme. Im Juni und Juli 2022 waren zwei Fernsehsender an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, um die Arbeit von Prof. Dr. Oliver Bendel kennenzulernen und Bilder und O-Töne einzufangen. 3sat wird eine Sendung zur Mensch-Maschine-Interaktion und zur Sozialen Robotik machen, BILD LIVE einen Beitrag zum Cybrothel in Berlin. Auf der Website des Wissenschaftlers ist zu lesen: „Oliver Bendel verortet sich in der Technikphilosophie, wobei er auf Roboter und künstliche Intelligenz fokussiert. Er untersucht das Verhältnis zwischen Mensch bzw. Tier und Maschine und fragt danach, wie die Maschine der Gegenwart und Zukunft beschaffen ist, sein wird und soll.“ Dabei entwickelt er zusammen mit seinen Teams aus der Maschinenethik heraus spezielle KI-Systeme und tierfreundliche Roboter als Prototypen, um Möglichkeiten aufzuzeigen und Thesen zu überprüfen. Seit 2012 sind 13 Konzepte und Artefakte entstanden, die auf Konferenzen wie AAAI Spring Symposia, ISAIM, Robophilosophy und CHI sowie in Journals wie Künstliche Intelligenz, AI & Society, Paladyn – Journal of Behavioral Robotics und Frontiers of Animal Science vorgestellt wurden.

Abb.: Oliver Bendel beim Dreh mit 3sat (Foto: Sara Zarubica)

Kranke Kinder lernen mit Pepper

Die IT-Spezialistin Sara Zarubica entwickelt seit April 2022 unter der Betreuung von Prof. Dr. Oliver Bendel an der Hochschule für Wirtschaft FHNW eine Lernsoftware für Pepper, die Kindern mit Diabetes in einem Kinderspital grundlegendes Wissen vermittelt. Der soziale Roboter eignet sich gut für diesen Anwendungsfall, weil er über ein Display im Brustbereich verfügt. Die Lernsoftware läuft darauf und kann darüber gesteuert werden. Zusätzlich gibt Pepper verbales und gestisches Feedback, etwa wenn eine Aufgabe richtig gelöst wurde. Im Fokus ist das Abschätzen der Kohlenhydratwerte von Nahrungsmitteln und Mahlzeiten. Es ist für die Kinder wichtig zu wissen, wie viele Kohlenhydrate sie zu sich genommen haben, da davon die zu spritzende Menge des Insulins abhängt. Das grundlegende Wissen über Diabetes kann durch die Wissensfragen im Spiel auch erlernt werden, steht aber nicht im Zentrum. Die Lernanwendung ist kurz vor der Fertigstellung. Die Kinder im Spital waren bei den Tests mehrheitlich begeistert und begrüßten die Abwechslung. Ab Mitte August 2022 liegen die Ergebnisse des Projekts vor, also der Bericht mitsamt der Dokumentation und die Programmierung selbst.

Abb.: Sara Zarubica mit ihrer Lernsoftware für Pepper

Soziale Roboter als Gegenstand der Learntec

Drei Tage lang, vom 31. Mai bis zum 2. Juni 2022, fand die Learntec, die größte E-Learning-Messe und -Konferenz Europas, in Karlsruhe statt. Die erste Keynote hielt Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich, der bereits 2001, 2003 und 2004 zu Gast gewesen war. Das Thema war „Kollegen, Freunde, Partner: Welche Versprechen soziale Roboter geben und welche sie halten“. Zunächst stellte der Informations- und Maschinenethiker im Rahmen der begrifflichen Arbeit sein Fünf-Dimensionen-Modell sozialer Roboter vor, das die Interaktion mit Lebewesen, die Kommunikation mit Lebewesen, die Nähe zu Lebewesen, die Abbildung von (Aspekten von) Lebewesen sowie – im Zentrum – den Nutzen für Lebewesen vorsieht. Mit Hilfe dieses Modells beschrieb er mehrere Produkte wie Alpha Mini, Cozmo, Pepper, NAO, P-Care, Reem und Harmony. Er fragte danach, wie es um die Zuverlässigkeit sozialer Roboter bestellt ist und welche Versprechen sie geben und halten (oder nicht halten). Eine kurze Diskussion rundete die einstündige Veranstaltung ab.

