Quasihologramme auf der Biennale di Venezia

Die Biennale di Venezia 2024 überzeugt u.a. mit dem deutschen, serbischen („jugoslawischen“) und polnischen Pavillon. Im Schweizer Pavillon möchte Guerreiro do Divino Amor laut Pro Helvetia die bisher komplexeste und ehrgeizigste Installation seiner künstlerischen Laufbahn schaffen. Das Video „Das Wunder der Helvetia“ setze die Schweiz als Allegorie in Szene. Ein Korridor verbindet diesen Teil mit der Installation „Roma Talismano“. Hierbei handle es sich um einen phantasmagorischen Zwilling der römischen Zivilisation und zugleich „das über Jahrhunderte tradierte Symbol einer vermeintlichen moralischen, politischen und kulturellen Überlegenheit“. „Die brasilianische Künstlerin und Sängerin Ventura Profana verkörpert die Kapitolinische Wölfin, eine symbolträchtige, phantasmagorische Kreatur, die ein Lied singt über die Heldentaten der drei allegorischen Tiere – der Wölfin, des Lamms und des Adlers.“ (Website Pro Helevetia) In der Mitte des Raums erscheint Ventura Profana als Quasihologramm. Dafür werden 15 LED-Rotoren in einem Glaskasten verwendet. Auf Fotos offenbart sich die Technik, die gut mit Projektion oder Display konkurrieren kann.

Abb.: Das Hologramm von Ventura Profana

HeidiBOT als Moderatorin des ESC 2025

Der ESC 2025 in der Schweiz könnte von HeidiBOT moderiert werden, einem humanoiden Roboter, der mit GPT-4o verbunden ist. Der Kopf könnte bei Hanson Robotics, RealDoll oder anderen Unternehmen in Auftrag gegeben werden. Es wäre zu überlegen, ob als Basis ein Figure 01 oder ein ähnliches Modell dienen könnte. Damit könnte sich HeidiBOT in natürlicher Weise auf der Bühne bewegen und selbst Teil einer Performance sein. Durch GPT-4o oder vergleichbare Sprachmodelle wäre sie in der Lage, einen schweizerdeutschen Dialekt, Hochdeutsch, Englisch und Französisch zu sprechen. Auch Rätoromanisch sollte zu hören sein, wie es bei @llegra der Fall war, einem Chatbot für Vallader. Die Schweiz könnte sich damit als wissenschaftlich hochkarätiges, innovationsfreudiges und zugleich traditionsbewusstes Land präsentieren. Kritiker werden das Menschliche und Verbindliche vermissen. Aber dieses könnte verstärkt von den Musikern übernommen werden, die oft nur noch Karikaturen ihrer selbst sind. Man könnte sie auf der Bühne zu Wort kommen und mit dem Publikum sprechen und diskutieren lassen. Auch eine menschliche Co-Moderation könnte diese Kritik auffangen. Eine andere Möglichkeit wäre, HeidiBOT als Avatar bzw. Pseudo- oder Quasihologramm umzusetzen, ähnlich wie die ABBAtare in London. HeidiBOT könnte – in welcher Form auch immer – wie Heidi aus dem Booklet „AMERICAN SMILE“ von Oliver Bendel aussehen. An ihrer Seite wäre natürlich eine Ziege. Und Peterli, wenn er brav ist.

Abb.: Heidi aus dem Booklet „American Smile“ (Bild: DALL-E 3)

Jung, erfolgreich, tot

Stefan Sommer von der Süddeutschen Zeitung hat Prof. Dr. Oliver Bendel Fragen zu Hologrammen gestellt, die Tote auf Bühnen und in Filmen „lebendig“ machen sollen, und zu Apps, mit denen man sich und andere verewigen kann. Einführend bemerkte der Technikphilosoph zu den Hologrammen: „Meist handelt es sich um Projektionen, wobei man durchsichtige Vorhänge, Glas, Metall bzw. mit Metall beschichtete Oberflächen verwendet. Ich nenne sie auch Pseudohologramme oder Quasihologramme. Grundsätzlich hat man den Eindruck, dass sich ein Körper im Raum befindet. Sehr bekannt sind die Pseudohologramme von Tupac und Hatsune Miku. Der Unterschied ist, dass der Rapper verstorben war und durch die Technologie ‚wiederbelebt‘ wurde, Hatsune Miku aber nie gelebt hat – man hat zuerst ihre Stimme erfunden und später ergänzt durch das Pseudohologramm. Bei ABBA liegt der Fall wiederum anders. Die Mitglieder leben noch, haben sich aber unsterblich gemacht, wiederum mit Pseudohologrammen, die in einer speziell dafür konstruierten Bühne in London erscheinen. Ich habe eines der Konzerte besucht. Die Wirkung ist immens. Es sind alte Fans vor Ort, die spätestens bei ‚Dancing Queen‘ ihre Rollatoren wegwerfen und zu tanzen beginnen.“ Es folgten weitere Ausführungen zu den Apps und zum digitalen Nachlass. Mehrere Statements wurden für den Artikel „Jung, erfolgreich, tot.“ verwendet, der am 1. Juni 2023 im Onlinemagazin Jetzt der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.

