Über den Krieg

„Krieg ist ein nationaler oder internationaler Konflikt, bei dem die gegnerischen Parteien Streitkräfte, mehr oder weniger schwere Waffen sowie physische und psychische Gewalt einsetzen, um ihre politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Ziele zu erreichen. Es werden Gebäude, Verkehrswege und Infrastrukturen zerstört, Soldaten und Zivilisten umgebracht, verletzt, gefoltert und vergewaltigt, um die Übermacht zu erhalten und die Moral des Gegners zu zermürben, und nebenbei Tiere getötet und die Umwelt verstrahlt, verseucht und geschädigt.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag von Oliver Bendel im Gabler Wirtschaftslexikon. Es wird auf Militärroboter und auch speziell auf Kampfroboter eingegangen und der Zusammenhang zwischen Wirtschaft und Krieg dargestellt. Am Ende wird die Perspektive der Ethik eingenommen, insbesondere der Militärethik, der Technik- und Informationsethik sowie der Maschinenethik, ferner der Wirtschaftsethik und der Tierethik. Der Beitrag, der am 28. Juni 2022 erschienen ist, kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/krieg-124146 aufgerufen werden.

Abb.: Demonstration gegen den Ukrainekrieg in Zürich

 

Vereint gegen Putler

Gegen Putins Krieg in der Ukraine engagiert man sich auf unterschiedliche Weise. Die einen gehen in Berlin, Zürich, Wien, Paris oder Tokio auf die Straße. Sie tragen Schilder mit dem Bild von Putler – ein Neologismus aus „Putin“ und „Hitler“ – oder schwenken Fahnen. Die anderen versuchen russische Systeme anzugreifen, wie im Falle von Anonymous. Anonymous ist ein Label für Hacker, die sich als Aktivisten verstehen. Man engagiert sich z.B. für Meinungsfreiheit, gegen das Urheberrecht oder gegen Krieg. Der Aktivismus wird zum sogenannten Hacktivismus. Während des Ukraine-Kriegs wurden bereits mehrfach russische Einrichtungen und Websites angegriffen und lahmgelegt, häufig mit Hilfe von DDoS (Distributed Denial of Service). Bekannt ist Anonymous auch für Doxing. Wieder andere sind vor Ort und stellen sich den Invasoren mit Worten oder Waffen entgegen. Autonome Kampfroboter spielen dabei bisher kaum eine Rolle. Der Krieg wird in konventioneller Weise geführt, und Moskau greift zu einem Teil auf veraltete Technik zurück. Alle, die sich engagieren, haben ein Ziel: Sie wollen den Krieg in der Ukraine so bald wie möglich beenden.

Abb.: Bei einer Demonstration in Zürich am 5. März 2022

Überlegungen zum Triage-Prinzip

„Triage“ ist ein Begriff aus der Militärmedizin und bezeichnet die Einteilung der Verletzten (bei einer Katastrophe bzw. nach einem Angriff im Krieg) nach der Schwere der Verletzungen. Unterschieden werden leichte, mittlere und schwere Fälle; als prädestiniert gelten die mittleren Fälle, und zwar deshalb, weil die leichten auch ohne medizinische Versorgung überleben werden und die schweren hoffnungslos sind oder zu viele Ressourcen beanspruchen. Ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon widmet sich dem Triage-Prinzip im Zusammenhang mit der Artenvielfalt und mit COVID-19. Es herrscht unter Ethikern weitgehend Einigkeit darüber, dass man bei schweren Erkrankungen und Ressourcenengpässen nach den Überlebens- bzw. Heilungschancen gehen sollte, ganz im Sinne der ursprünglichen Idee. Einige fordern aber auch, die Jungen leben und die Alten sterben zu lassen. Damit bezieht man sich auf Eigenschaften der Person, was problematisch erscheint. Natürlich sind auch die Überlebenschancen bei einer Infektion mit SARS-CoV-2 vom Alter abhängig, aber wenn man dieses direkt als Kriterium wählt, diskriminiert man damit den Betroffenen und die Gruppe, der er angehört. Der Beitrag von Oliver Bendel ist am 30. März 2020 erschienen und kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/triage-122418 aufgerufen werden.

Abb.: Wem soll geholfen werden?

Mit Robotern töten?

