Ziel des First Geriatronics Summit ist, die aktuellen und geplanten Robotiklösungen im Kontext der Geriatronik zu beleuchten und die politischen Entscheidungsträger für die entsprechenden Technologien zu sensibilisieren. Die Veranstaltung, die am 20. und 21. Juni 2022 in Garmisch-Partenkirchen stattfinden wird, will laut Website folgende Fragen beantworten: 1. Wie kann man mit Hilfe von Geriatronik dem zunehmenden Mangel und den geografischen Unterschieden bei den Pflegekräften und der überlasteten Gesundheitsversorgung begegnen? 2. Wie können Robotik und KI die Unabhängigkeit, Mobilität, Selbstbestimmung und Gesundheit älterer Menschen so lange wie möglich fördern? 3. Was sind die Regeln der Autonomie und wie lassen sich moralische, ethische, kulturelle und persönliche Herausforderungen und Dilemmata für die Geriatronik angehen? Eingeladene Wissenschaftler sind Prof. Dr.-Ing. Tamim Asfour (KIT Karlsruhe), Dr. Sylvain Calinon (EPFL), Dr. Tadej Petrič (Jožef Stefan Institute), Dr. Matteo Laffranchi (Italian Institute of Technology – IIT), Prof. Adriana Tapus (Institut Polytechnique de Paris), Prof. Jim Tørresen (University of Oslo), Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin (TUM), Prof. Dr. med. Alena M. Buyx (TUM), Prof. Dr. oec. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Prof. Dr. Christian Djeffal (TUM), Prof. Vera Lúcia Raposo (University of Coimbra), Prof. Dr. Lee Bygrave (University of Oslo) und Prof. Dr. Martin Ebers (Humboldt-Universität zu Berlin/University of Tartu). Getragen wird die Veranstaltung u.a. vom Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI) der Technischen Universität München (TUM) und von der VolkswagenStiftung.
Seit einiger Zeit lässt die Bundesrepublik Deutschland untersuchen, ob Pflegeroboter zukünftig verstärkt gefördert und eingesetzt werden sollen. Am 20. Februar 2019 fand im Deutschen Bundestag das öffentliche Fachgespräch „Robotik in der Pflege – gesellschaftliche Herausforderungen“ statt. Robotikerin Dr. Birgit Graf sprach über „Potenziale und Grenzen der Robotik für die Pflege – Stand der Technik und Anwendung, Herausforderungen für Forschung und Entwicklung“, Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler nahm eine „Einordnung und Bewertung aus Sicht der Pflegewissenschaft“ vor. „Ethisch-normative Herausforderungen der Pflegerobotik“ war der Titel des Vortrags von Prof. Dr. Oliver Bendel, Informations- und Maschinenethiker. Später folgte eine Einschätzung des Deutschen Ethikrats, der Robotern in der Pflege grundsätzlich positiv gegenübersteht. Am 8. Dezember 2020 findet im von Jens Spahn geleiteten Bundesministerium für Gesundheit das nichtöffentliche Fachgespräch „Robotik in der Pflege: Praktische und ethische Dimensionen“ statt. Prof. Dr. Oliver hält einen Vortrag zum Thema „Ethische Dimensionen von Robotik in der Pflege“. Damit dürfte der Gang durch die Institutionen auf Bundesebene mehr oder weniger abgeschlossen sein.
Abb.: Ein Pflegeroboter und eine Pflegekraft (Foto: Daimler und Benz Stiftung)
„‚Smarte‘ Technologien halten Einzug in unseren Alltag, mit allen Chancen, Risiken und Nebenwirkungen. Häufig sind wir uns gar nicht mehr bewusst, wo im Hintergrund bereits entsprechende Systeme agieren oder welche Effekte das zum Beispiel auf die Stabilität des Stromnetzes hat. Einem besonderen Bereich der smarten Unterstützung widmete sich das 23. Kolloquium der Daimler und Benz Stiftung am 22. Mai 2019 in Berlin: ‚Roboter in der Pflege – Wer hilft uns, wenn wir hilflos sind?'“ (Newsletter Spektrum, 25. November 2019) Eine Auswahl dieser Beiträge sowie zu Smart Living findet man in dem neuen Spektrum Kompakt. Dieses ist seit dem 25. November 2019 online erhältlich. Die Beiträge stammen von Prof. Dr. Oliver Bendel, dem wissenschaftlichen Leiter des 23. Berliner Kolloquiums, Prof. Dr. Susan L. Anderson, einer der bekanntesten Maschinenethikerinnen, und den Pflegeexperten Dr. Karsten Schwarz und Prof. Dr. Patrick Jahn. Das Heft kann drei Monate lang kostenlos über www.spektrum.de/pdf/spektrum-kompakt-smart-living/1675504 heruntergeladen werden. Ohne zeitliche Beschränkung steht „Weder Heilsbringer noch Vorboten des Weltuntergangs“ von Oliver Bendel hier kostenlos zur Verfügung.
