Rennen mit Assistenzrobotern beim Cybathlon

Beim Cybathlon nehmen Sportler mit Behinderungen teil. Sie sind ausgerüstet mit Brain-Computer-Interfaces, Hightechprothesen, Exoskeletten und anderen Technologien. Vom 25. bis 27. Oktober 2024 findet die dritte Ausgabe statt. Austragungsorte sind die Arena Schluefweg in Kloten nahe Zürich und lokale Hubs auf der ganzen Welt. „In einem einzigartigen Wettkampf treten 100 internationale Teams aus Akademie und Industrie an. Die ursprünglichen sechs Disziplinen werden um zwei weitere erweitert: Ein Rennen mit intelligenten Sehassistenztechnologien und ein Rennen mit Assistenzrobotern.“(Website Cybathlon) Beim Cybathlon im Jahre 2016 war der Moderator Tobias Müller fünfmal im Gespräch mit Oliver Bendel, Technikphilosoph aus Zürich, der bei diesem Anlass vor allem Informations- und Roboterethiker war, den Einsatz von Implantaten, Prothesen und Robotern einordnend und bewertend. Einmal war Lino Guzzella mit dabei, der damalige ETH-Präsident, einmal Robert Riener, der Initiator und Organisator des Cybathlon. Der Ethiker betonte immer wieder, dass gegen die technische Erweiterung aus Sicht der Ethik nichts spricht, wenn es um erwachsene, verständige Menschen geht, die ihre Autonomie oder Performanz verbessern wollen. Bis heute nimmt er den Cybathlon als aufregendes, wegweisendes Format wahr. Weitere Informationen zum Cybathlon 2024 sind über cybathlon.ethz.ch de verfügbar.

Abb.: Ein Assistenzroboter bei den Cybathlon Challenges (Foto: ETH Zürich, CYBATHLON/Alessandro della Bella)

Interview mit Oliver Bendel zur Maschinenethik

Oliver Bendel war ab 2012 einer der ersten Maschinenethiker in Europa und ist bis heute einer wenigen weltweit, die laufend Prototypen – sogenannte moralische Maschinen – erstellen und erforschen, vor allem Chatbots und Sprachassistenten sowie tierfreundliche Maschinen. Seine Beschäftigung mit Roboter- und Maschinenethik begann in den 1990er-Jahren, als er sich mit der Verantwortung und den Rechten und Pflichten von Systemen beschäftigte, auf der Grundlage der Arbeiten von William Bechtel und James H. Moor. Er ist bis heute der Überzeugung, dass Computer und Roboter keine Verantwortung tragen und keine Rechte und Pflichten haben können. Man kann ihnen lediglich Verpflichtungen auferlegen oder, noch schwächer ausgedrückt, Aufgaben geben, die sie als unsere Werkzeuge und Diener abzuarbeiten haben, und moralische Regeln, an die sie sich halten müssen – eben das ist die Aufgabe der Maschinenethik. Im Kundenmagazin ti&m special vom Januar 2024 ist ein Interview mit Oliver Bendel abgedruckt. Darin geht es um autonome Maschinen, von deren Einsatz er in manchen Bereichen abrät, und um die Disziplin der Maschinenethik. Der Beitrag mit dem Titel „In manchen Kontexten sollten wir keine autonomen Systeme einsetzen“ kann hier heruntergeladen oder über die Website des Unternehmens bezogen werden.

Abb.: Furhat bei der ICSR 2023 in Qatar

„Soziale Roboter“ erreicht 250.000 Downloads

Das Buch „Soziale Roboter: Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat am 31. Dezember 2023 250.000 Downloads erreicht, nach nur etwas über zwei Jahren. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Experten der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Auch ein Hersteller ist vertreten, der über den Einsatz seines Produkts berichtet. Das Fachbuch ist Ende 2021 bei Springer Gabler erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 heruntergeladen oder bestellt werden. Zudem ist es in jeder Buchhandlung verfügbar.

