Vernachlässigtes Handy

In einem weiteren KI-(Kunst-)Projekt wurde ein Haiku von Oliver Bendel angepasst, mit Hilfe von Google Translate ins Japanische übersetzt und mit Hilfe der Text-to-Speech-Engine von IBM Watson eingesprochen, unter Verwendung von SSML. Zuerst werden von Emi – so der Name der künstlichen Stimme – die Metainformationen durchgegeben, dann wird das Gedicht selbst vorgetragen. Dieses stammt aus dem Band „handyhaiku“ (1. Aufl. 2010, ein Buch, in dem jedes Gedicht zusätzlich in einem QR-Code steckt) und lautet dort so: „an den waenden mein / vernachlaessigtes handy / auf steckdosenjagd“ … Das Haiku kann über www.handyroman.net/handyhaiku/einstieg.html heruntergeladen werden (Link nicht mehr gültig). Das Projekt hat auch ethische Implikationen. Was bedeutet es, wenn Texte automatisch übersetzt werden? Bleiben sie verständlich? Können sie missverständlich sein? Können sie weitreichende Folgen haben? Was bedeutet es, wenn künstliche immer mehr menschliche Stimmen ablösen? Wenn sie in irgendeinem Sinne perfekt sind und der Mensch danach strebt, diese Perfektion zu erreichen? Oder wenn sie imperfekt sind und das Kind diese Imperfektion imitiert? Genau dies passiert bereits, wenn Pepper ein Familienmitglied in Japan ist, wie Aldebaran bzw. SoftBank vor einiger Zeit auf einer Konferenz in Krakau mitteilte.

Abb.: Mit dem Handy unterwegs in Osaka

Pepper im Parlament

Über Serviceroboter aus ethischer Sicht hat Oliver Bendel am 8. November 2017 im Europäischen Parlament in Brüssel im Rahmen einer Robotikkonferenz gesprochen. Er stellte Pflege-, Sicherheits- und Kampfroboter vor und nahm die Perspektiven der Informationsethik und anderer Bereichsethiken sowie der Maschinenethik ein. Am Ende ging er auf Pepper ein, den emotionalen Roboter. Aus den Bereichsethiken heraus fragte er: „Should you leave children alone with Pepper, and if so, for how long? Should Pepper’s emotion recognition be used in retail to better understand customers?“ Und aus der Maschinenethik heraus: „Do you want Pepper to show some emotion even though it doesn’t have one? Do you want it to speak more humanoid to be more convincing? Should it be able to refuse to do certain things, e.g., to steal from other people?“ Es schloss sich eine Diskussion an, die Mady Delvaux als erste Fragestellerin eröffnete. Sie hatte für das Europäische Parlament den Bericht „mit Empfehlungen an die Kommission zu zivilrechtlichen Regelungen im Bereich Robotik“ erstellt, den Oliver Bendel auf Wunsch eines Abgeordneten der Grünen kommentiert hatte. Nach der Videoübertragung zwischen der Schweiz und Belgien ging es weiter mit Vorträgen vor Ort.

Abb.: Zu Pepper stellen sich viele Fragen

Pepper hat nie Sorgen

Beim Herbstevent der Alumniorganisation der FHNW am 23. Oktober 2017 in der Migros-Zentrale in Zürich traf Prof. Dr. Oliver Bendel vor seiner Keynote mit dem humanoiden Pepper zusammen. Die beiden tauschten Freundlichkeiten aus, kamen aber auch zu existenziellen Fragen. Der Mensch sprach zum Roboter: „Ich weiß, dass du Emotionen zeigen kannst, aber keine hast. Macht dir das Sorgen?“ Dieser gab zurück: „Ich habe eigentlich nie Sorgen – außer wenn meine Batterie fast leer ist!“ Eine weitere Keynote hielt Cornelia Diethelm, Direktorin für die Nachhaltigkeitsstrategie und das Issue Management der Migros. Auf dem Podium diskutierten dann neben den beiden Genannten noch Dr. Doris Aebi, Co-Gründerin der aebi+kuehni AG, Vizepräsidentin des Verwaltungsrat des Migros-Genossenschafts-Bunds und Mitglied des Fachhochschulrats FHNW, sowie Dr. Anne Herrmann, Dozentin für Wirtschaftspsychologie und Studiengangleiterin MAS Business Psychology, Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW. Rahel Walser vom SRF moderierte den Event, der sich um Robotik, KI und Ethik drehte und den Titel „Verantwortung 4.0“ trug.

Abb.: Bendel und Pepper (Foto: Meret Buser)

Roboter Paul in Zürich

Laut einer Pressemitteilung werden die Kunden im MediaMarkt Sihlcity seit 5. Oktober 2017 von einem Roboter unterstützt und informiert. Paul, so sein Name, „kennt sich im Sortiment des Zürcher Elektrofachmarkts bestens aus“ (Pressemitteilung MediaMarkt). Paul ist eigentlich Care-O-bot 4 vom Fraunhofer IPA. Da der Roboter im Pflegebereich derzeit schwer vermittelbar ist, passt man ihn für den Einsatz im Einzelhandel an. Bei MediaMarkt hat er seine Arme verloren. Das Unternehmen schreibt: „In Kopfhöhe besitzt Paul ein schräg nach vorne gerichtetes Display, das an ein Gesicht erinnert. Er erkundigt sich nach den Wünschen der Kunden und führt sie bei Bedarf zu demjenigen Produkt im Markt, für das sie  sich interessieren. Auf dem Weg dorthin kann man mit ihm plaudern. Bei einem Small Talk über das Wetter oder über ein anderes Thema entpuppt sich Paul als angenehmer Gesprächspartner.“ (Pressemitteilung MediaMarkt) Paul wird zum Kollegen und Konkurrenten von Pepper, der eigentlich ein Roboter ist, der Emotionen erkennt und zeigt (aber nicht hat) und als Companion in Haushalten untergebracht ist, aber auch in Supermärkten und Shopping Malls auf der ganzen Welt seinen Dienst versieht. Ob Paul auch für die Sicherheit sorgt, wie etwa der K5 (der dabei auch Unsicherheit schafft) oder wie REEM, ist nicht bekannt.

