Der Aufstand der Roboterautos

In San Francisco haben sich im Juni 2022 Robotertaxis von Cruise auf einer Kreuzung getroffen und diese über Stunden blockiert. Dabei handelte es sich natürlich um einen technischen Fehler, keine echte Versammlung und keinen eigentlichen Aufstand. Der Vorgang erinnert dennoch an die Kurzgeschichte „Sally“ von Isaac Asimov aus dem Jahre 1953. Darin geht es um eine Farm, auf der ausgediente Privatautomatics (auch „Automatobile“ genannt), selbstständig fahrende Autos, ihr Gnadenbrot erhalten. Sally ist ein Cabriolet und besitzt „die schönsten, feinsten Linien“. Wie die anderen Automatics kann sie sich putzen, ja sich sogar wachsen und polieren. Sie ist nicht nur attraktiv, sondern auch frei, geradezu autonom. In ihrer Zeit auf der Farm hat „nie ein menschliches Wesen hinter ihrem Lenkrad gesessen“. Ein Bösewicht will die besonderen Autos ausschlachten. Doch diese jagen und eskortieren ihn, wobei Sally eine heldenhafte Rolle spielt. Am Ende wird er von seinem eigenen Bus getötet. Es stellt sich heraus, dass die Autos miteinander kommunizieren können, und offensichtlich haben die Automatobile den Automatobus angestiftet. Der Artikel „Asimovs Automatobile: Selbstständig fahrende Autos in Fiktion und Realität und als Gegenstand der Maschinenethik“ von Oliver Bendel, erschienen in Telepolis am 27. August 2013, geht auf die Kurzgeschichte im Detail ein und stellt einen Bezug zur Maschinenethik her.

Abb.: Ein Robotertaxi von Cruise in San Francisco

Zur Zukunft des autonomen Fahrens

„Unter der Fahrzeughaube menschelt es nur marginal“ – so ein Titel in der Frankfurter Allgemeinen vom 5. Juni 2019. Der Untertitel lautet: „Öffentliche Veranstaltung zum autonomen Fahren: Warum die Visionen von Straßen voller selbständig fahrender Autos in Frage gestellt werden“. Bei der Veranstaltung „KI & Autonomes Fahren“ am 13. Mai 2019 im Max-Planck-Institut für intelligente Systeme, um die es in dem Artikel geht, war der Hörsaal mit seinen 400 Plätzen gut gefüllt. Vier Experten für Künstliche Intelligenz, Robotik, Neurowissenschaft bzw. Moralphilosophie referierten und diskutierten. Die Reihe „Gehirn der Zukunft“, die den Rahmen bildete, wird von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung getragen. Zunächst sprachen Dr. Emanuela Bernsmann von der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung und Dr. Katherine J. Kuchenbecker vom Max-Planck-Institut für intelligente Systeme ein Grußwort. Dann trugen Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Dr. Corinna Bernarding (Universität des Saarlandes), Prof. Dr. Andreas Geiger (Max-Planck-Institut für intelligente Systeme) und Dr. Sebastian Söhner (Porsche AG) vor. Oliver Bendel sieht autonomes Fahren vor allem auf Autobahnen, zumindest im Falle von PKW (bei Bussen und Shuttles kann man Tricks anwenden, die das weitgehend unfallfreie Fahren im Stadtverkehr erlauben). Er hält es für möglich, dass es im von manchen Seiten propagierten Maße gar nicht kommt, dass es sich um eine Blase handelt, die irgendwann platzt – in diesem Sinne wird der Informations- und Maschinenethiker auch von der FAZ wiedergegeben. Übrig bleiben vielleicht am Ende weiterentwickelte oder neuartige Fahrerassistenzsysteme. Und das ist immerhin etwas.