Abb.: Einstein von Hanson Robotics bei der ICSR 2023 in Qatar

Pepper as a Learning Partner in a Children’s Hospital

Anfang Dezember 2023 sind die Proceedings der ICSR 2023 erschienen. Der zweite Band enthält den Beitrag „Pepper as a Learning Partner in a Children’s Hospital“ von Sara Zarubica und Oliver Bendel. Aus dem Abstract: „Social robots are increasingly used in learning settings. So far, the main focus of this has been in school lessons and teaching at universities. Another possible setting is the children’s hospital. There, for example, young patients need to acquire basic knowledge about their disease so that they can deal with it appropriately. This should be done in a joyful, fun way, as the situation is stressful enough in itself, and so learning is also facilitated. The paper presents a learning application for diabetic children that runs on Pepper. This social robot was particularly well suited for this task because it has a large integrated touchscreen, similar to a tablet. A learning game is displayed on it that was developed especially for this setting. The children have to estimate the carbohydrate values of foods and meals or answer knowledge questions. The social robot gives verbal and gestural feedback in each case. The subjects responded overwhelmingly positively to the learning application. Pepper’s visible and audible feedback plays a special role in this. Social robots like Pepper are an interesting solution for knowledge transfer in a children’s hospital.“ Der Band kann über link.springer.com/book/10.1007/978-981-99-8718-4 heruntergeladen bzw. bestellt werden.

Abb.: Sara Zarubica mit Pepper

Keine Rechte für Roboter

Luca Beutel, Betreiber des Podcasts „Inspirierend anders“, hat mit Prof. Dr. Oliver Bendel ein Interview zu KI und Robotik geführt. Die Aufnahme fand bereits im Sommer statt, auf Sendung ging man am 16. November 2023. Unter anderem drehte sich das Gespräch um Roboter als Subjekte und Objekte der Moral. Der Technikphilosoph aus Zürich hält nichts davon, Robotern moralische Rechte zuzugestehen. Er knüpft solche an Empfindungs- und Leidensfähigkeit bzw. Bewusstsein. Nach seiner Ansicht verläuft ein tiefer Graben zwischen Lebewesen und Dingen, und es sei gefährlich, diesen einebnen zu wollen. Auch von Pflichten möchte er nicht sprechen, höchstens von Verpflichtungen, die wir Robotern auferlegen, noch besser von Aufgaben, die sie erledigen müssen, unter Beachtung moralischer Regeln. Sogenannte moralische Maschinen sind neue, merkwürdige, unvollständige Subjekte der Moral. Sie haben kein Bewusstsein, keine Intuition, keine Empathie, keinen freien Willen, aber sie können – als autonome Maschinen alleingelassen in geschlossenen, halboffenen oder offenen Welten – verschiedene Optionen erwägen und eine von ihnen auswählen. Dies ist eine funktionale Moral, die allenfalls mit der Moral mit Fundamentalisten zu tun hat – aber im Robozän kann sie eine Bereicherung darstellen, vor allem wenn Maschinen auf Menschen oder Tiere treffen, etwa als soziale Roboter. Der Podcast kann über open.spotify.com/episode/4okY8VaLGMz0IVSLptgfaO?si=lArWhSfsQxyVwoFDiEXNtg aufgerufen werden.

Abb.: Keine Rechte für Roboter (Bild: DALL-E 3)

WashMate, eine Revolution im Haushalt

Im Wahlmodul „Soziale Roboter“ von Prof. Dr. Oliver Bendel wurden von den Studenten und Studentinnen in Gruppenarbeiten sechs soziale Roboter bzw. Serviceroboter mit sozialen Merkmalen konzipiert, wobei sie zur Beschreibung das Fünf-Dimensionen-Modell von Oliver Bendel und zur Illustrierung verschiedene Bildgeneratoren wie DALL-E 3 und Gencraft benutzten. Die Gruppe, die aus Florian Maurer, Philipp Chappuis, Lukas Schütz und Linda Peita bestand, kreierte WashMate, eine „Revolution im Haushalt“. Der Roboter kann in der Luxusversion (Ultra) Wäsche waschen, bügeln, dampfbügeln, falten, einräumen und sortieren. Er verfügt über Materialerkennung und ist 30 % schneller als die günstigeren Modelle Light und Pro. Das Logo für die Marke wurde mit Hilfe von Ideogram generiert. Das Wahlmodul fand vom 6. bis zum 8. November 2023 am Campus Olten der Hochschule für Wirtschaft FHNW statt. Die ca. 30 Studenten und Studentinnen stammten mehrheitlich aus dem Studiengang Wirtschaftsinformatik.