Abb.: Ein junger Mann mit Tupac-T-Shirt

Einseitige Beziehungen

Am 3. Oktober 2022 ist auf der Website des österreichischen Standard der Artikel „Wie ‚Fiktosexuelle‘ Beziehungen mit virtuellen Figuren führen“ erschienen. In der gedruckten Ausgabe war er schon ein paar Tage vorher zu lesen. Im Teaser heißt es: „Es gibt Menschen, die tatsächlich Beziehungen mit Hologrammen, virtuellen Avataren und smarten Assistentinnen führen. Dennoch bleibt die Maschinenliebe eine Illusion …“. Zu Wort kommt mehrmals Prof. Dr. Oliver Bendel, dessen Buch „Maschinenliebe“ über Liebespuppen, Sexroboter und virtuelle Figuren aller Art im Jahre 2020 herausgekommen ist. Mitgeschrieben haben einige der führenden Experten in diesem Bereich, u.a. Sophie Wennerscheid, Tanja Kubes, Melike Şahinol, Kate Devlin, Nicola Döring und Yuefang Zhou. Im Buch „AI Love You“ von Yuefang Zhou und Martin Fischer veröffentlichte Oliver Bendel auch den Beitrag „Hologram Girl“, der auf Beziehungen zu Hologrammen und Projektionen eingeht. Der Artikel im Standard kann hier abgerufen werden.

Abb.: Einseitige Beziehungen (Foto: Sara Zarubica)

Verliebt in Hatsune Miku

„Es gibt Menschen, die tatsächlich Beziehungen mit Hologrammen, virtuellen Avataren und smarten Assistentinnen führen. Dennoch bleibt die Maschinenliebe eine Illusion.“ So lautet der Teaser eines Artikels, der am 23. September 2022 im Standard erschienen ist. „Wenn Akihiko Kondo nach Hause kommt, wird er von einem Popstar begrüßt: Hatsune Miku. Die Diva mit den langen türkisen Haaren, die schon mit Lady Gaga im Madison Square Garden auf der Bühne stand, ist jedoch kein Mensch aus Fleisch und Blut, sondern eine computeranimierte Manga-Figur. Die Sängerin existiert weder physisch noch hat sie eine Stimme. Bei Konzerten wird ein dreidimensionales Hologramm auf die Bühne projiziert, eine Software synthetisiert die Stimme aus der Konserve.“ (Standard, 23. September 2022) Zu Wort kommt mehrmals Oliver Bendel, dessen Buch „Maschinenliebe“ über Liebespuppen, Sexroboter und virtuelle Figuren aller Art im Jahre 2020 erschien. Mitgeschrieben haben einige der führenden Experten in diesem Bereich, u.a. Kate Devlin, Nicola Döring und Yuefang Zhou. Im Buch „AI Love You“ von Yuefang Zhou und Martin Fischer veröffentlichte Oliver Bendel auch den Beitrag „Hologram Girl“, der auf Beziehungen zu Hologrammen und Projektionen eingeht. Der Artikel im Standard trägt den Titel „Unfassbar verliebt“ und stammt von Adrian Lobe.

Abb.: Verliebt in Hatsune Miku

Konferenzen mit Hologrammen

„Alle sitzen an einem Tisch, obwohl sich jeder in einer ganz unterschiedlichen Stadt aufhält. Die Personen können sich berühren, doch spüren nichts davon. Was widersprüchlich klingt, könnte bald normal sein.“ (Tagesspiegel, 14. Mai 2021) Die Rede ist von Hologrammen, die mit Sprachassistenten oder mit Audiofunktionen kombiniert und beispielsweise bei Konferenzen eingesetzt werden. In ihrem Artikel „Werden wir bald als Hologramme miteinander sprechen?“ im Tagesspiegel spürt Marie Rövekamp den heutigen und künftigen Umsetzungs- und Einsatzmöglichkeiten nach. Zu Wort kommt auch Oliver Bendel, von dem der Buchbeitrag „Hologram Girl“ (erschienen in „AI love you“) stammt und der als Vorzug von Hologrammen die Präsenz im Raum betont. Der Artikel ist am 14. Mai 2021 in der gedruckten und in der elektronischen Ausgabe erschienen.

Abb.: Hologramme gewinnen an Bedeutung für die Kommunikation

Hologram Girl

Using an interdisciplinary approach, the book „AI love you“ explores the emerging topics and rapid technological developments of robotics and artificial intelligence through the lens of the evolving role of sex robots, and how they should best be designed to serve human needs. „An international panel of authors provides the most up-to-date, evidence-based empirical research on the potential sexual applications of artificial intelligence. Early chapters discuss the objections to sexual activity with robots while also providing a counterargument to each objection. Subsequent chapters present the implications of robot sex as well as the security and data privacy issues associated with sexual interactions with artificial intelligence.“ (Information by Springer) Topics featured in this book include: the Sexual Interaction Illusion Model, the personal companion system, Harmony, designed by Realbotix, an exposition of the challenges of personal data control and protection when dealing with artificial intelligence, and the current and future technological possibilities of projecting three-dimensional holograms. Oliver Bendel is the author of the contribution to the latter topic, entitled „Hologram Girl“. The book is edited by Yuefang Zhou and Martin H. Fischer and will be published in summer 2019. More information via www.springer.com/gp/book/9783030197339.