Abb.: Susan L. Anderson im Gespräch (Foto: Daimler und Benz Stiftung)
Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag hat eine Dokumentation der Veranstaltung „Robotik in der Pflege – gesellschaftliche Herausforderungen“ veröffentlicht. „Was können Roboter angesichts des demografischen Wandels und der steigenden Zahl Pflegebedürftiger zu guter Pflege beitragen und was sollen sie zukünftig leisten? Diese wichtigen Zukunftsfragen standen im Fokus eines öffentlichen Fachgesprächs, das das TAB zusammen mit dem Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung am 20. Februar 2019 in den Räumen des Bundestages durchführte.“ (Website TAB) Die Hauptvorträge hielten Robotikerin Dr. Birgit Graf („Potenziale und Grenzen der Robotik für die Pflege – Stand der Technik und Anwendung, Herausforderungen für Forschung und Entwicklung“), Pflegewissenschaftler Prof. Dr. Manfred Hülsken-Giesler („Einordnung und Bewertung aus Sicht der Pflegewissenschaft“) und Informations- und Maschinenethiker Prof. Dr. Oliver Bendel („Ethisch-normative Herausforderungen der Pflegerobotik“). „Die Abstracts der Beiträge der Sachverständigen … stehen zum Download zur Verfügung. Zudem wurde die Veranstaltung aufgezeichnet und kann in der Mediathek des Bundestages in voller Länge angeschaut werden.“( Website TAB)
Abb.: Die Veranstaltung fand im Paul-Löbe-Haus statt
Das Programm des nächsten Berliner Kolloquiums zu Robotern in der Pflege am 22. Mai 2019 wurde am 12. Februar 2019 veröffentlicht. Es kann hier heruntergeladen werden. „Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik treffen sich einmal pro Jahr in der Hauptstadt für einen ganzen Tag zum etablierten Berliner Kolloquium der Daimler und Benz Stiftung. Die Themenkomplexe werden von der Stiftung vorgegeben. Sie reichen von aktuellen Fragestellungen der Mensch-Maschine-Schnittstelle, der Molekularmedizin, der Neuro- und Kulturwissenschaften über die Psychologie, Ökologie, Urbanistik und Informatik bis hin zu Kommunikations- und Managemententwicklungen.“ (Website Daimler und Benz Stiftung) Der wissenschaftliche Leiter, Prof. Dr. Oliver Bendel, hat als Informations- und Maschinenethiker zu Pflegerobotern zahlreiche Vorträge gehalten und Artikel verfasst sowie den Ladenburger Diskurs 2017 mit diesem Fokus veranstaltet. Im Spätherbst 2018 kam das von ihm herausgegebene Springer-Buch „Pflegeroboter“ heraus, das Beiträge renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Österreich, Deutschland, der Schweiz und UK enthält.
„Von einer Maschine hochgehoben, gewaschen, bedient, überwacht und unterhalten werden? Ein Roboter, der Menschen daran erinnert, Tabletten zu schlucken, genügend Flüssigkeit aufzunehmen oder mit ihnen über einen Monitor Gedächtnisspiele spielt? Der Gedanke, im Alter von einem Pflegeroboter betreut zu werden oder Nahestehende maschinell umsorgen zu lassen, ist für viele befremdlich. Dennoch ist die Entwicklung von Pflegerobotern in vollem Gange.“ (Kreis 2018) Der Beitrag „Umsorgen, überwachen, unterhalten – sind Pflegeroboter ethisch vertretbar?“ von Jeanne Kreis, aus dessen Abstract hier zitiert wird, „behandelt den Einsatz von Pflegerobotern aus ethischer Perspektive und weist dabei anhand konkreter Robotertypen auf Hürden der Pflegerobotik hin“. „Neben Einwänden wie dem Kontaktverlust thematisiert das Papier unter anderem den Einsatz von Pflegerobotern hinsichtlich der bewussten Täuschung älterer pflegebedürftiger Personen sowie der Menschenwürde. Anhand der vorgebrachten Argumente wird dargelegt, welchen moralischen Ansprüchen Pflegeroboter gerecht werden müssen und wie der Einsatz künstlicher Systeme in einem menschzentrierten Bereich wie der Pflege trotz ethischer Bedenken legitimiert werden kann.“ (Kreis 2018) Der Beitrag ist im November 2018 im Buch „Pflegeroboter“ (herausgegeben von Oliver Bendel) erschienen und kann über SpringerLink kostenlos heruntergeladen werden.