Abb.: Die Illustration zu WashMate (Bild: DALL-E 3)

Boston Dynamics kommt nach Zürich

Boston Dynamics will eine Niederlassung in Zürich eröffnen, wie mehrere Medien am 7. November 2023 meldeten. Das Unternehmen, das mehrheitlich zu Hyundai gehört, ist bekannt für seine Roboter Atlas und Spot. Im Innovation Lab der Polizei Nordrhein-Westfalen testet man seit einer Weile den Einsatz von Spot. Dieser erkundete u.a. ein ausgebranntes Haus in Essen. Mit Spot experimentiert auch die New Yorker Polizei, was immer wieder für Diskussionen sorgt. Baden-Württemberg („The Länd“) hat im Frühjahr dieses Jahres nachgezogen. In der Schweiz ist die Polizei noch skeptisch gegenüber Robotern dieser Art. Man setzt auf ferngesteuerte Drohnen (etwa zur Überwachung von Demonstrationen) und auf ferngesteuerte Spreng- und Räumroboter. Es eröffnen sich aber in der Eidgenossenschaft viele andere Anwendungsmöglichkeiten, etwa in der Logistik. Grundsätzlich wird die Niederlassung – es handelt sich um das Boston Dynamics AI Institute – wohl dazu dienen, Fachkräfte vor Ort anzuziehen. Womöglich ist auch ein Showroom für die Roboter geplant, die in Videos immer wieder für Aufsehen sorgen. Das wird sich aber erst zeigen, wenn das Unternehmen in Zürich angekommen ist.

Abb.: Spot von Boston Dynamics

Der künstliche Barkeeper – Teil II

In der messtec drives Automation (Ausgabe 9/2023) – einer Wiley-Zeitschrift für diskrete Fertigung und Prozessautomation – ist der zweiseitige Artikel „Der künstliche Barkeeper – Teil II“ von Prof. Dr. Oliver Bendel und Lea Peier enthalten. Es handelt sich um die Fortsetzung innerhalb einer dreiteiligen Serie, die auf das Paper „How Can Bar Robots Enhance the Well-being of Guests?“ zurückgeht und die sich auf die Ausgaben 8/2023, 9/2023 und 1/2024 verteilt. Im Fokus stehen Barroboter wie Barney Bar und Robobarista, die an der Hochschule für Wirtschaft FHNW erforscht werden. Im ersten Teil wurden Industrieroboter, Serviceroboter und soziale Roboter erklärt. Dabei spielte Bendels Modell mit den fünf Dimensionen eine Rolle. Zudem wurde auf Roboter in der Gastronomie eingegangen und eine Übersicht über Barroboter gegeben. Im zweiten Teil werden Barney Bar von F&P Robotics und Robobarista von Smyze unter die Lupe genommen, wieder unter Verwendung des Modells mit den fünf Dimensionen. Das ganze Heft kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: So stellt sich DALL-E 3 einen Barroboter vor

Überlegungen zur Barrierefreiheit

„Unter Barrierefreiheit versteht man, dass Menschen ohne fremde Hilfe in der Lage sind, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden und zu bewegen und Systeme und Dienste aller Art zu nutzen. Zu diesem Zweck werden Hindernisse abgebaut oder erst gar nicht errichtet, und es werden Hilfsfunktionen und -geräte verwendet. Zugute kommt dies behinderten, aber auch betagten, unerfahrenen oder sich in bestimmten (evtl. zeitlich beschränkten) Situationen befindenden Personen. Letztlich geht es um Inklusion mit Hilfe eines universellen Designs und um Abwehr von Diskriminierung.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Prof. Dr. Oliver Bendel, der am 26. Oktober 2023 im Gabler Wirtschaftslexikon erschienen ist. Mehrere Abschnitte widmen sich unterschiedlichen Aspekten der Barrierefreiheit. In „Barrierefreiheit und Roboter“ heißt es: „Die Durchsetzung der Barrierefreiheit auf Straßen, auf Plätzen und in Gebäuden hilft Servicerobotern und sozialen Robotern – die oftmals keine Beine, sondern Rollen haben – bei der Vorwärts- und Rückwärtsbewegung. Zu denken ist dabei an flache Rampen und gesicherte, einfach zu befahrende Übergänge. Aufzüge erlauben den Wechsel von Stockwerk zu Stockwerk.“ Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/barrierefreiheit-125515 aufgerufen werden.

