Über die „Studien zum genderneutralen Maskulinum“ von Eckhard Meineke

Die Gendersprache hat sich durch die erfolgreiche Arbeit von Aktivisten und ihren lautstarken, haltungslosen oder ahnungslosen Mitläufern in Unternehmen, an Hochschulen, in den Medien, in den Verlagen und in den Behörden verbreitet. Von der Sprachgemeinschaft wird sie immer stärker abgelehnt, von Jungen wie Alten, Frauen wie Männern, Linken wie Rechten. Die seriöse, nichtaktivistische und nichtideologische Sprachwissenschaft war lange Zeit wie erstarrt, als wären Fundamentalisten über unser Kulturgut hergefallen und hätten es zerstört. Zerstört haben sie es bis heute nicht, aber beschädigt – dabei ist die Sprache nicht nur Kulturgut, sondern auch Kulturwerkzeug und stets in Gebrauch. Der Linguist Peter Eisenberg war einer der ersten, die öffentlich Widerspruch anmeldeten, wie auch der Betreiber von Belles Lettres, Daniel Scholten. 2021 erschien bei Springer das leicht verständliche Buch „Von Menschen und Mensch*innen“ von Fabian Payr, das inzwischen in der 2. Auflage vorliegt. Im Sommer 2023 folgten die „Studien zum genderneutralen Maskulinum“ von Eckhard Meineke im Universitätsverlag Winter. Der Professor i.R. für Geschichte der deutschen Sprache aus Jena liefert die bisher vollständigste und tiefgründigste Analyse generischer Formen und ideologischer Verformungen. Er lässt die genannten Experten und viele weitere Linguisten zu Wort kommen und seziert zugleich die unwissenschaftlichen Arbeiten der Genderfraktion. Auch zum Duden finden sich deutliche Worte: „In diesem Zusammenhang kann der ‚Duden‘ nicht länger als eine wissenschaftlich basierte, quasi-offizielle und vertrauenswürdige Instanz objektiver Sprachbeschreibung angesehen werden. Er ist ein Instrument feministischer Sprachpolitik. Hier wird mit suggestiven, falschen und sich selbst widersprechenden Angaben manipuliert.“ (Meineke 2023) Wenn man etwa „Bewohner“ nachschlägt, erhält man die Erklärung „männliche Person, die etwas bewohnt“. Am gleichen Ort werden unter den Beispielen „die Bewohner des Hauses“ angeführt. Damit wird die gerade gegebene Erklärung ad absurdum geführt, sofern auch weibliche Personen in einem Haus wohnen können. Meineke liefert solch anschauliches Material in Hülle und Fülle, nicht nur für Sprachwissenschaftler und Vertreter anderer Disziplinen, sondern auch für eine Sprachgemeinschaft, die viel klüger ist, als Aktivisten dies annehmen, und deren Sprachgebrauch sich trotz aller ideologischer Fehleinordnungen und moralischer Erhebungen durchsetzen wird. Ohne Zweifel wurde mit den „Studien zum genderneutralen Maskulinum“ das Standardwerk zum Thema geschaffen.

Abb.: Eintrag zu „Bewohner“ (Foto: Duden, invertierter Screenshot)

Ist geschlechtergerechte Sprache wirklich geschlechtergerecht?

„Geschlechtergerechte Sprache, angestrebt etwa in Unternehmen, an Hochschulen, von Verlagen oder in den Medien, verfolgt die Idee, im Schreiben und Sprechen mehrere Geschlechter bzw. Identitäten sichtbar zu machen oder Geschlechtsneutralität umzusetzen und dadurch mit Blick auf männliche, weibliche und nichtbinäre Personen gerecht zu sein. Man spricht zudem von inklusiver oder, unter Betonung der letztgenannten Gruppe, von gendergerechter Sprache.“ Mit diesen Worten beginnt ein Beitrag von Oliver Bendel im Gabler Wirtschaftslexikon, erschienen am 4. Februar 2022. Er widmet sich vor allem der Frage, ob geschlechtergerechte Sprache wirklich geschlechtergerecht ist, und kommt zum Schluss, dass in der Praxis das Gegenteil der Fall ist. Dies liegt u.a. daran, dass männliche Formen zurückgedrängt werden oder ganz verschwinden. Die vermeintliche Männersprache wird zur Frauen- und Transmenschensprache. Das mag man als Aktivist begrüßen – aber das Anliegen der Geschlechtergerechtigkeit wird dadurch ad absurdum geführt. Zielführender scheint es zu sein, die Wirklichkeit umzubauen und die Sprache in Ruhe zu lassen. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/geschlechtergerechte-sprache-123567 aufgerufen werden.

Abb.: Nicht die Sprache umbauen, sondern die Wirklichkeit