Fig.: A talk by Oliver Bendel (photo: Meret Buser)

Gatebox geht in Serie

Die Gatebox wurde vor einiger Zeit in Japan an einige Personen und Einrichtungen abgegeben. Wie das Unternehmen Ende Juli 2018 mitteilte, geht man nun in die Serienproduktion. Tatsächlich lässt sich auf der Website das Gerät bestellen, das einer Kaffeemaschine ähnelt. In der gläsernen „Kaffeekanne“ wohnt das Animemädchen Azuma Hikari. Sie ist ein Hologramm, verbunden mit einem Dialogsystem und einem KI-System. Sie kommuniziert mit ihrem Besitzer, selbst wenn dieser unterwegs ist (indem sie Nachrichten auf sein Smartphone schickt), und lernt dazu. SRF hat einen jungen Mann besucht, der mit der Gatebox zusammenlebt. „Ich liebe meine Frau“, wird Akihiko Kondo zitiert. Der Sender schreibt: „Umarmen oder küssen kann er sie nicht. Der Japaner ist mit einem Hologramm zusammen.“ (SRF) Wer denkt, dass die Liebe zu Manga- und Animemädchen ein rein japanisches Phänomen ist, sieht sich getäuscht. Im Dortmunder BorDoll (aus „Bordell“ und „Doll“ oder „Love Doll“) sind die entsprechenden Liebespuppen heiß begehrt. Auch hier sind es junge, gegenüber echten Mädchen schüchterne Männer, die ein Begehren in der Tradition des Pygmalion entwickelt haben. Akihiko Kondo träumt davon, dass er mit Azuma Hikari eines Tages in die Welt hinaus und mit ihr Händchen halten kann. Bis dahin ist es aber ein langer Weg, und das Animemädchen wird noch lange ihr kleines Gefängnis brauchen.

Abb.: Die Liebe zu einem Animemädchen bleibt unerwidert

Fiktionale und reale Hologramme

Leia, die in „Star Wars“ als Hologramm eine Nachricht überbringt, Darth Vader, der mit dem Imperator Pläne schmiedet, obwohl beide weit entfernt voneinander sind, William Riker in „Star Trek“, der sich – Stichwort „Holodeck“ – durch virtuelle Landschaften bewegt, Officer K in „Blade Runner 2049“, der mit einer holografischen Gefährtin namens Joi zusammenwohnt und auf holografische Tänzerinnen und Sänger (Frank Sinatra unter Glas und Elvis Presley auf der Bühne) trifft – in all diesen Fällen kommen fiktionale Hologramme zum Einsatz. Aber auch in der Realität tut sich etwas, und man kann nicht nur Hologramme mit Holografiepyramiden erzeugen, ob für den Privatgebrauch mit dem Smartphone oder zur Produktpräsentation auf Messen, sondern sie sich auch, gefangen in einer Art Kaffeemaschine (Gatebox genannt), in das Schlaf- oder Wohnzimmer stellen. In seinem Beitrag „Hologramm“ für das Wirtschaftslexikon von Springer Gabler – abrufbar über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/hologramm-99480 – geht Oliver Bendel auf den Begriff der Holografie und auf fiktionale und reale Hologramme ein. Auch Fragen der Ethik werden aufgeworfen.

Abb.: Hologrammen gehört die Zukunft (Foto: Katharina Kühne)

MediaNight an der Hochschule der Medien

Die Weltpremiere des Kurzfilms „IGNARUS“ findet am 5. Juli 2018 bei der MediaNight an der Hochschule der Medien in Stuttgart statt. Cara sitzt mit John, einem Wissenschaftler, so der Plot, in einem abgeschotteten Forschungsbunker auf einem fremden Planeten fest. Obwohl sie nur ein Hologramm und ein KI-System ist, verfügt sie über überaus menschliche Züge. Der Film wurde von der Schwesterplattform maschinenethik.net unterstützt. Auf der Website der Hochschule wird geworben: „In der Nobelstraße 10, 8 und 10a sind rund 110 Projekte aus nahezu allen Studiengängen der Hochschule zu sehen. Ihr Spektrum reicht von künstlerisch-kreativen Projekten bis hin zu alltagstauglichen Industrieanwendungen. Freuen Sie sich auf professionelle Computeranimationen, Kurz- und Dokumentarfilme, TV- und Tonproduktionen oder Software-Entwicklungen, Games und Printprodukte.“ (Website Hochschule der Medien) Bei der MediaNight werden mehrere tausend Gäste erwartet. Weitere Informationen über www.hdm-stuttgart.de/medianight/#2824.

Abb.: Ein Hologrammmädchen