Abb.: Im Inneren eines SmartShuttle der Schweizerischen Post

Kaugummi und Spucke auf dem Sensor

Moderne Autos verfügen über zahlreiche Sensoren, je nach Einordnung und Zählweise zwischen 40 und 200. Die einen sind aktiv, die anderen sind passiv, einige richten sich nach innen, einige nach außen. Beim teil-, hoch- und vollautomatisierten Fahren und bei autonomen Autos spielen vor allem Sensoren eine Rolle, mit deren Hilfe die Umgebung erfasst, untersucht und bewertet wird. Dazu gehören Ultraschallsensoren, Radar- und Lidarsysteme, Infrarotkameras und 2D- und 3D-Kameras. Weil sich diese Sensoren nach außen richten, kann man sie von außen auch physisch manipulieren. Dies ist eine Gefahr, die bisher nur wenig thematisiert wurde. Man bemerkte durchaus, dass Fahrzeuge sich optisch täuschen lassen, dass sie mit Signalen attackiert oder dass ihre Signale gestört werden können, ganz abgesehen von klassischen Hackingmethoden. Aber man vernachlässigte, was mit einfachen Mitteln möglich ist. Der Beitrag „Scheitert autonomes Fahren an manipulierten Sensoren?“ von Oliver Bendel beleuchtet diese Gefahr. Er ist am 6. März 2018 in der ICTkommunikation erschienen und kann über ictk.ch/inhalt/scheitert-autonomes-fahren-manipulierten-sensoren abgerufen werden.

Abb.: Sieht das Auto das, was es sehen soll?

Voraussetzungslosigkeit und Vorurteilsfreiheit

Als Sachverständiger im Bundestag hat sich Oliver Bendel im Juni 2016 den Fragen der Abgeordneten gestellt. Davor hat er einen umfangreichen Katalog an Fragen schriftlich beanwortet. Eine davon bezog sich auf eine Ethikkommission, die sich moralischen Herausforderungen rund um Robotik, Künstliche Intelligenz und Datennutzung widmen soll. Oliver Bendel bezog schriftlich wie folgt Stellung: „Grundsätzlich ist die Einsetzung einer Ethikkommission eine gute Idee, und in Europa existieren ja auch solche Einrichtungen in unterschiedlichen Formen, sowohl auf nationaler Ebene als auch in Organisationen. Diese können aber nicht durchweg überzeugen. Man unterscheidet zwischen philosophischer und theonomer bzw. theologischer Ethik, zwischen Moralphilosophie und -theologie. Es ist nicht nachvollziehbar, dass der Moraltheologie ein so großer Platz eingeräumt wird, wenn man zugleich Voraussetzungslosigkeit, Vorurteilsfreiheit und Wissenschaftlichkeit wünscht. Es wäre fatal, wenn eine Ethikkommission, die aus der Perspektive von Technik-, Informations- und Medienethik beratschlagen soll, nicht wissenschaftlich fundiert, sondern von religiösen Überzeugungen bestimmt wäre.“ Ob die Ethikkommission, die der Bundesverkehrsminister einsetzen will, frei von theonomer Ethik ist, und ob sie zu Ergebnissen kommt, die in der Gesellschaft überzeugen und die eine moralisch und rechtlich sichere Grundlage für die Entscheidungen von automatischen und autonomen Autos darstellen, wird sich zeigen. Seine grundsätzliche zwiespältige Haltung zu einer einschlägigen Ethikkommission drückte der Wissenschaftler gegenüber dem Bundestag so aus: „Ich habe in verschiedenen Beiträgen die Idee der Ethikkommission kritisch betrachtet. Eine Alternative zu ihr sehe ich im Moment nicht; man muss sie aber als Expertengruppe einsetzen, die methodisch sauber argumentiert. Für eine eigenständige Ethikkommission zu Herausforderungen der Informationsgesellschaft spricht auch, dass der Deutsche Ethikrat kaum Kompetenzen in diesem Bereich besitzt.“ Weitere Informationen und Aussagen sowie die Aufzeichnung der Anhörung sind über www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw25-pa-digitale-agenda/427996 zu finden.