Abb.: Oliver Bendel beschreibt Alpha Mini (Foto: Learntec)

Welche Versprechen soziale Roboter geben und welche sie halten (oder nicht halten)

Am 31. Mai 2022 hält Oliver Bendel eine Keynote bei der Learntec, der größten E-Learning-Messe und -Konferenz Europas. Zum ersten Mal hatte er in Karlsruhe im Jahre 2001 als Leiter des CC E-Learning an der Universität St. Gallen vorgetragen („Learning Center und Competence Center E-Learning“). Die letzten Auftritte fanden 2003 und 2004 statt („Das St. Galler E-Learning-Referenzmodell“). Das diesjährige Thema ist „Kollegen, Freunde, Partner: Welche Versprechen soziale Roboter geben und welche sie halten“. Seit der Jahrtausendwende beschäftigt sich der studierte Philosoph und promovierte Wirtschaftsinformatiker mit Conversational Agents und sozialen Robotern. War es damals vor allem der pädagogische Kontext gewesen und um pädagogische Agenten gegangen, stehen seit 2010 Pflege und Therapie sowie Unterhaltung im Vordergrund. Zudem interessiert sich Oliver Bendel für Extremsituationen, in denen man Chatbots, Sprachassistenten und soziale Roboter einsetzen kann, und er entwickelt mit seinen Teams tierfreundliche Maschinen. Auf der Learntec fragt er danach, wie es um die Zuverlässigkeit von sozialen Robotern bestellt ist und welche Versprechen sie geben und halten (oder nicht halten). Das vollständige Programm kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Was verspricht und hält Pepper? (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

„Soziale Roboter“ unter den „Besten der Besten“

Seit ca. 20 Jahren fasst der Dienstleister getAbstract Sach- und Fachbücher zusammen. 25.000 Titel umfasst das Angebot inzwischen. Die wöchentlichen Empfehlungen der Redaktion nennen die „Besten der Besten“ (Website getAbstract). Am 16. Mai 2022 kam das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) auf die begehrte Liste. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Experten und Expertinnen der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Das Buch ist Anfang November 2021 bei Springer Gabler erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 heruntergeladen bzw. bezogen werden.

Abb.: Pepper wird fotografiert (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Weiteres Wahlmodul zu sozialen Robotern

An der Hochschule für Wirtschaft FHNW wird seit Herbstsemester 2021 in Olten jährlich das Wahlmodul „Soziale Roboter“ angeboten. Es steht Wirtschaftsinformatikern und Betriebsökonomen offen. Dozent ist Prof. Dr. Oliver Bendel. Zusätzlich gibt es ab Frühjahrssemester 2023 in Windisch jährlich das Wahlmodul „Soziale Roboter aus technischer, wirtschaftlicher und ethischer Perspektive“. Es wird vom selben Wissenschaftler verantwortet und steht allen Studenten und Studentinnen der Betriebsökonomie offen. Die Veranstaltungen klären Grundbegriffe und -konzepte, stellen den Zusammenhang zwischen der Sozialen Robotik und anderen Disziplinen (Künstliche Intelligenz, Maschinenethik, Künstliches Bewusstsein, Wirtschaftsinformatik bzw. Betriebsökonomie) her, nennen Beispiele sozialer Roboter und gehen auf Anwendungsgebiete sozialer Roboter ein. Die Studenten und Studentinnen lernen ausgewählte soziale Roboter kennen, auch im direkten Kontakt. Sie entwickeln Szenarien, die folgende Komponenten umfassen: Beschreibung eines fiktiven sozialen Roboters (Zeichnung, Produktbeschreibung), Skizze einer Organisation oder Situation, in der der Roboter eingesetzt wird (Organigramm, Firmenbeschreibung), Darstellung der Interaktion und Kommunikation sowie der Datenflüsse (Modellierung), Diskussion technischer, wirtschaftlicher, ethischer und rechtlicher Fragen. Die Ergebnisse werden in Gruppen im Plenum präsentiert.

Abb.: Der berühmte Hallerbau am Standort Brugg-Windisch

Kinder in der Klinik sollen mit Pepper lernen

Die IT-Spezialistin Sara Zarubica entwickelt von April bis August 2022 unter der Betreuung von Prof. Dr. Oliver Bendel an der Hochschule für Wirtschaft FHNW eine Lernsoftware für Pepper, die Kindern in einem Kinderspital grundlegendes Wissen über Diabetes vermittelt. Der soziale Roboter eignet sich gut für diesen Anwendungsfall, weil er über ein Display im Brustbereich verfügt. Die Lernsoftware soll darauf laufen und darüber gesteuert werden können. Zusätzlich gibt Pepper, so der Plan, verbales und gestisches Feedback, etwa wenn eine Aufgabe richtig gelöst wurde. Die betroffenen Kinder haben meist Diabetes Typ 1 und müssen mit Insulininjektionen behandelt werden. Zuweilen tritt bei ihnen auch Diabetes Typ 2 auf. Es ist wichtig, dass sie die Merkmale und Symptome ihrer Krankheit kennen, um richtig agieren und reagieren zu können. In dem laufenden Projekt soll ein Prototyp entstehen, der Vorbild für weitere Lernanwendungen dieser Art ist.

