„‚Nao‘, wie die Maschine heißt, tanzt und singt mit den Kindern der inklusiven Kita im Lebenshilfehaus in Karlsruhe. Das geschieht im Rahmen eines Forschungsprojektes des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), das Künstliche Intelligenz und Robotik im Alltag ausprobiert. ‚Wir haben mehrere Experimente in Karlsruhe, weil wir unterschiedliche Gruppen von Nutzenden adressieren, von klein bis groß‘, erklärte KIT-Professor Tamim Asfour am Mittwoch. Bei dem Forschungsprojekt kämen Roboter unter anderem in der Kita, in der Schule, im Museum oder auch im Seniorenheim zum Einsatz.“ (Badische Zeitung, 7. Juni 2023) Mit diesen Worten beginnt ein Artikel von Valeria Nickel, der am 7. Juni 2023 in der Badischen Zeitung erschienen ist. Zu Wort kommt auch Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW, der sich seit vielen Jahren mit sozialen Robotern befasst. In einem Gespräch mit der Redakteurin von der dpa erklärte er, dass Smartphones und Tablets kleinen Kindern in ihrer Entwicklung schaden können, soziale Roboter hingegen alle Sinne ansprechen und trainieren. Den Einsatz von NAO, Moxie, QTrobot und anderen Modellen in der Kita hält er für unproblematisch, sofern sie entsprechend programmiert und Bestimmungen des Datenschutzes eingehalten werden. Insbesondere autistische Kinder können nach seiner Meinung von sozialen Robotern profitieren. Der Artikel ist über www.badische-zeitung.de/wie-roboter-in-inklusiven-kitas-helfen-koennen–266860715.html verfügbar.
„Was sollte Ihrer Einschätzung nach zum Thema ‚Bewusste Künstliche Intelligenz‘ diskutiert werden, geschehen oder unterbleiben? Welche Forschungsansätze und Narrative gehören weiterentwickelt, aufgelöst und ersetzt, welche Irrwege endlich beendet, und welche Ansätze und Nischen sollten deutlich mehr Aufmerksamkeit erhalten? Aus welchen Gründen wird derzeit überhaupt über Künstliches Bewusstsein gesprochen, und was halten Sie für vielversprechend, möchte man ‚Bewusstsein‘ künstlich bewirken?“ Diese Fragen stellte Ende 2020 das KIT – Karlsruher Institut für Technologie verschiedenen Experten auf dem Gebiet. Oliver Bendel reichte im Frühjahr 2021 den Beitrag „Soziale Roboter und ihr Sprung in die Zukunft“ ein. Er stellte die drei Disziplinen Künstliche Intelligenz, Maschinenethik und Maschinelles Bewusstsein (Künstliches Bewusstsein) in einen Zusammenhang und klärte, welchen Gegenstand sie jeweils haben und welchen Ursprung oder welches Vorbild dieser wiederum hat. Dann zeigte er auf, wie die Soziale Robotik die drei Disziplinen einbezieht und ausnutzt. Der Band soll 2023 bei KIT Scientific Publishing unter dem Titel „Künstliche Intelligenz und Bewusstsein – Statements 2021“ erscheinen. Der Beitrag kann hier als Preprint heruntergeladen werden.
Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT – Karlsruher Institut für Technologie sucht einen promovierten Mitarbeiter oder eine promovierte Mitarbeiterin für eine Tätigkeit an der Schnittstelle von Sozialwissenschaften und Informatik. Die Tätigkeitsbeschreibung lautet wie folgt: „Selbstlernende, KI-gestützte Robotertechnologien und -systeme werden gegenwärtig für zahlreiche Anwendungsfelder, etwa für die Pflege und Assistenz, die Arbeitswelt oder den Mobilitätsbereich, entwickelt. In allen Feldern müssen sie in Zukunft vielseitige Aufgaben in der realen Welt in enger Interaktion mit Menschen erfüllen. Dieses erfordert nicht nur große Entwicklungsanstrengungen für die Techniken und Systeme selbst, sondern auch ein vertieftes Verständnis für die Veränderungen in den Interaktionen und Beziehungen zwischen Menschen und Robotern. Diesbezügliche Erkenntnisse sind eine wichtige Voraussetzung dafür, robotische Lösungen so gestalten zu können, dass Menschen mit ihnen kooperieren wollen, sie nutzen und aktiv in entsprechende Anwendungskontexte integrieren.“ (ITAS) Im Rahmen dieses Forschungsfelds soll der Postdoc neue Forschungsansätze zur sozialen bzw. psychologischen Dimension der Mensch-Roboter-Interaktion und -Kooperation entwickeln. Hierbei wirkt man zum einen in bereits begonnenen Forschungsprojekten zur Technikfolgenabschätzung von KI-basierten robotischen Systemen mit. „Zum anderen ist damit die Möglichkeit der Entwicklung eines eigenen Forschungsprofils an der Schnittstelle von TA und Robotik verbunden. Dies beinhaltet u.a. die konzeptionelle Ausrichtung wie auch die Auswahl und Untersuchung empirisch relevanter Fragestellungen in diesem Feld, aber auch das eigenständige Entwickeln und Umsetzen weiterer Forschungsideen.“ (ITAS) Die Bewerbungsfrist wurde bis zum 24. Februar 2023 verlängert. Weitere Informationen sind hier erhältlich.