Abb.: Überlegungen zur Barrierefreiheit (Bild: DALL-E 3)

Mensch-Maschine-Interaktion aus ethischer Sicht

Bei den Akademietagen in Bietigheim-Bissingen trägt Prof. Dr. Oliver Bendel am 9. November 2023 zum Thema „Mensch-Maschine-Interaktion aus ethischer Sicht: Überlegungen zur Simulation von Empathie und Emotionen“ vor. Der Beitrag widmet sich zunächst der Definition und den Merkmalen sozialer Roboter und stellt Beispiele aus verschiedenen Bereichen vor. Soziale Roboter sind sensomotorische Maschinen, die für den Umgang mit Menschen oder Tieren geschaffen wurden. Beispiele sind Spielzeugroboter wie Cozmo und Vector, Therapieroboter wie Paro und QTrobot, Pflegeroboter wie Lio und P-Care sowie Sexroboter wie Harmony. Soziale Roboter gewinnen Menschen und Tiere mit wohlvertrauten Verhaltensweisen für sich. Aus technischer und funktionaler Sicht sind simulierte Emotionen und simulierte Empathie zur Erreichung des Nutzens für Menschen wichtig, ebenso aus psychologischer, wenn Beziehungen initiiert und etabliert werden sollen. Aus philosophischer und speziell ethischer Sicht stellen sich freilich auch Fragen zu Täuschung und Betrug sowie zur informationellen Autonomie. Genau diesen geht der Beitrag, ausgehend von den Merkmalen und Beispielen sozialer Roboter, dann nach. Er arbeitet heraus, wie soziale Roboter einerseits verlässliche Partner sind, andererseits das Gegenteil, da ihnen echte Emotionen und echte Empathie fehlen, sie nur ein simuliertes Gegenüber darstellen und sie dazu prädestiniert sind, uns unsere Geheimnisse zu entreißen. Die Broschüre zur Veranstaltung kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Oliver Bendel mit P-Care (Foto: Lea Peier)

Sieben Jahre mit Lio

Von Lio erfahren hat Prof. Dr. Oliver Bendel kurz nach der „Geburt“ des Assistenzroboters für die Pflege. Ende 2016 nahm er Kontakt mit Michael Früh auf, dem späteren CEO des Herstellers F&P Robotics, und lud ihn im Auftrag der Daimler und Benz Stiftung zum Ladenburger Diskurs 2017 zu Pflegerobotern ein. Aus diesem ging das Buch „Pflegeroboter“ hervor, das ein Bestseller wurde. Auch Lio ist darin ein Beitrag gewidmet. 2019 war F&P Robotics zu Gast beim Berliner Kolloquium zu Pflegerobotern, das ebenfalls von Oliver Bendel im Auftrag der Stiftung ausgerichtet wurde. Mit Alina Gasser und Joel Siebenmann von F&P Robotics verfasste der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph das Paper „Co-Robots as Care Robots“ … Es wurde beim AAAI 2020 Spring Symposium „Applied AI in Healthcare: Safety, Community, and the Environment“ angenommen und dort vorgestellt. 2022 entwickelte Marc Heimann nach den Ideen von Oliver Bendel ein Moralmodul für den Roboter, das von dem Unternehmen wohlwollend aufgenommen wurde. Der Patient kann mit Hilfe eines Moralmenüs seine moralischen und sozialen Vorstellungen in einfacher Weise auf die Maschine übertragen. Am 6. Oktober 2023 erschien im Bref-Magazin eine Reportage mit dem Titel „Roboter für das Volk“ zu Lio, in der auch Oliver Bendel zu Wort kommt. Sie kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Lio reicht einer Patientin einen Massageball (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Hohe Nachfrage nach Buch zu sozialen Robotern

Das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat auf SpringerLink ca. 225.000 Downloads erreicht, nach nicht einmal zwei Jahren. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Experten der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Auch ein Hersteller ist vertreten, der über den Einsatz seines Produkts berichtet. Das Fachbuch ist Ende 2021 bei Springer Gabler erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 heruntergeladen oder bestellt werden. Zudem ist es in jeder Buchhandlung verfügbar.