Abb.: Eine Ethikkommission sollte nicht zum Himmel aufschauen

Roboterautos am Gendarmenmarkt

In der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt fand am 14. Juni 2016 das DVR-Forum „Automatisiertes Fahren und Ethik“ statt. Der Untertitel „Welche Entscheidungen wollen wir Maschinen überlassen?“ deutete den Schwerpunkt an. An der Podiumsdiskussion nahmen Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Prof. Dr. Dr. Eric Hilgendorf (Universität Würzburg), Prof. Dr. Jürgen Leohold (Volkswagen AG), Prof. Dr. Volker Lüdemann (Hochschule Osnabrück) und Prof. Klaus Kompaß (BMW Group) teil. Es moderierte Monika Jones von der Deutschen Welle. Bendel sprach sich dafür aus, die Roboterautos auf der Autobahn fahren zu lassen. Innenstädte seien in den nächsten Jahren kaum beherrschbar. Als Maschinenethiker sieht er nur geringe Chancen, dass befriedigende Regeln und Formeln in Bezug auf Tod und Leben von menschlichen Verkehrsteilnehmern entwickelt werden. Seine Forschung konzentriert sich daher darauf, dass Haus- und Wildtieren mit Hilfe von Fahrerassistenzsystemen und Roboterautos geholfen wird. Hilgendorf wies darauf hin, dass ein utilitaristisches Durchzählen in manchen Fällen durchaus vom Recht gedeckt sei. Lüdemann problematisierte Roboterautos als Datenkraken. Kompaß und Leohold sprachen aus der Perspektive der deutschen Automobilindustrie, die – wie mehrere Diskutanten bemerkten – unter immer mehr Druck aus dem Silicon Valley gerät. Dieses geriet zum Sinnbild des Wandels in der Branche und war mit einem Mal in Berlins Mitte. Weitere Informationen über www.tag-der-verkehrssicherheit.de.

Abb.: Oliver Bendel auf dem Podium (Foto: DVR)

Zurück in die Zukunft

Das Bayerische Fernsehen (BR Fernsehen) hat Oliver Bendel im Mai 2016 ins Verkehrszentrum des Deutschen Museums nach München eingeladen und dort ein Gespräch mit ihm geführt. „Mit über 4500 Exponaten zählen die Sammlungen des Landverkehrs zu den größten, wertvollsten und ältesten Sammlungen des Deutschen Museums.“ (Website Verkehrszentrum) Es ging um autonome Autos und den Verkehr der Zukunft. Der Philosoph und Wirtschaftsinformatiker sprach sich dafür aus, die Autobahnen dafür vorzusehen und die Städte weitgehend zu verschonen. Im Museum war ein Prototyp von Daimler ausgestellt, bei dem das autonome Fahren bereits Mitte der 90er-Jahre mit Hilfe von Fernsehkameras realisiert wurde. Im Ankündigungstext wird unter dem Titel „Auch eine Frage der Moral“ der Inhalt des Films skizziert und auf Dilemmata eingegangen: „Es gibt viele offene Fragen: Wie verhält sich ein autonomes Fahrzeug in einer Gefahrensituation? Was macht das Auto, wenn plötzlich ein kleines Mädchen vor ihm auf die Straße läuft? Was, wenn der Fahrer das Kind nur verschonen kann, indem er ausweicht, aber dadurch zum Beispiel einen Senioren gefährdet? Ist ein junges Leben mehr wert als ein älteres?“ (Website BR) Das Gespräch mit Oliver Bendel führte Patrick Lerch, ausgestrahlt wird der Beitrag voraussichtlich – ursprünglich eingeplant für den 1., dann für den 8. Juni 2016 – am 13. Juli 2016. Weitere Informationen über www.br.de.

Abb.: Im Verkehrszentrum des Deutschen Museums (Foto: Deutsches Museum)

Der letzte Frosch seiner Art

In der Stuttgarter Zeitung vom 12. März 2016 ist ein ganzseitiges Interview – geführt hat es der Wissenschaftsjournalist Dr. Werner Ludwig – mit Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich erschienen. Der Wirtschaftsinformatiker und Ethiker geht u.a. auf autonome Autos ein: „Ich bin nicht gegen das autonome Auto an sich. Ich bin ja selbst Maschinenethiker und konzipiere Maschinen, die bestimmte moralische Entscheidungen treffen. Ich bin nur der Meinung, dass das Auto eigentlich kein geeignetes System für die praktische Anwendung ist – zumindest, wenn es dabei um Menschenleben geht. Ich beschäftige mich stattdessen mit der Frage, wie man Kollisionen mit Tieren vermeiden kann. Auch das ist ja ein ethisches Problem. Ich frage mich zum Beispiel, ob man nicht Autos bauen könnte, die vor dem letzten Frosch seiner Art bremsen – natürlich nur, wenn dahinter keiner fährt. Ich halte es für schwierig und kaum akzeptabel, dass Maschinen über Menschenleben entscheiden.“ (Stuttgarter Zeitung, 12. März 2016) Das Interview mit der Überschrift „Menschenleben sind keine Rechengröße“ ist auf Seite 11 zu finden. Es kann, mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Zeitung, hier heruntergeladen werden.