Abb.: Pepper in Aktion (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Robot Baristas im Lexikon zur Sozialen Robotik

Im Buch „300 Keywords Soziale Robotik“ von Oliver Bendel ist auch ein Eintrag zu Kaffeerobotern vorhanden. In einem Absatz heißt es: „Kaffeeroboter wie ELLA – oft ‚Robot Baristas‘ genannt – werden z.B. in Cafés in Singapur eingesetzt. Café X ist in San Francisco vertreten. Die Roboterarme mit mehreren Freiheitsgraden können den Becher in die Maschine schieben und nach der Befüllung herausnehmen, zudem Milch erwärmen und aufschäumen. Über eine App überträgt der Kunde seine individuellen Wünsche an den Roboter. Geräte dieser Art bereiten auch Cocktails zu. ELLA und Co. arbeiten in der Nähe von Menschen und an Orten mit einer hohen Geselligkeit. In ihrem Aussehen und ihren Funktionen sind sie mit Cobots in der Fabrik vergleichbar.“ Auch in der Schweiz werden Robot Baristas hergestellt und eingeführt, etwa von F&P Robotics, einem der Pioniere in diesem Bereich, und von Smyze. Roboter dieser Art sind zum einen Serviceroboter, da sie eine klassische Dienstleistung anbieten, zum anderen soziale Roboter, wenn sie eine Nähe zum Kunden haben und dessen Namen und Geschmack einbeziehen. Das Buch ist Ende 2021 erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-34833-5 bezogen bzw. heruntergeladen werden.

Abb.: Barney Barista von F&P Robotics

Soziale Roboter: Beispiele und Herausforderungen

Am 17. März 2022 hält Prof. Dr. Oliver Bendel auf Einladung der Gesellschaft für Informatik (Regionalgruppe Mittelfranken) den Vortrag „Soziale Roboter: Beispiele und Herausforderungen“. Aus dem Ankündigungstext: „Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich stellt in seinem Vortrag zunächst aktuelle Entwicklungen sozialer Roboter vor, wobei er auf Therapie, Pflege und Haushalt fokussiert. Er diskutiert dann technische und ethische Herausforderungen. In einem Exkurs geht er auf tierfreundliche Maschinen und das Verhältnis zwischen sozialen Robotern und Tieren ein.“ Der Informations- und Maschinenethiker hat zuletzt das Buch „Soziale Roboter“ veröffentlicht, an dem etwa 30 Autorinnen und Autoren mitgearbeitet haben, unter ihnen einige der bekanntesten Vertreter ihres Fachs. Vortrag und Diskussion dauern von 18:15 bis 19:45 Uhr. Weitere Informationen über rg-mittelfranken.gi.de/veranstaltung/soziale-roboter-beispiele-und-herausforderungen.

Abb.: Oliver Bendel bei einem Vortrag (Foto: Verdi)

„42 – Die Antwort auf fast alles“, auch auf die Frage „Werden wir Roboter lieben?“

