Der K5 in New York

Das New York City Police Department (NYPD) nimmt schon seit einiger Zeit Allzweckroboter wie Spot bei Einsätzen mit. Daneben setzt man seit diesem Jahr auf den Sicherheitsroboter K5 von Knightscope. Dieser war bisher vor allem an der Westküste beliebt, vor allem in Kalifornien. Eine in New York ansässige spanische Journalistin befragte Prof. Dr. Oliver Bendel, was er davon hält, dass man den K5 auf Straßen, Plätzen und in der U-Bahn autonom seine Runden drehen lässt. Der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph hält wenig davon, denn die mobile Überwachungskamera ist mit Gesichtserkennung ausgestattet und kann zur Massenüberwachung beitragen. Gegen eine Patrouille auf Betriebsgeländen hat er dagegen nichts einzuwenden. Er selbst traf 2016 im Stanford Shopping Center auf den Sicherheitsroboter, der sehen, hören und riechen kann. Natürlichsprachliche Fähigkeiten hatte er damals noch nicht. Bereits ein solcher Ort kann problematisch sein, da man kaum eine Möglichkeit hat, dem Serviceroboter auszuweichen. Ein paar der Antworten, die er der Journalistin gab, werden in ihrem Artikel „K5, el robot-policía del metro de Nueva York“ zitiert, der am 21. November 2023 im spanischen Magazin La Marea erschienen ist.

Abb.: Ein K5 in New York (Foto: Knightscope)

New Yorker Polizei setzt auf K5 und Spot

Das New York City Police Department (NYPD) sieht Serviceroboter „für Straßenpatrouillen und Überwachung“ (Golem, 14. April 2023) vor. „Neben dem Roboterhund Spot soll künftig zusätzlich ein eigenständiges Modell vom Typ Knightscope K5 eingesetzt werden.“ (Golem, 14. April 2023) Dies schreibt Oliver Nickel in Golem unter Berufung auf Aussagen des New Yorker Bürgermeisters Eric Adams bei einer Pressekonferenz. Sowohl Spot als auch K5 sind Thema des Papers „Robots in Policing“ von Prof. Dr. Oliver Bendel, das in den Proceedings „Social Robots in Social Institutions“ der Robophilosophy 2022 erschienen ist. Mit Sicherheits- und Überwachungsrobotern wie dem K5 beschäftigt sich der Technikphilosoph aus Zürich seit Jahren. In dem Artikel „Mehr Unsicherheit mit Sicherheitsrobotern?“, erschienen 2016 in der Zeitschrift SicherheitsForum, nahm er u.a. die ethische Perspektive ein. Bereits ein paar Monate vorher veröffentlichte Inside IT den Beitrag „Blechpolizisten mit Elektroschockern: Beobachtungen zu Überwachungsrobotern“. Ohne Zweifel gewinnt das Thema in diesen Tagen an Bedeutung, wegen der Einsätze in den USA, aber auch der Pläne in Deutschland – das Innovation Lab der Polizei Nordrhein-Westfalen in Duisburg testet derzeit Modelle wie Spot.

Abb.: Motorräder der New Yorker Polizei

Helfer ohne Ansteckungsgefahr

In seinen Artikeln „Serviceroboter als Helfer in der Not“ (Telepolis, 13. Mai 2020) und „Der Einsatz von Servicerobotern bei Epidemien und Pandemien“ (HMD – Praxis der Wirtschaftsinformatik, 14. Oktober 2020) stellte Prof. Dr. Oliver Bendel dar, wie Serviceroboter bei Krisen und Katastrophen und bei Pandemien eingesetzt werden können. Insbesondere Transport-, Sicherheits- und Reinigungsroboter seien relevant. Zudem könne man Pflegeroboter verwenden und auch umrüsten, etwa um sie Desinfektionsaufgaben erledigen zu lassen. Die dpa befragte den Technikphilosophen aus Zürich im Juni zum Thema. Der Beitrag von Frederick Mersi erschien am 20. und 21. Juni 2021 in mehreren Zeitungen und Zeitschriften unter verschiedenen Titeln, etwa bei Heise Online („Helfer ohne Ansteckungsgefahr: Schlägt jetzt die Stunde der Roboter?“).