Abb.: Am besten, man bleibt im Wasser

Autonome Autos in den Städten

Für „Der Sonntag“ vom 13. März 2016 hat René Zipperlen den Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW interviewt. Sein Interesse gilt u.a. der Situation, die sich niemand wünscht: „Was ist, wenn ein autonomes Auto einen Unfall baut?“ Der Wissenschaftler führt aus: „Es klingt paradox: Für den Menschen stellt sich womöglich keine moralische Frage, weil alles viel zu schnell geht. Bei der Maschine entsteht aber vielleicht eine moralische Situation, weil sie andere Möglichkeiten nutzen kann als nur Reflexe, sie kann aufgrund einer Vielzahl von Beobachtungen und Bewertungen blitzschnell entscheiden, ob sie weiterfährt, ausweicht oder bremst.“ (Der Sonntag, 13. März 2016) Eine andere Frage ist: „Würden Sie die Autonomie von Fahrzeugen ab einem gewissen Punkt begrenzen?“ Die Antwort lautet: „Ich bin für hybride Autos, bei denen wir noch selbst eingreifen können. Google will Lenkrad und Pedal entfernen. Das halte ich für einen Fehler, denn es macht uns ohnmächtig. Ich wäre durchaus dafür, das autonome Auto zwischen Städten verkehren zu lassen, auf geraden Strecken wie der Autobahn.“ (Der Sonntag, 13. März 2016) Zipperlen: „Und im Stadtverkehr?“ Bendel: „Würde ich es im Moment verbieten. Städte sind zu kompliziert.“ (Der Sonntag, 13. März 2016) Der ganze Beitrag mit dem Titel „Die Moral der Roboter“ kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Städte sind komplexe Umgebungen

Was ist der Mensch wert?

„Darf das selbstfahrende Auto Menschenleben bewerten?“ Dies fragt in dem gleichnamigen Artikel in der Welt vom 25. Februar 2016 die Journalistin Barbara Schneider. Im Teaser schreibt sie: „Bald sollen selbstfahrende Autos zum Alltag gehören. Ethiker melden Bedenken an: Soll Technik zum Beispiel entscheiden dürfen, dass bei einem Unfall ein Mensch stirbt, damit viele andere überleben?“ Zu Wort kommen u.a. Catrin Misselhorn und Oliver Bendel. Ihre Positionen werden gegenübergestellt: „Die Tübinger Philosophin Catrin Misselhorn verfolgt den Ansatz, nach einem gesellschaftlichen Konsens für diese ethischen Fragen zu suchen. … Es müsse anhand von empirischen Befragungen herausgefunden werden, welches ethische Konzept der Intuition der meisten Menschen entspreche, sagt Misselhorn. Mit dieser Moral könne dann das selbstfahrende Auto ausgestattet werden.“ (Die Welt, 25. Februar 2016) Und weiter: „Der Philosoph Oliver Bendel sieht das anders. Er warnt prinzipiell davor, Maschinen wie Roboter-Autos komplexe Entscheidungen zu überlassen. ‚Die Maschine kann keine Verantwortung übernehmen‘, sagt er. Ein Roboter-Auto, das beispielsweise einen Unfall verursache, könne keine Schuld tragen.“ (Die Welt, 25. Februar 2016) Aus diesem Ansatz heraus konzipiert der Maschinenethiker einfache moralische Maschinen, etwa tierfreundliche Saugroboter oder das Recht am Bild und die Privatsphäre achtende Fotodrohnen. Der Artikel kann über www.welt.de/wissenschaft/article152649685/Darf-das-selbstfahrende-Auto-Menschenleben-bewerten.html aufgerufen werden.

Abb.: Was ist der Mensch wert, der vor dem Auto steht, geht und fährt?