Abb.: ARI von PAL Robotics bei der ICSR 2022

Menschen verzeiht man, Maschinen nicht

Beim „Digital Ethics Summit“ am 14. September 2023 in Düsseldorf – keine Fachtagung, sondern eine populärwissenschaftliche und mediengetriebene Veranstaltung – trat u.a. der Germanist und Philosoph Richard David Precht auf. Er wird seitdem mit dem Satz „Wir verzeihen Maschinen nicht, was wir Menschen verzeihen müssen.“ zitiert. Dieser Gedanke tritt allerdings im Zusammenhang mit dem autonomen Fahren und in anderen Zusammenhängen seit über zehn Jahren in unterschiedlichen Varianten auf. Die Süddeutsche Zeitung zitiert den Rechtswissenschaftler Eric Hilgendorf im Mai 2012 mit den Worten „Menschen verzeiht man Fehler, Robotern nicht“. In einem Interview mit dem Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel aus dem Jahre 2016, ausgehend von humanoiden Robotern mit hoheitlichen Aufgaben, heißt es: „Eine Möglichkeit ist, dass die Maschinen eines Tages so verlässlich und intelligent werden, dass wir ihnen vertrauen. Eine andere Möglichkeit ist, dass sie wie wir Fehler machen, wir ihnen diese Fehler aber nicht verzeihen, nicht verzeihen können, weil es eben Maschinen sind.“ Im Artikel „Cloud am Steuer“ von 2014 wird er mit Blick auf autonome Autos mit den Worten zitiert: „Vielleicht würden die Menschen den Maschinen dann irgendwann auch mehr erlauben – und mehr verzeihen.“ In Artikeln und Interviews wies Oliver Bendel immer wieder darauf hin, dass man Menschen eher verzeiht als Maschinen und dass dies Folgen hat für die Akzeptanz des autonomen Fahrens, bei dem zwangsläufig Unfälle passieren. Eigentlich stammt die Diskussion aber aus den 1970er- und 1980er-Jahren. In seinem zweiten Studium in den 1990ern hat Oliver Bendel in einer Arbeit zur Informationsethik u.a. William Bechtel zitiert: „If we accept this result that some computers could be held responsible for their decisions if they were adaptable systems that learned to behave in particular ways in their environment, there will be conditions under which we will forgive them and not hold them responsible. These would be much the same as the circumstances under which we would cease to hold humans responsible.“ Schon damals hat sich Oliver Bendel dagegen verwahrt, dass Computer, KI-Systeme und Roboter Verantwortung übernehmen können.

Abb.: Das Interview im legendären YPS

Serviceroboter als klassische und als soziale Roboter

Die HMD ist eine traditionsreiche Fachzeitschrift für Wirtschaftsinformatik. Diejenigen Schwerpunkthefte, die besonderes Interesse wecken, werden in der Edition HMD in Buchform nochmals aufgelegt, indem ihre Beiträge modifiziert, aktualisiert und dann gebündelt werden. Anfang August 2023 ist der Band „Robotik in der Wirtschaftsinformatik“ erschienen. Herausgeber sind Sara D’Onofrio und Stefan Meinhardt. Prof. Dr. Oliver Bendel ist mit seinem Beitrag „Serviceroboter als klassische und als soziale Roboter“ vertreten. Aus dem Abstract: „Serviceroboter verbreiten sich stark, vor allem in den Bereichen Sicherheit, Transport und Reinigung, aber auch in Pflege und Therapie. Soziale Roboter sind ebenfalls auf dem Vormarsch, als Companion Robots oder als Unterhaltungs- und Spielzeugroboter. Das vorliegende Kapitel liefert zunächst eine Definition und Einteilung von Servicerobotern. Zudem werden soziale Roboter erklärt, unter Verwendung einer Systematisierung, die als Abbildung umgesetzt wurde, und es wird auf Robot Enhancement verwiesen. Dann geht das Kapitel auf ausgewählte Typen von Servicerobotern ein. Es werden Merkmale behandelt und Beispiele genannt, bis hin zu konkreten Produkten und Einsatzorten. Bei jedem Typ wird die Frage gestellt, ob man manche Beispiele den sozialen Robotern zuordnen kann oder ob künftige Beispiele mit sozialen Fähigkeiten denkbar sind.“ Das Buch kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-39621-3 heruntergeladen bzw. bezogen werden.

