Kyoto to Catwalk

Eine aktuelle Ausstellung im Museum Rietberg in Zürich stellt die Geschichte des Kimonos dar, des ikonischen Kleidungsstücks aus Japan, das schon früh einen Siegeszug um die ganze Welt angetreten hat. „KIMONO – Kyoto to Catwalk“ präsentiert laut Website den Kimono nicht als statisch und unveränderlich, sondern als ein äußerst „dynamisches und modisches Kleidungsstück“. „Über 100 prachtvolle Kimonos, Malereien und Holzschnitte aus dem 18. bis 20. Jahrhundert wie auch extravagante Kreationen zeitgenössischer Modedesigner zeigen die künstlerische und ästhetische Bedeutung dieses Kleidungsstücks in historischen und zeitgenössischen Kontexten auf und veranschaulichen, wie der Kimono sowohl in Japan als auch im Westen seit dem 17. Jahrhundert die Mode beeinflusst hat.“ (Website Museum Rietberg) Problemlos könnte man diese Ausstellung im Virtuellen fortsetzen. Bildgeneratoren wie Ideogram scheinen den Kimono geradezu zu lieben und statten ihn auf opulente Weise aus. Im KI-Zeitalter interpretieren sie seine Schönheit auf eine neue Weise. Die Ausstellung läuft seit dem 23. September 2023 und geht bis zum 23. Januar 2024. Weitere Informationen über rietberg.ch/ausstellungen/kimono.

Abb.: Ideogram zeigt eine europäische Frau im Kimono

Das Zensieren beim Generieren

Ideogram schien im August 2023 als recht freier und freizügiger Bildgenerator zu starten. Inzwischen werden auffällig viele Bilder zensiert. Dabei ist gar nicht der Prompt entscheidend, sondern das Bild selbst. Wenn der Plattform beim Generieren auffällt, dass das Bild problematisch sein könnte, wird es nicht zu Ende gebracht, sondern durch eine Kachel mit einer Katze ersetzt, die ein Schild mit der Aufschrift «MAYBE NOT SAFE» in den Pfoten hält. Ein Prompt lautete: „Die Skulptur Galatea, die der schönen Aphrodite ähnelt, erschafft sich selbst, photo, cinematic“. Die Skulptur von Pygmalion sollte sich also selbst ermächtigen. Man sah die vier Bilder entstehen, bei zweien waren Brüste zu erkennen, für den Benutzer und auch die Plattform selbst, was offenbar dazu führte, dass die Bilder noch vor der Fertigstellung in die besagten Warnhinweise umgewandelt wurden. Unproblematisch dagegen nach wie vor die fotorealistischen Bilder von Frauen in freizügiger Pose, solange sie Bikinis oder Hotpants tragen. Genau hier scheint, wie bei anderen amerikanischen Plattformen auch, das Problem zu liegen, nämlich in der Sichtbarkeit der Brustwarzen, ganz egal, ob es sich um Menschen oder Skulpturen handelt. Ein weiterer Versuch ließ bei einem von vier Bildern genau diese erkennen, bis sie unter dem Fell der Katze verschwanden. Bei einer anderen Skulptur hatte Ideogram selbst die Brustwarzen abgedeckt, die eine mit ihrer Hand, die andere mit etwas Schmuck aus Lehm oder Stein. Ihr blieb das Schicksal der Schwester erspart.

Abb.: Mehr ist kaum möglich (Photo: Ideogram)

Demos auf Ideogram

Ideogram ist ein Bildgenerator, der Gesichter und Körper meist schlechter als Midjourney darstellt, Texte aber oft besser. Er kann über ideogram.ai aufgerufen werden. Jedes Bild ist öffentlich auf der Website sichtbar. Die Community nutzt diese Voraussetzungen und Bedingungen, um miteinander und vor allem mit dem Anbieter zu kommunizieren. So sind seit Tagen Protestierende mit Schildern zu sehen, auf denen „You need more servers“ und ähnliche Sätze stehen. Damit wird darauf angespielt, dass der Dienst inzwischen so beliebt ist, dass er nur noch selten zur Verfügung steht. Andere Generatoren hat in der Vergangenheit ein ähnliches Schicksal ereilt, bis nachgebessert wurde. Immer mehr werden auch konkrete Funktionen gefordert, etwa eine Suchfunktion oder eine Uploadfunktion für Bilder. Da solche Tafeln von vielen Benutzern gelikt werden, sind sie in der standardmäßig eingestellten Rubrik „Trending“ sichtbar. Dort war dann auch eine Gegenstimme, eine Demonstrantin, die ein Schild mit der leicht fehlerhaft generierten Aufschrift „IT’S FREE UNGRATEFUL PEEOPLE“ trug. Ob undankbar oder nicht – wichtig wäre noch eine höhere Auflösung, denn im Moment ist man auf Upscaler angewiesen, wenn man das Bild in einer bestimmten Größe auf der Website oder im Print verwenden will. Ein Grund für die Beliebtheit von Ideogram ist, dass man ohne Anmeldung und andere Hürden einfach loslegen kann. Und eben, dass man Texte einfügen kann, was u.a. die Covergestaltung ermöglicht.

Abb.: Ein Kommunikationsbild von „engel“,  zugeschnitten für diesen Post (Bild: Ideogram)