Digitale Revolution

Bereits 2015 gab es ein Referat über autonome Autos, ausgehend von der Disziplin der Maschinenethik. Auch 2016 setzt der Schweizer IT-Fachverband Swiss ICT auf innovative Entwicklungen. Eingereicht werden können für das Swiss ICT Symposium Referatsideen zum Thema „Digitale Revolution – are you ready?“. Industrie 4.0, Internet der Dinge, Cloud Computing, Big Data, Robotik in ihren ganz unterschiedlichen Varianten, Künstliche Intelligenz und Roboterautos können behandelt werden. Es stellen sich Fragen dieser Art: „Welche Visionen sind in der Schweiz relevant? Welche Chancen gibt es? Welche Vorbilder? Welche Folgen hat die digitale Revolution technisch, sozial, ökonomisch, rechtlich und politisch? Welche neuen Technologien, sei es 3D Printing, Self-driving Cars, Smartwatches …, stehen im Zentrum für den ICT-Werkplatz Schweiz? Was müssen Unternehmen, Politik, Schulen und Gesellschaft heute antizipieren?“ (Website Swiss ICT) Das Swiss ICT Symposium findet am 14. und 15. November in Luzern statt. Weitere Informationen über www.swissict.ch/expertenwissen/fachanlaesse/swiss-ict-symposium/call-for-speaker/.

Abb.: Auch zum 3D-Druck kann referiert werden

Helfen Roboterautos der Umwelt?

Im Studiengang Energie- und Umwelttechnik der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, von der Hochschule für Technik verantwortet und von der Hochschule für Wirtschaft mitgetragen, wurde im Januar 2016 das Projekt „Umweltfreundliche Roboterautos“ beendet. Der Student Robin Güdel, betreut von Prof. Dr. Oliver Bendel (in diesem Studiengang der Dozent für Umwelt- und Unternehmensethik), hat zunächst fünf Fahrerassistenzsysteme bzw. Kommunikationsverfahren untersucht. Es habe sich „herausgestellt, dass die Energieeffizienz beträchtlich erhöht werden kann“ (Abschlussbericht). „Auch Emissionen wie Lärm, CO2 und andere Schadstoffe können dank dieser Systeme gesenkt werden. Die effektiven Einsparungen sind jedoch schwer zu quantifizieren, da diese von vielen Einflussfaktoren abhängen.“ (Abschlussbericht) Im Anschluss wurden Roboterautos unter die Lupe genommen. Ein Ergebnis war, dass neue Konzepte für die Nutzung des Automobils entstehen könnten. Beim „Carsharing der Zukunft“ handle es sich um eine Dienstleistung, bei welcher man mit Hilfe autonomer Fahrzeuge am Standort A abgeholt und zum Standort B transportiert wird. „Falls eine solche Dienstleistung stark genutzt wird, könnten viele Konsumenten von dem Besitz eines eigenen Fahrzeugs absehen.“ (Abschlussbericht)

Abb.: Können Roboterautos der Umwelt helfen?

Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

„Seit es Autos gibt, werden sie besungen.“ Mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Oliver Bendel, der am 31. Januar 2016 in der Zeitschrift SenLine erschienen ist. „Mercedes Benz“ von Janis Joplin sei einer breiten Öffentlichkeit bekannt, „Wir fahren Manta, Manta“ von den Ärzten eingeweihten Kreisen. Aus den Werken von Chuck Berry ließe sich, so der Verfasser, ein Soundtrack für die Straße mischen. Die Berliner Band 2raumwohnung habe 2004 das Album „Es wird Morgen“ veröffentlicht, mit dem wenig beachteten Lied „Jemand fährt“. „Das war ein paar Jahre nach dem ersten iPod und ein paar vor dem ersten iPhone. Vom Google-Auto hat noch niemand gesprochen.“ In einer Strophe heißt es: „Alles, was klingt, ist Musik./Es singen die Maschinen/auf der stark befahrenen Autobahn/oder auf geraden Schienen.“ Der Artikel in SenLine kann hier kostenlos heruntergeladen werden. Für die Zeitschrift, die Prof. Dr. Helmut Bachmaier herausgibt, haben schon Prof. Dr. Ernst Peter Fischer und Prof. em. Dr. Helmut Weidhase geschrieben.