Abb.: Maskenträgerinnen auf Schloss Nymphenburg

Sicherheitsroboter von Kalifornien bis Dubai

„Sicherheitsroboter verbreiten sich in den Stadtteilen, in den Einkaufszentren und auf den Firmengeländen, als rollende und fliegende Maschinen. Sie sollen für die Sicherheit der Unternehmen, Besucher und Kunden sorgen. Sie sind autonom bzw. teilautonom oder werden von Menschen oder weiteren Systemen zu Einsatzorten und Problemfällen navigiert. Je nach Zusammenhang werden sie auch als Überwachungsroboter oder Polizeiroboter bezeichnet.“ So beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel im Gabler Wirtschaftslexikon. Manche von ihnen können, so wird erklärt, mit Hilfe von Kameras und Mikrofonen „sehen“ und „hören“, einige zudem „riechen“, d.h. Gefahrenstoffe und Rauchentwicklung wahrnehmen. Sicherheitsroboter dieser Art stellt Knightscope im Silicon Valley her. Dort werden auch einige von ihnen eingesetzt. Der K5 beispielsweise ist in der Stanford Shopping Mall unterwegs. Dubai dagegen setzt auf REEM von PAL Robotics, in der rollenden Variante und mit der Mütze eines Polizisten. Der Beitrag ist am 5. März 2020 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/sicherheitsroboter-122267 heruntergeladen werden.

Abb.: Ein Polizeiroboter im Einsatz

Pepper im Parlament

Über Serviceroboter aus ethischer Sicht hat Oliver Bendel am 8. November 2017 im Europäischen Parlament in Brüssel im Rahmen einer Robotikkonferenz gesprochen. Er stellte Pflege-, Sicherheits- und Kampfroboter vor und nahm die Perspektiven der Informationsethik und anderer Bereichsethiken sowie der Maschinenethik ein. Am Ende ging er auf Pepper ein, den emotionalen Roboter. Aus den Bereichsethiken heraus fragte er: „Should you leave children alone with Pepper, and if so, for how long? Should Pepper’s emotion recognition be used in retail to better understand customers?“ Und aus der Maschinenethik heraus: „Do you want Pepper to show some emotion even though it doesn’t have one? Do you want it to speak more humanoid to be more convincing? Should it be able to refuse to do certain things, e.g., to steal from other people?“ Es schloss sich eine Diskussion an, die Mady Delvaux als erste Fragestellerin eröffnete. Sie hatte für das Europäische Parlament den Bericht „mit Empfehlungen an die Kommission zu zivilrechtlichen Regelungen im Bereich Robotik“ erstellt, den Oliver Bendel auf Wunsch eines Abgeordneten der Grünen kommentiert hatte. Nach der Videoübertragung zwischen der Schweiz und Belgien ging es weiter mit Vorträgen vor Ort.

Abb.: Zu Pepper stellen sich viele Fragen

Sicher in Dubai

An mehreren Orten auf der Welt kennt man inzwischen Sicherheits- und Überwachungsroboter. Der K5 wird (wie der K3) seit Jahren im Silicon Valley hergestellt und dort auch eingesetzt. Zuletzt machte er Schlagzeilen, weil er in einen Brunnen fiel. Bei der Expo 2020 in Dubai soll laut der Süddeutschen Zeitung vom 6. August 2017 der humanoide REEM aus dem Hause PAL Robotics nach dem Rechten sehen. „Zur Begrüßung reicht er die dreifingrige Hand oder salutiert. Die Maschine, etwa 1,70 Meter hoch und 100 Kilogramm schwer, trägt die gleiche tannengrüne Uniformfarbe und Mütze wie die menschlichen Beamten.“ (Süddeutsche Zeitung, 6. August 2017) Die Kameras können zusammen mit der Software „Gesichter und Gesichtsausdrücke sowie Körpersprache und Gesten erkennen“. Der Roboter bewegt sich autonom, kann aber auch ferngesteuert und bedient werden. Wie Pepper hat er auf Brusthöhe einen Touchscreen. Über diesen können „Bürger und Besucher elektronisch Anzeigen aufgeben oder Informationen abrufen“. „Per Videolink oder Sprechverbindung nehmen die Offiziere im Kontrollraum direkt Kontakt mit ihnen auf und bekommen Live-Bilder geliefert.“ (Süddeutsche Zeitung, 6. August 2017) Damit wird der Roboter wie ein Beam eingesetzt, der ebenfalls im Silicon Valley beliebt ist. Ob REEM das subjektive Sicherheitsgefühl verstärkt, darf bezweifelt werden. Eine objektive Gefährdungslage gibt es zweifelsohne, hervorgerufen durch den Roboter selbst.

