Chancen und Risiken der Industrie 4.0

Mitte September 2015 ist die HMD Praxis der Wirtschaftsinformatik, Band 52, Heft 5 (2015) mit dem Schwerpunkt Industrie 4.0 herausgekommen. Enthalten sind Beiträge wie „Nutzenpotentiale cyber-physischer Systeme für industrielle Dienstleistungen 4.0“ (Matthias Herterich, Falk Uebernickel und Walter Brenner) und „Wie das Internet der Dinge neue Geschäftsmodelle ermöglicht“ (Daniel Huber und Thomas Kaiser). Auch sozialen und moralischen Fragestellungen wird Raum gegeben. Von Alexander Richter, Peter Heinrich, Alexander Stocker und Wolfgang Unzeitig stammt „Der Mensch im Mittelpunkt der Fabrik von morgen“, von Michael Hertel „Risiken der Industrie 4.0 – Eine Strukturierung von Bedrohungsszenarien der Smart Factory“ – und von Oliver Bendel „Die Industrie 4.0 aus ethischer Sicht“. In diesem Beitrag wird u.a. die Perspektive von Informations-, Technik- und Wirtschaftsethik eingenommen. Weitere Informationen über link.springer.com.

Abb.: Sonnenuntergang über Industrieanlagen

Chancen und Risiken 4.0

Die Industrie 4.0 ist ein Zukunftsprojekt der deutschen Regierung. Die Produktion wurde in den letzten Jahrzehnten immer mehr ausgelagert. Die Wirtschaft stand Ende des 20. Jahrhunderts am Scheideweg. Die BRD könnte, so die Überlegungen, noch mehr zum Dienstleistungsland werden. Oder wichtiger Produktionsstandort bleiben, indem Produktionsfaktoren und -mittel völlig neu gedacht und arrangiert würden. Die Idee der Industrie 4.0 war geboren. Der Artikel „Chancen und Risiken 4.0“ von Oliver Bendel, erschienen in der UnternehmerZeitung 3/2015, beantwortet Fragen dieser Art: Was meint der Begriff der Industrie 4.0? Welche Bereiche der Wirtschaft sind betroffen? Wie verändern sich unsere Arbeit und unser Alltag? Und kann auch die Schweiz von den Ansätzen profitieren? Auch die Perspektive der Ethik wird eingenommen: „Die Informationsethik beschäftigt sich damit, dass die vernetzten Systeme manipuliert und gehackt werden, falsche Daten benutzen und falsche Informationen liefern können, zudem mit der Gefährdung der informationellen und persönlichen Autonomie.“ Weitere Informationen zum Heft über www.unternehmerzeitung.ch. Der Artikel ist als PDF verfügbar.

Abb.: Rote Flip-Flops out, blaue in – für die Smart Factory kein Problem

Das Zeitalter der Hängematte

Im Jahre 2013 gab das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO eine groß angelegte Studie zum Thema Industrie 4.0 heraus. Dies stellt Nathalie Baumann in ihrem Beitrag vom 11. November 2014 für die traditionsreiche Schweizer Zeitschrift ICTkommunikation fest. Im Oktober dieses Jahres sei das Schweizer Beratungsunternehmen Deloitte mit einer kleineren Studie zum Werkplatz 4.0 gefolgt. Auf YouTube „finden sich unzählige Videos, und bereits werden erste Seminare angeboten, um Führungskräfte auf die neuen Herausforderungen vorzubereiten“ (Website ICTkommunikation). „Doch was bedeutet der Begriff überhaupt und welche Implikationen hat er für Wirtschaft und Gesellschaft? Wir haben dazu ein Interview mit dem Philosophen und Wirtschaftsinformatiker Oliver Bendel geführt.“ (Website ICTkommunikation) Auch Maschinenethik und soziale Robotik werden darin erwähnt. Und Informationsethik wird implizit betrieben. Der Beitrag mit dem Titel „Einige wenige Menschen werden die Dinge und Vorgänge kontrollieren“ kann kostenlos über ictk.ch gelesen werden.

Abb.: Ist das die Zukunft?

Der Begriff der cyber-physischen Systeme

Cyber-physische (oder cyberphysische) Systeme sind Systeme, bei denen informations- und softwaretechnische mit mechanischen bzw. elektronischen Komponenten verbunden sind, wobei Datentransfer und -austausch sowie Kontrolle bzw. Steuerung über eine Infrastruktur wie das Internet in Echtzeit erfolgen. Wesentliche Bestandteile sind mobile und bewegliche Einrichtungen, Geräte und Maschinen (darunter auch Roboter), eingebettete Systeme und vernetzte Gegenstände (Internet der Dinge). In der Industrie 4.0 haben cyber-physische Systeme eine zentrale Funktion. Der Beitrag von Oliver Bendel zum Thema ist am 2. September 2014 im Wirtschaftslexikon von Gabler erschienen. Er gibt eine allgemeine Übersicht, geht auf Anwendungsbereiche ein und betrachtet den Gegenstand schließlich, im Rahmen von Kritik und Ausblick, aus dem Blickwinkel der Ethik: „Die Informationsethik untersucht das mögliche Versagen der cyber-physischen Systeme, etwa ihre feindliche Übernahme und ihren selbstverschuldeten Ausfall, in moralischer Beziehung, die Maschinenethik versucht die Entscheidungen der (teil-)autonomen Systeme in moralischer Hinsicht zu verbessern.“

Abb.: Eine Fabrik