Abb.: Oliver Bendel mit Alpha Mini (Foto: Pascal Mora)

Die KI ist ein Werkzeug

Das Schweizer Magazin Bref hat im Juni 2023 ein Interview mit Prof. Dr. Oliver Bendel abgedruckt. Es geht darin u.a. um künstliche Intelligenz, etwa um Sprachmodelle, die ChatGPT und Bildgeneratoren wie DALL-E zugrunde liegen – und eigenen Projekten wie @ve und @llegra. Mit diesen Chatbots sollen tote und gefährdete Sprachen wiederbelebt bzw. gerettet werden. In früheren Projekten pflanzten die Teams um Oliver Bendel den Chatbots im Kontext der Maschinenethik vor allem moralische Regeln ein. Gegen Ende des Interviews heißt es: „Wir sollten immer daran denken: Die KI ist ein Werkzeug. Wir haben es geschaffen und wir haben die Macht, es zu gestalten und zu kontrollieren. Als Maschinenethiker habe ich dafür gesorgt, dass unseren Chatbots moralische Regeln eingepflanzt werden, an die sie sich strikt halten. Sie erkennen Probleme des Benutzers, die wir vorausgesehen haben, verhalten sich ihm gegenüber moralisch adäquat und machen immer wieder deutlich, dass sie nur Maschinen sind. Das alles ist sehr verlässlich.“ Das Interview kann über brefmagazin.ch/artikel/der-digitale-graben-wird-durch-die-ganze-welt-gehen/ aufgerufen werden.

Abb.: Der Maschinenethiker Oliver Bendel (Foto: Shift/Louis Rafael)

Darf man Maschinen wehtun?

Der Beitrag zum Thema „Darf man Maschinen wehtun?“ (alternativer Titel: „Dürfen wir Maschinen verletzen?“) läuft am 15. Juni 2023 ab 19.05 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur. Für das Hintergrundgespräch stand Prof. Dr. Oliver Bendel zur Verfügung. Er wird auch zweimal in dem Beitrag zitiert. Der Technikphilosoph streicht gerne heraus, dass KI-Systeme und Roboter Meister im Simulieren sind. Sie simulieren Intelligenz, Moral und Bewusstsein. Zugleich ist ihm wichtig, auf den tiefen Graben zwischen Menschen und Maschinen hinzuweisen. Er besteht darin, dass diese nicht empfinden und leiden können, dass sie keine echte Moral (zu der ein freier Willen gehört) und kein echtes Bewusstsein (zu dem eine Haltung zur Welt oder zum Ich gehört, die oft mit Überraschung, Freude und Angst einhergeht) haben. Da sie nicht empfinden und leiden können, kann man ihnen nicht wehtun. Und man darf ihnen auch in einem bestimmten Sinne wehtun, d.h. man kann mit ihnen im Prinzip machen, was man will, ohne Rücksicht auf sie als moralische Objekte (die sie nicht sind). Moralische Objekte können natürlich die Besitzer oder Benutzer der KI-Systeme und Roboter sein. Deshalb sollte man nicht unbedingt einen sozialen Roboter vor den Augen seines Besitzers oder Benutzers zerlegen, so wenig wie man einen Teddybären vor den Augen des Jungen oder Mädchens zerlegen sollte, dessen Spielkamerad er ist. Oliver Bendel ist wichtig, dass Maschinen keine Rechte haben können, auch keine Würde. Werte kann man ihnen zuschreiben. Schon Pflanzen sind Maschinen in dieser Hinsicht voraus. Die Bundesverfassung der Schweiz „verlangt, im Umgang mit Tieren, Pflanzen und anderen Organismen der Würde der Kreatur Rechnung zu tragen“ (Website BAFU). Der Technikphilosoph hält diese Verfassungsnorm für einen rechtlichen und zivilisatorischen Fortschritt. Er ist dafür, sich weiter für Pflanzen und Tiere einzusetzen, nicht für Maschinen, so sehr er sich mit diesen verbunden fühlt. Das Programm des Senders kann über www.deutschlandfunkkultur.de/programm aufgerufen werden.

Abb.: Alpha Mini darf man natürlich nicht wehtun

Hohe Nachfrage nach Buch zu sozialen Robotern

Das Buch „Soziale Roboter“ (Hrsg. Oliver Bendel) hat 200.000 Downloads erreicht, nach nur eineinhalb Jahren. Es besteht aus fünf Teilen: „Grundlagen, -begriffe und -fragen“, „Soziale Robotik und andere Disziplinen“, „Gestaltung, Interaktion und Kommunikation“, „Anwendungsbereiche sozialer Roboter“ und „Die Zukunft sozialer Roboter“. Es sind, das Vorwort mitgezählt, 30 Beiträge, mit ca. 35 Abbildungen, bei ca. 570 Seiten. Der Untertitel lautet: „Technikwissenschaftliche, wirtschaftswissenschaftliche, philosophische, psychologische und soziologische Grundlagen“. Mit dabei sind führende Experten und Expertinnen der Sozialen Robotik, der Robotik, der Künstlichen Intelligenz, der Soziologie, der Psychologie und der Philosophie. Sie lehren und forschen an Hochschulen in der Schweiz, in Deutschland, in Österreich, in Dänemark und in Schweden. Auch ein Hersteller ist vertreten, der über den Einsatz seines Produkts berichtet. Das Fachbuch ist Ende 2021 bei Springer Gabler erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 heruntergeladen oder bestellt werden. Zudem ist es in jeder Buchhandlung verfügbar.