Abb.: Wir fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn

Guildo hat euch lieb

Im Saal war noch ein gut gelaunter Guildo Horn (Podiumsteilnehmer bei „Wie schreibt man über Menschen mit Behinderungen?“), als die Referenten hereinkamen. Er begrüßte sie mit den Worten: „Jetzt kommen schon die Nächsten – hallo!“ Die Nächsten waren die Referenten des Workshops „Maschinenethik“, nämlich Oliver Bendel („Moral für Maschinen“) und Barbara Lenz („Autonome Autos“). Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW eröffnete am 17. November 2015 als Wissenschaftler den Workshop in Bremen und führte in die derzeit wohl meistdiskutierte Disziplin ein – und gestand, dass ihm die ganze Zeit das Lied „Guildo hat euch lieb“ des von ihm sehr geschätzten Sängers und Aktivisten durch den Kopf gehe. Lenz vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) vertiefte mit dem derzeit wohl meistgenannten Anwendungsbeispiel. Abgesagt hatte Frank Sauer, Universität der Bundeswehr München („Autonome Waffen“). Über eine halbe Stunde erstreckte sich ein lebhaftes Frage-Antwort-Spiel mit dem Moderator Ralf Krauter vom Deutschlandfunk, der den Referenten auch noch die letzten Geheimnisse (die natürlich längst publiziert waren) entlockte. Wie programmiert man moralische Maschinen? Was spricht für regelbasierte, was für fallbasierte Ansätze? Wieviel Autonomie soll der Mensch behalten? Was will die Wirtschaft, was die Wissenschaft? Die anwesenden Journalistinnen und Journalisten geizten anschließend nicht mit Fragen. Im Konferenzhotel Maritim ging es insgesamt trubelig zu im Rahmen der Veranstaltung „Wissenswerte“. In den Workshops redete man sich die Köpfe heiß über „Multimediales Storytelling“, „Science und Fiction“ und „Big Data in der Medizin“. Im Messebereich präsentierten sich die Partnerorganisationen, u.a. die Max-Planck-Gesellschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft und der Stifterverband. Am frühen Abend war Franz Alt im Gespräch mit Lena Ganschow. Danach klang der Abend beim Essen im Friesenhof aus.

Abb.: In Bremen

Roboterautos und Umweltschutz

An der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW untersucht ein Student seit Anfang Oktober 2015, ob Fahrerassistenzsysteme (FAS) und autonome Autos zur Verbesserung der Energieeffizienz, zur Ressourcenschonung und zum Umweltschutz beitragen können. FAS unterstützen den Lenker von Kraftfahrzeugen und übernehmen in bestimmten Fällen seine Aufgaben. Selbstständig fahrende oder autonome Autos bewegen sich als Prototypen durch die Städte und Landschaften, in den USA genauso wie in Europa und Asien. Im Projekt werden vorhandene umweltfreundliche Technologien betrachtet. Beispielsweise haben manche PKW eine Standby-Funktion, die sich vor Ampeln und in Staus aktivieren lässt. Es sollen aber auch neue Technologien für das Energiesparen, die Reduktion von Schadstoffemissionen, die Verkehrsoptimierung und -lenkung etc. vorgestellt und allenfalls vorgeschlagen werden. Auch LKW sollen einbezogen werden. Es wird bis Januar 2016 eine knappe Studie entstehen, die Möglichkeiten darstellt und diskutiert. In der Vertiefung Umwelt und Management im Studiengang Energie- und Umwelttechnik werden immer wieder hochaktuelle Fragestellungen definiert. Betreuer der Arbeit ist Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

Abb.: Passen Roboterautos und Umweltschutz zusammen?

Wer stirbt am Ende des Tages?