Ziel des First Geriatronics Summit ist, die aktuellen und geplanten Robotiklösungen im Kontext der Geriatronik zu beleuchten und die politischen Entscheidungsträger für die entsprechenden Technologien zu sensibilisieren. Die Veranstaltung, die am 20. und 21. Juni 2022 in Garmisch-Partenkirchen stattfinden wird, will laut Website folgende Fragen beantworten: 1. Wie kann man mit Hilfe von Geriatronik dem zunehmenden Mangel und den geografischen Unterschieden bei den Pflegekräften und der überlasteten Gesundheitsversorgung begegnen? 2. Wie können Robotik und KI die Unabhängigkeit, Mobilität, Selbstbestimmung und Gesundheit älterer Menschen so lange wie möglich fördern? 3. Was sind die Regeln der Autonomie und wie lassen sich moralische, ethische, kulturelle und persönliche Herausforderungen und Dilemmata für die Geriatronik angehen? Eingeladene Wissenschaftler sind Prof. Dr.-Ing. Tamim Asfour (KIT Karlsruhe), Dr. Sylvain Calinon (EPFL), Dr. Tadej Petrič (Jožef Stefan Institute), Dr. Matteo Laffranchi (Italian Institute of Technology – IIT), Prof. Adriana Tapus (Institut Polytechnique de Paris), Prof. Jim Tørresen (University of Oslo), Prof. Dr.-Ing. Sami Haddadin (TUM), Prof. Dr. med. Alena M. Buyx (TUM), Prof. Dr. oec. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Prof. Dr. Christian Djeffal (TUM), Prof. Vera Lúcia Raposo (University of Coimbra), Prof. Dr. Lee Bygrave (University of Oslo) und Prof. Dr. Martin Ebers (Humboldt-Universität zu Berlin/University of Tartu). Getragen wird die Veranstaltung u.a. vom Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI) der Technischen Universität München (TUM) und von der VolkswagenStiftung.
Insgesamt 30 Beiträge enthält der von Oliver Bendel herausgegebene Springer-Band „Soziale Roboter“, wenn man das Vorwort mitzählt. Von Armin Grunwald stammt die Abhandlung „Soziale Roboter aus Sicht der Technikfolgenabschätzung: Zur Gestaltung gemeinsamer Zukünfte von Mensch und Technik“. Aus dem Abstract: „Roboter sind auf dem Sprung in menschliche Lebens- und Arbeitswelten und werden zu Gegenübern in Kommunikation und Interaktion. Für soziale Roboter werden unterschiedliche Rollenkonzepte verfolgt, etwa als Gefährten, als Berater, als Kollege, als Betreuer, als Unterhalter oder als Diener. Ihre enge Wechselwirkung mit Menschen macht sie für die Technikfolgenabschätzung zu einer besonderen Herausforderung jenseits von Folgenabschätzung in einem traditionellen Sinne. Ihre Bewältigung erfordert, zusätzlich zu den etablierten Dimensionen von Folgenuntersuchungen, etwa in ökonomischer und sozialer Hinsicht, auch Fragen von sich verändernden Mensch/Technik-Verhältnissen oder menschlichen Selbstverständnissen zu betrachten. Dabei geht es vor allem um ein Explorieren möglicher positiver wie negativer Entwicklungen und ihre Reflexion unter Aspekten der Gestaltung zukünftiger kooperativer Mensch/Roboter-Konstellationen in unterschiedlichen Anwendungsfeldern. In diesem Kapitel wird zunächst die Rolle der Technikfolgenabschätzung im Feld der sozialen Roboter erläutert. Exemplarisch werden dann anhand der Fallbeispiele des künstlichen Gefährten, des Kollegen am Arbeitsplatz und des Pflegeroboters typische Fragestellungen für Technikfolgenabschätzung erarbeitet, die schließlich in Form von übergreifenden Querschnittsfragen gebündelt werden.“ Das Buch ist Anfang November 2021 erschienen und kann über link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-31114-8 bezogen werden.