Abb.: Oliver Bendel mit Pepper (Foto: Sara Zarubica)

Assistive Technologien und technische Rehabilitation

Am 9. Juni 2023 ist die elektronische Version des Buchs „Assistive Technologien, technische Rehabilitation und Unterstützte Kommunikation“ erschienen. Einen Tag später folgte die gedruckte Ausgabe. Die Herausgeber sind Martin Groß, Birgit Hennig, Stefan Kappel und Frank Wallhoff. Enthalten ist darin der Beitrag „Therapieroboter aus ethischer Sicht“ von Oliver Bendel. Aus dem Abstract: „Der vorliegende Beitrag geht auf Therapieroboter ein. Diese werden wie Pflegeroboter als soziale Roboter verstanden. Es werden die Ziele, Aufgaben und Merkmale geklärt, es werden Beispiele gegeben, sowohl aus der Psychotherapie als auch aus der Ergo- und Physiotherapie, die etwa der orthopädischen und sportmedizinischen Rehabilitation dienen können, und es findet eine Diskussion aus Sicht der klassischen Bereichsethiken und der Maschinenethik statt. Deutlich wird, dass manche Antworten bereits heute geliefert werden können, andere jedoch noch empirischer Forschung und analytischer Arbeit bedürfen. Nicht zuletzt hängen einige von der sich entwickelnden Praxis ab, etwa davon, welche Rolle der Therapeut und Betreuer in Zukunft spielt, welcher Art die Therapieroboter sind und welche Verbreitung sie haben.“ Erwähnt werden – mit Blick auf Demente und Autisten – u.a. Paro, Keepon, QRrobot und Moxie. Das Buch ist über Springer oder eine beliebige Buchhandlung erhältlich.

Abb.: Paro beim Berliner Kolloquium 2019 (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Soziale Roboter in Kitas

„‚Nao‘, wie die Maschine heißt, tanzt und singt mit den Kindern der inklusiven Kita im Lebenshilfehaus in Karlsruhe. Das geschieht im Rahmen eines Forschungsprojektes des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das Künstliche Intelligenz und Robotik im Alltag ausprobiert. ‚Wir haben mehrere Experimente in Karlsruhe, weil wir unterschiedliche Gruppen von Nutzenden adressieren, von klein bis groß‘, erklärte KIT-Professor Tamim Asfour am Mittwoch. Bei dem Forschungsprojekt kämen Roboter unter anderem in der Kita, in der Schule, im Museum oder auch im Seniorenheim zum Einsatz.“ (Badische Zeitung, 7. Juni 2023) Mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Valeria Nickel, der am 7. Juni 2023 in der Badischen Zeitung erschienen ist. Zu Wort kommt auch Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW, der sich seit vielen Jahren mit sozialen Robotern befasst. In einem Gespräch mit der Redakteurin von der dpa erklärte er, dass Smartphones und Tablets kleinen Kindern in ihrer Entwicklung schaden können, soziale Roboter hingegen alle Sinne ansprechen und trainieren. Den Einsatz von NAO, Moxie, QTrobot und anderen Modellen in der Kita hält er für unproblematisch, sofern sie entsprechend programmiert und Bestimmungen des Datenschutzes eingehalten werden. Insbesondere autistische Kinder können nach seiner Meinung von sozialen Robotern profitieren. Der Artikel ist über www.badische-zeitung.de/wie-roboter-in-inklusiven-kitas-helfen-koennen–266860715.html verfügbar.

