Bubble Gum Battle

Das autonome Fahren wird von vielen Unternehmen gefördert und erforscht. Manche halten es für ausgemacht, dass ihm die Zukunft gehört. In einem Artikel von Oliver Bendel aus dem Jahre 2018 wurde die Überlegung angestellt, dass die Sensorik des automatischen und später autonomen Autos durch simple Eingriffe gestört werden kann. So kann man Kameras mit Lack übersprühen und Sensoren aller Art mit Kaugummi zukleben. Farbbeutel können auch in voller Fahrt zum Einsatz kommen. Es können also Angriffe auf das Äußere stattfinden, mit dem Ergebnis, dass das Auto erst gar nicht losfährt oder während der Fahrt zum Stillstand kommt oder Störungen aufweist. Dazu kommen Hackerangriffe, also sozusagen Angriffe auf das Innere. Man könnte von Maschinenstürmern des 21. Jahrhunderts sprechen, mit Motivationen aller Art. Im Mai 2020 wurde ein Student an der Hochschule für Wirtschaft FHNW gefunden, der eine entsprechende Hypothese formulieren und überprüfen soll. Seine Abschlussarbeit soll den Schaden, den man dem automatischen oder autonomen Auto zufügen kann, möglichst vollständig erfassen. Es sollen mindestens 25 mögliche Angriffe identifiziert und systematisiert werden. Ideal wäre es, wenn ein automatisches Auto zum Test für die Angriffe auf das Äußere zur Verfügung stehen würde. Dafür werden vom Auftraggeber der Untersuchung – dem oben genannten Autor – Hersteller und Autohäuser angefragt.

Abb.: Der Bubble Gum Battle kann beginnen

Autonome Autos in den Städten

Für „Der Sonntag“ vom 13. März 2016 hat René Zipperlen den Wirtschaftsinformatiker und Maschinenethiker Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW interviewt. Sein Interesse gilt u.a. der Situation, die sich niemand wünscht: „Was ist, wenn ein autonomes Auto einen Unfall baut?“ Der Wissenschaftler führt aus: „Es klingt paradox: Für den Menschen stellt sich womöglich keine moralische Frage, weil alles viel zu schnell geht. Bei der Maschine entsteht aber vielleicht eine moralische Situation, weil sie andere Möglichkeiten nutzen kann als nur Reflexe, sie kann aufgrund einer Vielzahl von Beobachtungen und Bewertungen blitzschnell entscheiden, ob sie weiterfährt, ausweicht oder bremst.“ (Der Sonntag, 13. März 2016) Eine andere Frage ist: „Würden Sie die Autonomie von Fahrzeugen ab einem gewissen Punkt begrenzen?“ Die Antwort lautet: „Ich bin für hybride Autos, bei denen wir noch selbst eingreifen können. Google will Lenkrad und Pedal entfernen. Das halte ich für einen Fehler, denn es macht uns ohnmächtig. Ich wäre durchaus dafür, das autonome Auto zwischen Städten verkehren zu lassen, auf geraden Strecken wie der Autobahn.“ (Der Sonntag, 13. März 2016) Zipperlen: „Und im Stadtverkehr?“ Bendel: „Würde ich es im Moment verbieten. Städte sind zu kompliziert.“ (Der Sonntag, 13. März 2016) Der ganze Beitrag mit dem Titel „Die Moral der Roboter“ kann hier heruntergeladen werden.

Abb.: Städte sind komplexe Umgebungen