Be My Eyes stellt Videodaten für das Training von KI-Modellen zur Verfügung

Be My Eyes plant laut Hans Jørgen Wiberg, dem Gründer der App für blinde und sehbeeinträchtigten Personen, Videodaten aus Gesprächen zwischen blinden Nutzern und sehenden Freiwilligen für das Training von KI-Modellen bereitzustellen. Dies geht aus einer E-Mail von ihm an alle Benutzer hervor. Die Initiative erfolgt unter einer strengen Datenschutzrichtlinie, die den Nutzern die Möglichkeit bietet, die Datenfreigabe abzulehnen. Fotos und deren KI-Beschreibungen werden nicht für das Training genutzt, um bestehende Vorurteile nicht weiterzutragen. Nach Wiberg sollten KI-Modelle die tatsächlichen Erfahrungen und Fähigkeiten blinder Menschen widerspiegeln. Bryan Bashin, stellvertretender Vorsitzender von Be My Eyes, hebt hervor, dass blinde Tester die OpenAI-Modelle verbessert haben, was für ihn beweist, wie wichtig ihre Mitwirkung ist. Be My Eyes hatte 2023 mit dem neuen Feature Be My AI für Furore gesorgt. Das erste Paper dazu hatte Prof. Dr. Oliver Bendel im November 2023 verfasst, im Dezember 2023 eingereicht und im März 2024 an der Stanford University bei den AAAI Spring Symposia vorgetragen.

Abb.: Eine blinde Frau mit ihrem Smartphone (Bild: DALL-E 3)

Projekt zu GPT-4 für Blinde und Sehbehinderte

In einem aktuellen Projekt untersucht Prof. Dr. Oliver Bendel die Möglichkeiten und Grenzen der Funktion Be My AI der App Be My Eyes. Es handelt sich um eine GPT-4-basierte Entwicklung im Bereich der visuellen Assistenz für Blinde und Sehbehinderte. In der kleinen Studie werden eigene Tests beschrieben und ausgewertet. Zudem findet eine ethische und soziale Diskussion statt. Es zeigt sich die Mächtigkeit des Werkzeugs, das Standbilder auf eine erstaunliche Weise analysieren kann. Die Betroffenen erhalten eine neue Unabhängigkeit und eine neue Wahrnehmung ihrer Umwelt. Zugleich sind sie von der Weltanschauung und Moral des Anbieters bzw. Entwicklers abhängig, der ihnen bestimmte Beschreibungen vorgibt oder verweigert. Bei allen noch vorhandenen Schwächen und Fehlern wird deutlich, dass hier ein Paradigmenwechsel stattgefunden hat. In einem Ausblick der Studie wird deutlich gemacht, dass die Analyse von Bewegtbildern einen weiteren Sprung bedeuten wird. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass generative AI die Situation von Blinden und Sehbeeinträchtigten grundlegend verbessern kann und in unterschiedlicher Weise verändern wird. Die Ergebnisse des Projekts werden im Frühjahr 2024 veröffentlicht.

Abb.: Eine Ampelanlage mit Braille-Schrift