Abb.: NAO am FHNW-Campus Brugg-Windisch

Video zur Keynote bei der Shift

Die Shift, eine Tagung zu Fragen von Informations-, Roboter- und KI-Ethik, fand am 20. April 2023 zum fünften Mal statt. Initiatorin und Organisatorin ist Cornelia Diethelm. Moderatorin war wieder Patrizia Laeri. Die Keynote hielt Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich. Das Video dazu ist am 19. Mai 2023 erschienen. Oliver Bendel ging zunächst auf soziale Roboter ein und auf die Disziplinen Künstliche Intelligenz, Maschinenethik und Maschinelles Bewusstsein. Dann beschrieb er mehrere soziale Roboter, die auch als Serviceroboter im engeren Sinne eingesetzt werden. Auf dieser empirischen Basis stellte er ethische Überlegungen an. Am Ende behandelte er Sprachmodelle wie GPT-3 bzw. GPT-4 und PaLM-E. Er zeigte, wie soziale Roboter und Serviceroboter von diesen profitieren können, in ihrer Sprachfähigkeit und bei ihrer Wahrnehmung der Welt. Auch Ansätze der Maschinenethik waren ein Thema, von der Einpflanzung moralischer Regeln bis hin zur Nutzung von Moralmenüs. Das Video kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Oliver Bendel bei der Shift (Foto: Shift/Louis Rafael)

Die tiefe Kluft zwischen Menschen und Maschinen

„Oliver Bendel antwortet im März auf eine Interviewanfrage aus San Francisco. Der Informationsethiker ist auf dem Weg an ein Symposium, wo er über Umarmungsroboter und Barroboter referieren wird. Vor einigen Jahren hat er an derselben Veranstaltung der renommierten Association for the Advancement of Artificial Intelligence (AAAI) annotierte Entscheidungsbäume für moralische Maschinen vorgestellt. Wenn sich Bendel nicht gerade auf einer seiner vielen wissenschaftlichen Reisen befindet, forscht er in beschaulicher Umgebung: Seit 2009 bekleidet der 55-Jährige eine Professur für Informationsethik, Maschinenethik und Soziale Robotik an der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) in Brugg-Windisch.“ (Inside IT, 24. April 2023) Mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Thomas Schwandener, der am 24. April 2023 in Inside IT erschienen ist. Weiter heißt es: „In seiner Arbeit geht es um das Zusammenleben von sozialen Robotern und Menschen, um die Potenziale künstlicher Intelligenz, aber auch um ethische Folgefragen. Bendel ist eine Autorität auf seinem Gebiet. Er hat mehrere Standardwerke verfasst, spricht an internationalen Fachtagungen und trat mehrfach vor dem Deutschen Bundestag als Sachverständiger auf.“ (Inside IT, 24. April 2023) Es folgt ein längeres Interview, das am Rande der Shift geführt wurde. Darin weist der Informations- und Maschinenethiker auf die tiefe Kluft zwischen Menschen und Maschinen hin. Der ganze Artikel kann hier aufgerufen werden.

Abb.: Oliver Bendel bei der Shift (Foto: Shift/Louis Rafael)

New Yorker Polizei setzt auf K5 und Spot

Das New York City Police Department (NYPD) sieht Serviceroboter „für Straßenpatrouillen und Überwachung“ (Golem, 14. April 2023) vor. „Neben dem Roboterhund Spot soll künftig zusätzlich ein eigenständiges Modell vom Typ Knightscope K5 eingesetzt werden.“ (Golem, 14. April 2023) Dies schreibt Oliver Nickel in Golem unter Berufung auf Aussagen des New Yorker Bürgermeisters Eric Adams bei einer Pressekonferenz. Sowohl Spot als auch K5 sind Thema des Papers „Robots in Policing“ von Prof. Dr. Oliver Bendel, das in den Proceedings „Social Robots in Social Institutions“ der Robophilosophy 2022 erschienen ist. Mit Sicherheits- und Überwachungsrobotern wie dem K5 beschäftigt sich der Technikphilosoph aus Zürich seit Jahren. In dem Artikel „Mehr Unsicherheit mit Sicherheitsrobotern?“, erschienen 2016 in der Zeitschrift SicherheitsForum, nahm er u.a. die ethische Perspektive ein. Bereits ein paar Monate vorher veröffentlichte Inside IT den Beitrag „Blechpolizisten mit Elektroschockern: Beobachtungen zu Überwachungsrobotern“. Ohne Zweifel gewinnt das Thema in diesen Tagen an Bedeutung, wegen der Einsätze in den USA, aber auch der Pläne in Deutschland – das Innovation Lab der Polizei Nordrhein-Westfalen in Duisburg testet derzeit Modelle wie Spot.

Abb.: Motorräder der New Yorker Polizei