„Wen soll das autonome Auto lieber überfahren?“ Diesen Titel trägt ein Artikel von Philipp Vetter, erschienen am 14. September 2015 in der Online-Version der WELT; eine gedruckte Form folgte am 21. September. Man könnte auch fragen: Wer stirbt am Ende des Tages? Interviewt wurden Eric Hilgendorf, Juraprofessor an der Universität Würzburg, und Oliver Bendel, Professor für Wirtschaftsinformatik, Informationsethik und Maschinenethik an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Auch Politiker werden zitiert: „In rund drei Jahren werden 80 Prozent aller Neuwagen in Deutschland miteinander vernetzt sein“, sage Verkehrsminister Alexander Dobrindt voraus. „Dann können die Autos erkennen, wo andere Fahrzeuge sind, wie weit weg, wie schnell. Sie können Informationen von diesen über den Straßenzustand, die Verkehrsdichte, die Witterungsverhältnisse bekommen.“ (WELT, 14. September 2015) Oliver Bendel konzipiert moralische Maschinen, ist aber skeptisch in Bezug auf komplexe moralische Maschinen, also auch in Bezug auf autonome Autos, die in offenen Welten eine Vielzahl von Entscheidungen – manche mit moralischen Implikationen – treffen müssen. Er ist der Meinung, dass sich gewisse Dilemmata nicht in befriedigender Weise lösen lassen. Wer am Ende des Tages stirbt, sollte nicht das Auto entscheiden.

Abb.: Oliver Bendel im Jahre 2015 in Valencia (Foto: Stefanie Hauske)

Referenten der Tagung „Roboterethik“

Die Referenten der Tagung „Roboterethik – Sie sind stark, klug, selbstständig. Und was wird aus uns?“, veranstaltet von der Daimler und Benz Stiftung sowie vom Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health (ceres), stehen fest. Auf der Website der Einrichtung an der Universität Köln heißt es: „Während der eintägigen Veranstaltung soll aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie autonome Systeme unser Leben und unsere Gesellschaft verändern und welche ethischen Spannungsfelder hierdurch in unterschiedlichen Lebensbereichen aufgeworfen werden bzw. zukünftig entstehen können. Neben Ausführungen zu Entwicklungsstand, Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten autonomer Systeme soll deren Einsatz in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft, Politik und Verkehrswesen insbesondere aus ethischer, philosophischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden.“ (Website ceres) Die Leitung der Tagung, die am 24. November 2015 in Berlin stattfindet, hat Christiane Woopen inne, die Referenten sind Alin Albi Schäffer, Oliver Bendel, Hartmut Hirsch-Kreinsen, Norbert Lammert, Catrin Misselhorn, Jochen Steil und Johannes Weyer. Weitere Informationen über ceres.uni-koeln.de/veranstaltungen/tagungen/roboterethik und www.daimler-benz-stiftung.de.

Abb.: Die Referenten stehen fest

Das moralische Auto

In seinem Artikel „Das moralische Auto“ lässt Hans-Arthur Marsiske sowohl Ethiker als auch Juristen zu Wort kommen. Der Maschinenethiker Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft FHNW, schätzt moralische Maschinen, konzipiert sie auch selbst, ist aber der Meinung, dass sie bestimmte Entscheidungen nicht übernehmen sollten, etwa über Leben und Tod von Menschen im Straßenverkehr. Er konzentriert sich auf „gute“ und „richtige“ Entscheidungen gegenüber Tieren. Patrick Lin, Philosoph an der California Polytechnic State University, ist der Ansicht, „dass autonome Fahrzeuge bei einem unvermeidlichen Zusammenstoß in der Lage sein sollten, die Kollision zu optimieren, also so zu reagieren, dass der Schaden möglichst gering ausfällt“. Er bezieht Menschen ausdrücklich mit ein; die Maschine wird also darüber urteilen, wer überleben darf und wer sterben muss. Der Jurist Eric Hilgendorf befürchtet grundsätzlich, „dass autonome Fahrzeuge das deutsche Rechtsverständnis unter Druck setzen könnten, da es schwieriger zu programmieren sei als das angelsächsische“. Sowohl Lin als auch Bendel plädieren für eine breite gesellschaftliche Diskussion. Der Beitrag ist am 29. August 2015 in der Zeitung Neues Deutschland erschienen und kann über www.pressreader.com abgerufen werden.