Bereits seit 20. Januar 2022 ist der ARTE-Beitrag „Werden wir Roboter lieben?“ in der Serie „42 – Die Antwort auf fast alles“ online verfügbar. Am 19. Februar 2022 folgt dann die klassische Version im deutsch-französischen Kulturkanal. Auf der Website von ARTE heißt es: „Schätzungen zu Folge gibt es weltweit inzwischen mehr als 1,7 Millionen Roboter mit sozialen Eigenschaften. Sie pflegen, bilden, helfen und unterhalten uns. Längst gibt es auch hoch technisierte Sexroboter. Doch können diese Maschinen tatsächlich Gefühle entwickeln – oder gar Liebe empfinden? ‚Wir haben für unseren Roboter digitale künstliche Hormone entwickelt. Und wir simulieren mit Hilfe von künstlicher Intelligenz die Veränderungen des Hormonhaushalts bei einem Menschen, der sich verliebt‘, sagt Hooman Samani, Roboterentwickler an der Universität Plymouth. Und auch umgekehrt kommen wir der Mensch-Maschine-Beziehung näher: Für den Kognitionspsychologen Martin Fischer von der Universität Potsdam sprechen gewisse psychologische Effekte dafür, dass unsere Einstellung gegenüber Robotern in Zukunft immer positiver wird, allein deshalb, weil wir im Alltag immer mehr mit ihnen zu tun bekommen werden. Werden wir mit Robotern die Nähe eines echten Menschen oder Tieres ersetzen? Der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel von der Fachhochschule Nordwestschweiz hält das sogar für wahrscheinlich: Viele werden Beziehungen mit einer dritten Kategorie von Existenzen eingehen. Manchen wird es auch eine Weile helfen. Es ist einfach die Frage, ob es ihnen dauerhaft hilft.'“ Weitere Informationen zur Sendung über www.arte.tv/de/videos/101938-004-A/42-die-antwort-auf-fast-alles/.

Abb.: Oliver Bendel mit Data als Spielzeugfigur (Foto: ARTE)

Soziale Roboter in der Science-Fiction

Zahlreiche führende Experten und hochtalentierte Nachwuchswissenschaftler haben am Buch „Soziale Roboter“ mitgewirkt. Von Karsten Weber stammt die Abhandlung „Soziale Roboter in der Science-Fiction: Ein Bericht über das Verhältnis von Herr und Knecht mit wechselnden Rollen für Menschen und Roboter“. Aus dem Abstract: „Viele Definitionen sozialer Roboter sind moralisch aufgeladen und schließen daher reale und vor allem in der Science-Fiction auftretende Roboter aus der Klasse sozialer Roboter oft aus. Ausgehend von einer alternativen Definition, die auf der Konzeption sozialen Handelns bei Max Weber aufbaut, wird für eine moralisch neutrale Sichtweise auf soziale Roboter plädiert. Dies ist notwendig, um die in der Regel moralisch ambivalenten sozialen Roboter in der Science-Fiction überhaupt thematisieren zu können. Es werden drei Zeiträume identifiziert, in denen soziale Roboter in der Science-Fiction auf sehr unterschiedliche Weise präsentiert werden. Schließlich werden Gründe skizziert, warum eine wissenschaftliche Beschäftigung mit sozialen Robotern in der Science-Fiction sinnvoll sein kann, um bspw. Fragen der gelingenden Interaktion, der Akzeptanz oder der Technikfolgenabschätzung in Bezug auf solche Maschinen besser beantworten zu können.“ Das von Oliver Bendel herausgegebene Werk ist Anfang November 2021 erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: Soziale Roboter in der Science-Fiction

Soziale Roboter im Bildungsbereich

Zahlreiche führende Experten und hochtalentierte Nachwuchswissenschaftler haben am Buch „Soziale Roboter“ mitgewirkt. Von Sabine Seufert, Josef Guggemos und Stefan Sonderegger stammt die Abhandlung „Soziale Roboter im Bildungsbereich: Konzeptioneller Überblick zum Einsatz sozialer Roboter in der Bildung“. Aus dem Abstract: „Soziale Roboter könnten als Tutoren, Lehrassistenten oder Lernpartner in Zukunft ein integraler Bestandteil der Bildungsinfrastruktur sein. Viele Aufgaben im Bereich des Lehrens und Lernens können sie bereits heute übernehmen und noch viele weitere werden sie in Zukunft übernehmen können. Lernende sowie Arbeitnehmende werden heute immer mehr durch smarte Maschinen unterstützt. Das Lernen mit sozialen Robotern kann die menschlichen Fähigkeiten erweitern, individualisiertes und kollaboratives Lernen ermöglichen sowie die Motivation und das Selbstvertrauen der Lernenden steigern. Neben der technischen Entwicklung sind dafür auch didaktische Ansätze und Konzepte zum Design der Lernszenarien grundlegend. Der Beitrag beleuchtet den Stand der Forschung und gibt einen konzeptionellen Überblick zum Einsatz sozialer Roboter im Bildungsbereich.“ Das von Oliver Bendel herausgegebene Werk ist Anfang November 2021 erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: NAO im Unterricht (Foto: Langbein & Partner)