Abb.: Zur Gestaltung gemeinsamer Zukünfte von Mensch und Technik
Am 18. Juli 2019 war Oliver Bendel zu Gast beim KIT. Die renommierte Universität in Karlsruhe verfolgte in ihrem Colloquium Fundamentale ein Semester lang „die stille Revolution der KI-Technologien“. Den Schlusspunkt setzte der Informations- und Maschinenethiker aus Zürich. Er stellte zunächst die Frage, ob Ethik eine Wissenschaft ist, und gab die Antwort: Sie ist es, wenn sie wissenschaftliche Methoden benutzt. Wenn sie wiederum eine Wissenschaft sei, sei ihre Aufgabe nicht, das Gute in die Welt zu bringen, sondern das Gute und Böse zu untersuchen. Ihre Aufgabe sei die jeder Wissenschaft, nämlich Erkenntnisgewinn und -vermittlung. Danach präsentierte Oliver Bendel mehrere Serviceroboter, Chatbots und Sprachassistenten und diskutierte sie aus den Perspektiven von Informations- und Maschinenethik. Immer wieder ging er auf eigene Projekte an seiner Hochschule ein. Dort entsteht bis Ende des Jahres das siebte Artefakt der Maschinenethik, die siebte moralische Maschine, um diesen Terminus technicus zu benutzen. Er schloss an seine Gedanken vom Anfang des Vortrags an: Die Maschinenethik dürfe nicht nur moralische, sondern auch unmoralische Maschinen hervorbringen, um diese zu erforschen. Manche von ihnen sollte man aber besser im Labor lassen. Am Ende erörterte er die Möglichkeit einer Supermoral (Supermorality), die die Moral der Menschen hinter sich lässt, wie die Superintelligenz (Superintelligence) unsere Intelligenz. Er anerkannte die Vorteile, die eine solche mit sich brächte, auch angesichts des Leids, das wir weltweit verursacht haben, strich aber vor allem mögliche Nachteile heraus.
Abb.: Oliver Bendel bei seinem Vortrag am KIT (Foto: KIT-ZAK/Felix Grünschloß)
Die Künstliche Intelligenz hat zunächst die menschliche oder tierische Intelligenz als Referenz und versucht, sie in bestimmten Aspekten abzubilden. Sie kann zudem anstreben, von der menschlichen oder tierischen Intelligenz abzuweichen, etwa indem sie mit ihren Systemen die Probleme anders löst. Die Maschinenethik widmet sich der maschinellen Moral, bringt sie hervor und untersucht sie. Ob man die Begriffe und Methoden der Maschinenethik mag oder nicht – man muss anerkennen, dass neuartige autonome Maschinen entstehen, die in einem gewissen Sinne vollständiger als frühere erscheinen. Es verwundert fast, dass sich die künstliche Moral nicht viel früher zur künstlichen Intelligenz gesellt hat. Nun scheinen vor allem Maschinen, die menschliche Intelligenz und menschliche Moral für überschaubare Anwendungsbereiche simulieren, eine gute Idee zu sein. Aber was ist, wenn eine Superintelligenz mit einer Supermoral eine neue Art bildet, die der unseren überlegen ist? Das ist natürlich Science-Fiction. Aber auch etwas, das manche Wissenschaftler erreichen wollen. Prof. Dr. Oliver Bendel aus Zürich stellt in seinem Vortrag am 18. Juli 2019 ab 18:30 Uhr am KIT gegenwärtige Entwicklungen und künftige Möglichkeiten vor und nimmt eine kritische Einordnung vor. Er schließt damit das Colloquium Fundamentale des Sommersemesters ab. Weitere Informationen über www.zak.kit.edu/colloquium_fundamentale.