„Darf die Polizei mit Robotern töten?“ Dies ist der Titel eines Beitrags, der am 9. Juli 2016 auf Spiegel Online erschienen ist. „Nachdem ein Roboter den mutmaßlichen Heckenschützen von Dallas getötet hat, werden unbequeme Fragen laut: Wie und warum ist die Entscheidung gefallen? Bricht mit dem Einsatz von ferngesteuerten Maschinen in der Polizeiarbeit eine neue Ära an? Ist der Einsatz von tötenden Maschinen ethisch vertretbar und – wollen die USA das?“ (SPON, 9. Juli 2016) Zu Wort kommt u.a. Peter Asaro, der im März 2016 in Stanford zum Symposium zur Maschinenethik beigetragen und auch in der Roboterethik als Disziplin, die nach den Konsequenzen des Einsatzes von automatischen und autonomen Maschinen fragt, einen Namen hat. Gegenüber Bloomberg äußerte er: „Sobald das zu einem Standardverfahren wird, wird es auch in anderen Situationen eingesetzt werden, die nicht so deutlich sind wie dieser Fall.“ (SPON, 9. Juli 2016) Der Jurist Stoughton wies gegenüber dem gleichen Nachrichtendienst darauf hin, dass sich, ob bei Schusswaffen oder Elektroschockern, jedes Mal die Frage des angemessenen Einsatzes gestellt habe. „Ich glaube, wir werden ähnliche Gespräche über Roboter haben, die den Tod bringen.“ (SPON, 9. Juli 2016)

Abb.: Wer hat die Waffe in der Hand?

Militärische Drohnen in der Moral

Die Jahrestagung der Fachgruppe „Informatik und Ethik“ widmet sich vom 15. bis 16. Oktober 2015 in Berlin dem Thema Drohnen. Auf der Website heißt es: „Im Geheimdienstbefugnisklärungsausschuss des Deutschen Bundestags taucht am Rande immer wieder auf, was der Ex-Geheimdienstler Michael Hayden so drastisch ausdrückte: Wir töten Menschen auf der Basis von Meta-Daten. Der nicht mehr ganz so geheime Drohnenkrieg der militärisch stärksten Staaten zeigt in erschreckender Weise, welch zentrale Rolle Technikerinnen und Techniker in der Schönen Neuen (Gewalt-)Welt einnehmen.“ (Website GI, Oktober 2015) Es geht also um militärische Drohnen, die in bestimmter Weise bewertet werden. Entsprechend betrachtet Rafael Capurro am Donnerstag die „Kriegsmaschinen“ aus moralischer Sicht, und Constanze Kurz wiederholt in ihrem Vortrag die obige Aussage: „We kill people based on meta-data“. Verena Hafner nimmt am Freitag die Perspektive der Roboterethik ein, Hans-Jörg Kreowski stellt die Frage nach der „Kalamität bewaffneter Drohnen“. Die Teilnahme ist laut GI kostenlos. Es wird um Anmeldung unter drohnen@turing-galaxis.de gebeten. Weitere Informationen über gewissensbits.gi.de/jahrestagung-2015-drohnen.

Abb.: Greift die Drohne an?

Kriegsmaschinen

Wie verschiedene Medien melden, will das US-Militär „Roboter mit Moralempfinden entwickeln“. Das will es schon lange, aber nun wird die Öffentlichkeit informiert. Im deutschsprachigen GIZMODO heißt es: „Über die nächsten fünf Jahre stellt eine Abteilung des US-Verteidigungsministeriums, das Office of Naval Research, 7,5 Mio. US-Dollar (etwa 5,5 Mio. Euro) für Universitätsforschung zur Verfügung, um Roboter zu entwickeln, die richtig und falsch unterscheiden können. So könnten autonome Kampfsysteme effektiver und selbstständiger operieren. Manch ein Wissenschaftler glaubt sogar, dass solche Maschinen bessere Entscheidungen als Menschen treffen könnten, da sie einfach klaren Regeln folgen, um die Chancen und Risiken von Operationen zu bewerten.“ Es ist wichtig, die Maschinenethik möglichst unabhängig von militärischer Forschung zu halten und die zivile, kommerzielle Nutzung voranzutreiben. Dass dies nicht einfach sein wird, liegt auf der Hand. In Technik- und Informationsethik sind die entstehenden moralischen Probleme zu diskutieren.

Abb.: Ein klassisches Kriegsgerät