Abb.: Auch Tieren könnte geholfen werden

Berliner Konferenz zur Roboterethik

Die Konferenz „Roboterethik – Sie sind stark, klug, selbstständig. Und was wird aus uns?“ findet am 24. November 2015 in Berlin statt. Veranstalter sind Daimler und Benz Stiftung sowie Cologne Center for Ethics, Rights, Economics and Social Sciences of Health (ceres). Auf der Website zur Tagung heißt es: „Während der eintägigen Veranstaltung soll aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet werden, wie autonome Systeme unser Leben und unsere Gesellschaft verändern und welche ethischen Spannungsfelder hierdurch in unterschiedlichen Lebensbereichen aufgeworfen werden bzw. zukünftig entstehen können. Neben Ausführungen zu Entwicklungsstand, Eigenschaften und Einsatzmöglichkeiten autonomer Systeme soll deren Einsatz in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft, Politik und Verkehrswesen insbesondere aus ethischer, philosophischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive betrachtet werden.“ (Website ceres) Beiträge gibt es u.a. von Prof. Dr.-Ing. Alin Albu-Schäffer, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Acting Head of the Institute of Robotics and Mechatronics, Prof. Dr. rer. nat. Jochen Steil, Universität Bielefeld, Managing Director Research Institute for Cognition and Robotics, und Prof. Dr. phil. Catrin Misselhorn, Universität Stuttgart, Direktorin des Instituts für Philosophie und Inhaberin des Lehrstuhls für Wissenschaftstheorie und Technikphilosophie. Prof. Dr. oec. Oliver Bendel, Maschinenethiker und Wirtschaftsinformatiker an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, hält den Vortrag „Die Moral in der Maschine“. Weitere Informationen über ceres.uni-koeln.de.

Abb.: Es geht auch um die Moral der Maschinen

Maschinenstürmer des Informationszeitalters

In seiner wenig bekannten Kurzgeschichte „Sally“ aus dem Jahre 1953 beschreibt der große Science-Fiction-Autor Isaac Asimov in visionärer Weise die Funktionen sowie die Chancen und Risiken selbstständig fahrender Autos. Heute nehmen Fahrerassistenzsysteme dem Lenker immer mehr Aktionen ab und unterstützen ihn in vielfältiger Weise. Das autonome Auto ist schon bald nicht mehr Prototyp, sondern Alltag. Es wird in Situationen geraten, in denen moralische Fähigkeiten von Vorteil sind. Die einen plädieren für komplexe Fähigkeiten, die anderen für einfache. In der Theorie ist alles denkbar. Für die Praxis spricht sich Oliver Bendel in seinem Artikel „Die Maschinenstürmer des Informationszeitalters“ für einfache moralische Maschinen in wenig komplexen Kontexten aus. Für PKW, die beschränkt sind und werden in ihren Möglichkeiten. Es wird nicht nur die Perspektive der Maschinenethik, sondern auch der Informationsethik eingenommen. Der Beitrag ist am 5. März 2015 in der Zeitschrift ICTkommunikation erschienen und kann über ictk.ch aufgerufen werden.

Abb.: Ein Cabrio wie Sally

Beitrag zu autonomen Autos

„Selbstständig fahrende oder autonome Autos bewegen sich als Prototypen durch die Städte und Landschaften, in den USA genauso wie in Europa und Asien. Umgangssprachlich werden sie als Roboterautos bezeichnet. Sie nehmen dem Fahrer (bzw. dem Insassen) wesentliche oder sogar sämtliche Aktionen ab.“ Mit diesen Worten hebt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel an. Im Wirtschaftslexikon von Gabler und Springer erklärt er, was selbstständig fahrende Autos sind und wie sie mit Fahrerassistenzsystemen zusammenhängen. Dabei erwähnt er auch Informationsethik und Maschinenethik: „Ein vollkommen automatisierter und autonomisierter Verkehr würde weitgehende Entscheidungen der Fahrzeuge, nicht zuletzt in moralisch relevanten Situationen, erforderlich machen. Diesbezüglich ist die Maschinenethik gefragt, die sich mit der Moral von Maschinen befasst. Der robotergeprägte Verkehr wird anhand klassischer Beispiele wie des Trolley- und des Fetter-Mann-Problems diskutiert. Gefragt ist zudem die Informationsethik, etwa in Bezug auf die informationelle Autonomie der Insassen, die Fahrzeug- und die Datensicherheit.“ Der Beitrag ist am 3. Februar 2015 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/selbststaendig-fahrende-autos.html aufgerufen werden.

Abb.: Ein Roboterauto auf der Notfallspur