Roboter in der Therapie

Zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben am Buch „Soziale Roboter“ mitgewirkt. Von Stefanie Baisch und Thorsten Kolling stammt die Abhandlung „Roboter in der Therapie: Vom Demonstrator zum Psychotherapeuten“. Aus dem Abstract: „Bereits heute, aber dank des demografischen Wandels umso mehr in Zukunft, sind therapeutische Ressourcen begrenzt. Infolgedessen können nicht alle Menschen die physische, psychische oder kognitive Therapie bekommen, die sie benötigen, um trotz Beeinträchtigungen möglichst selbständig am alltäglichen Leben teilnehmen zu können. Roboter könnten die Therapie quantitativ wie auch qualitativ verbessern und mehr Menschen Zugang zu einer Therapie ermöglichen. Im vorliegenden Beitrag werden die verschiedenen Rollen und Funktionen, die die Roboter in unterschiedlichen Therapiebereichen einnehmen können, sowie empirische Belege für Akzeptanz, Wirksamkeit und Einflussfaktoren vorgestellt, soweit vorhanden. Dabei zeigt sich, dass selbst in den besser untersuchten Populationen (Kinder mit Autismus-Spektrum-Störung, ältere Erwachsene mit und ohne Demenz) die Datenbasis sehr dünn ist und noch viele Fragen offenbleiben. Neben Potenzialen werden forschungs- wie auch praxisbezogene und ethische Problemfelder des Einsatzes sozialer Roboter im therapeutischen Bereich identifiziert.“ Das von Oliver Bendel herausgegebene Werk ist Anfang November 2021 erschienen und verzeichnet bereits 30.000 Downloads. Es kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: Es müssen nicht immer Roboter sein

Soziale Roboter im öffentlichen Raum

Zahlreiche führende Expertinnen und Experten haben am Buch „Soziale Roboter“ mitgewirkt. Von Sebastian Schneider stammt die Abhandlung „Soziale Roboter im öffentlichen Raum: Einsatzfelder und soziale Herausforderungen im Lichte aktueller Forschung“. Aus dem Abstract: „Soziale Roboter können in naher Zukunft in öffentlichen Räumen eingesetzt werden, um Serviceleistungen zu automatisieren und Menschen zu unterstützen. Der Einsatz im öffentlichen Raum bringt jedoch vielfältige technische und soziale Herausforderungen mit sich. Dieser Beitrag stellt aktuelle Erkenntnisse zu den sozialen Herausforderungen an Orten wie Einkaufszentren, Museen oder Bahnhöfen dar und fasst wichtige Diskussionspunkte und weiterführende Forschungsrichtungen zusammen.“ Das von Oliver Bendel herausgegebene Werk ist Anfang November 2021 erschienen und verzeichnet bereits 30.000 Downloads. Es kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: Ein berühmter Roboter im halböffentlichen Raum

Komm schon, gib dir doch etwas mehr Mühe!

Zahlreiche führende Experten und hochtalentierte Nachwuchswissenschaftler haben am Buch „Soziale Roboter“ mitgewirkt. Von Maike Paetzel-Prüsmann stammt die Abhandlung „Komm schon, gib dir doch etwas mehr Mühe!: Wie wir die Persönlichkeit von Robotern wahrnehmen und verändern können“. Aus dem Abstract: „Die Persönlichkeit beschreibt grundlegende Charaktereigenschaften, die in verschiedenen Situationen zu ähnlichem Verhalten führen und sich über die Zeit nur in geringem Maße ändern. Um einen ersten Eindruck der Persönlichkeit einer fremden Person zu bekommen und daraus Erwartungen an ihr situatives Verhalten abzuleiten, reichen einem Menschen bereits wenige Millisekunden. Ähnlich wie andere Menschen behandeln wir auch Roboter als soziale Akteure und schreiben ihnen menschenähnliche Persönlichkeitsmerkmale zu. Dieser Beitrag beschreibt, wie das äußere Erscheinungsbild eines Roboters die Persönlichkeitswahrnehmung beeinflusst und wie die wahrgenommene Persönlichkeit durch zielgerichtetes Interaktionsdesign explizit manipuliert werden kann. Er zeigt auch, wie Roboter mit verschiedenen Persönlichkeiten wiederum das menschliche Verhalten beeinflussen können, und diskutiert Implikationen für das ethisch korrekte Verhalten von Robotern, die sich daraus ergeben.“ Das von Oliver Bendel herausgegebene Werk ist Anfang November 2021 erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.

Abb.: Pepper im Ruhemodus