Das TATuP-Heft 2/2015 ist im August 2015 erschienen. Die Zeitschrift des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) kommt seit 1992 heraus. Der Themenschwerpunkt „Technik und Pflege in einer Gesellschaft des langen Lebens“ geht, wie bereits dem Newsletter Nr. 49 zu entnehmen war, „der Frage nach, wie eine bedarfsgerechte Pflege von Menschen in unterschiedlichen Betreuungskontexten gestaltet werden kann“ (Newsletter ITAS). Gefragt seien in diesem Zusammenhang interdisziplinäre Forschungsansätze, die sich sowohl mit den Bedürfnissen der zu pflegenden Menschen und der Pflegenden als auch mit der Logik der technischen Systeme selbst auseinandersetzen. Über den Schwerpunkt hinaus gibt es ein Interview mit Markus Schmidt über das BIO:FICTION-Festival und einen Beitrag von Oliver Bendel über Human Enhancement aus ethischer Sicht. Weitere Informationen und Download über www.tatup-journal.de.
Oliver Bendel, Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, sitzt ab Oktober 2015 im Expertenbeirat des vom BMBF geförderten Projekts „QuartrBack – Intelligente Notfallkette im Quartier für Menschen mit Demenz“. Bestellt hat ihn das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Laut Website ist das Ziel des Projekts, Menschen mit Demenz einen gefahrlosen Zugang zu ihren individuellen Sozialräumen im Quartier und eine „gesicherte Teilhabe“ am sozialen Leben zu ermöglichen. „Dabei werden unterschiedliche bereits vorhandene Technologien (Mensch-Technik-Interaktion) für Ortung, Monitoring, Zugangskontrolle und Information kombiniert eingesetzt. So können mithilfe einer im Zuge des Projektes neu entwickelten und bedarfsorientiert konfigurierbaren Technologie für Ortung/Monitoring die Bewegungsfreiheit und Unabhängigkeit von Menschen mit Demenz ihren individuellen Bedürfnissen gemäß gestärkt werden“ (Website ITAS). Die Hauptaufgabe des ITAS „besteht vor allem in der entwicklungsbegleitenden Technikfolgenbeurteilung des Gesamtprozesses mit einem Fokus auf den technischen, rechtlichen, ökonomischen und insbesondere ethisch-sozialen Aspekten der verwendeten Technologien“. (Website ITAS) Die Expertengruppe wird sich achtmal in drei Jahren in Frankfurt und Karlsruhe treffen. Weitere Informationen zum Projekt über www.itas.kit.edu/projekte_wein15_quartrback.php.
Matthias Maring ist der Herausgeber des Buchs „Bereichsethiken im interdisziplinären Dialog“, das 2014 in der Schriftenreihe des Zentrums für Technik- und Wirtschaftsethik am Karlsruher Institut für Technologie herausgekommen ist. Laut Abstract werden „u.a. folgende Bereichsethiken bzw. bereichsübergreifende Ethiken behandelt: Technikethik, politische Ethik, Wissenschaftsethik, Nano-Ethik, Wirtschaftsethik, Sicherheitsethik, Ordnungsethik, evolutionäre und experimentelle Ethik, Bioethik, Umweltethik, Tierethik, Sportethik, pädagogische Ethik, Ethik des Neuroenhancement, Medizinethik, Medienethik und Informationsethik“. Von Jakob Meier stammt der Beitrag „Verantwortung und die Legitimität bereichsethischer Kodizes – zu einem zentralen Aspekt der Technik- und Informationsethik“. Wer sich näher für den Zusammenhang zwischen der Informationsethik und den anderen Bereichsethiken interessiert, sei auf die Artikel von Oliver Bendel aus dem Jahre 2012 verwiesen, und zwar „Die Medizin in der Moral der Informationsgesellschaft“ (IT for Health, auch als PDF erhältlich) und „Die Medizinethik in der Informationsgesellschaft“ (Informatik-Spektrum). Der letztere Artikel enthält das Ethik-Ei, das Beispiele in den Schnittbereichen der Bereichsethiken versammelt. Den genannten Band gibt es als kostenlosen Download.