Abb.: Die Sihl in Zürich

Pepper in der Schweiz

Der Herbstevent der Alumniorganisation der FHNW trägt den Titel „Verantwortung 4.0“. Er findet am Montag, 23. Oktober 2017 in Kooperation mit dem Migros-Genossenschafts-Bund in Zürich statt. Aus dem Ankündigungstext auf der Website: „Eine einführende Keynote zur Herleitung des Begriffes ‚Verantwortung 4.0‘ wird von Frau Cornelia Diethelm, Direktorin für die Nachhaltigkeitsstrategie und das Issue Management der Migros, präsentiert. Im Anschluss wird Prof. Dr. Oliver Bendel, Experte für Maschinenethik am Institut für Wirtschaftsinformatik der FHNW, eine Keynote mit dem und zum humanoiden Roboter Pepper halten.“ Auf dem Podium werden neben den beiden Genannten noch Dr. Doris Aebi, Co-Gründerin der aebi+kuehni AG, Vizepräsidentin des Verwaltungsrat des Migros-Genossenschafts-Bunds und Mitglied des Fachhochschulrats FHNW, sowie Dr. Anne Herrmann, Dozentin für Wirtschaftspsychologie und Studiengangleiterin MAS Business Psychology, Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, sein. Rahel Walser vom SRF moderiert die Podiumsdiskussion. Weitere Informationen über www.alumni-fhnw.ch.

Abb.: Pepper in San Francisco

Die Hände von Pepper

Im Glattzentrum bei Zürich soll Pepper bald im Einsatz sein. Im Westfield San Francisco Centre kann man ihn bereits in Aktion sehen. Der kleine Roboter von SoftBank spricht und singt und tanzt auf Wunsch auch. Auf dem Touchscreen an seiner Brust werden auswählbare Rubriken und entsprechende Informationen angezeigt. Regelmäßig scharen sich Menschen um Pepper und probieren seine Funktionen aus. Faszinierend ist, wie schnell und präzise er seine Hände und seine Finger bewegen und benutzen kann. Er zeigt auf etwas, er gestikuliert – und er unterstützt seine Tanzbewegungen fast wie ein Profi. Wie 20 Minuten schreibt, soll Pepper im Glattzentrum ab Ende des Jahres eingesetzt werden. Über eine Million Franken habe das Einkaufszentrum für sechs Exemplare ausgegeben. Diese sollen ab Ende des Jahres selbstständig herumrollen. „Die Kunden können die Roboter ansprechen und nach Informationen fragen.“ (20 Minuten, 7. März 2017) Wenn diese nicht weiterwissen, wird über ihren Bildschirm „die Infostelle des Centers zugeschaltet“ (20 Minuten, 7. März 2017). In Kalifornien sind Roboter im öffentlichen Raum keine Seltenheit. Vor allem Informationsroboter sowie Überwachungs- und Sicherheitsroboter wie der K5 sind verbreitet. Eine Kollision kann im Westfield kaum stattfinden – der Roboter steht am Rand und bewegt sich nicht von der Stelle.

Abb.: Eine Hand von Pepper

Pepper in Switzerland

Wie 20 Minuten schreibt, soll Pepper von Aldebaran bzw. SoftBank im Glattzentrum bei Zürich eingesetzt werden. Über eine Million Franken habe das Einkaufszentrum für sechs Exemplare ausgegeben. Diese sollen ab Ende des Jahres selbstständig herumrollen. „Die Kunden können die Roboter ansprechen und nach Informationen fragen.“ (20 Minuten, 7. März 2017) Wenn diese nicht weiterwissen, wird über ihren Bildschirm „die Infostelle des Centers zugeschaltet, um die Frage zu beantworten“ (20 Minuten, 7. März 2017). Pepper soll nicht auf ein Sonderangebot eines Geschäfts hinweisen oder Produkte bewerben. In einem Einkaufszentrum ist er sicher gut aufgehoben. Er kann einen Mehrwert bieten, und es ist gewährleistet, dass Kinder im Beisein von Erwachsenen mit ihm kommunizieren und interagieren, anders als in Haushalten in Japan, wo sie oft mit ihm alleine sind und ihn imitieren, wie der Informations- und Maschinenethiker Oliver Bendel kürzlich beim 10. Ulmer Robotertag berichtete. Es besteht allerdings, wie beim K5 in Stanford, die Gefahr, dass man mit ihm zusammenstößt. Zudem kann man über ihn stolpern, und er kann auf kleine Kinder fallen, wobei er recht standfest ist. Schweizerdeutsch versteht Pepper noch nicht, wie die Gratiszeitung schreibt. Es wird nicht einfach sein, ihm die dialektalen Varianten beizubringen.

Abb.: Pepper muss erst noch Schweizerdeutsch lernen