Abb.: So ist man in Dubai sicher vor REEM

Sicherheitsroboter ertränkt sich

Ein Sicherheits- und Überwachungsroboter in Kalifornien hat sich offenbar ertränkt. Bilal Farooqui aus San Francisco twitterte am 17. Juli 2017: „Our D.C. office building got a security robot. It drowned itself.“ Und schloss mit den Worten: „We were promised flying cars, instead we got suicidal robots.“ Das mitgelieferte Foto zeigt den Roboter, wie er im Wasser eines Brunnens liegt. Offenbar hat er sich nicht so zielsicher fortbewegt wie Anita Ekberg in „La dolce vita“. Eine Treppe wurde ihm zum Verhängnis, und der Umstand, dass er Strom braucht, um sich fortzubewegen und seine Umgebung zu untersuchen (allerdings ist nicht klar, ob es einen Kurzschluss gab). Bei dem Roboter handelt es sich offenbar um den K5 von Knightscope. Er ist seit Jahren in San Francisco und im Silicon Valley unterwegs, etwa im Stanford Shopping Center. Vor einiger Zeit kam es zu einem Unfall, bei dem ein Junge leicht verletzt wurde. In Kalifornien genießen Roboter große Freiheit. Nicht immer gehen sie verantwortungsvoll damit um.

Abb.: Der K5 im Detail

Über Sicherheits- und Überwachungsroboter

Sicherheits- und Überwachungsroboter verbreiten sich auf den Firmengeländen und in den Shopping Malls, als rollende und fliegende Maschinen. Sie sollen für die Sicherheit der Unternehmen und Kunden sorgen. Dabei entsteht allerdings auch Unsicherheit. Man kann mit ihnen zusammenstoßen, sie können einen überwachen und aushorchen. Technology Review war im Gespräch mit Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Es ging unter anderem um den K5 im Silicon Valley, den der Informations- und Maschinenethiker im vergangenen Jahr vor Ort inspiziert hat. Der Roboter von Knightscope ist im Shopping Center in Stanford im Einsatz. Er streift die ganze Zeit durch die Gegend und meldet Auffälliges und Verdächtiges an eine Zentrale. Diese bewertet die Situation und ergreift gegebenenfalls Maßnahmen. Der kegelförmige Mitarbeiter ist über 100 Kilo schwer und 1,20 Meter hoch. Der Artikel „Wer hat Angst vor Robocobs“ mit Aussagen von Oliver Bendel ist in der Ausgabe 5/2017 auf den Seiten 32 bis 34 erschienen.

Abb.: Der K5 im Shopping Center in Stanford

Die Serviceroboter sind auf dem Vormarsch

So wie die Industrieroboter immer mehr ihre Gefängnisse und Behausungen verlassen, so wie sie immer mobiler und universeller geraten, und so wie sie immer mehr an den Menschen heranrücken, so befreien sich die Serviceroboter mehr und mehr von inneren und äußeren Zwängen und mischen sich unter uns. Man kann Haushalts- und Gartenroboter, Sicherheits- und Überwachungsroboter, Transport- und Lieferroboter, Informations- und Navigationsroboter, Unterhaltungs- und Spielzeugroboter sowie Pflege- und Therapieroboter unterscheiden. Daneben gibt es beispielsweise Weltraumroboter wie Curiosity und Dextre, Spezialroboter für gefährliche Gebiete und Aufgaben sowie Kampfroboter, wenn man diese zu den Servicerobotern zählen will. Manche der Typen sind als Prototypen unterwegs, andere im ständigen und standardisierten Einsatz. In seinem Artikel „Achtung, sie kommen!“, veröffentlicht in der UnternehmerZeitung 4/2017, skizziert Oliver Bendel Zwecke und Funktionen von Servicerobotern und nennt beispielhaft Produkte. Auch ethische Fragen werden angesprochen. Der Artikel kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Pepper als Inforoboter in San Francisco