Terminologische Vorschläge zu Künstlicher Intelligenz und Maschinenethik

Immer wieder hört man, oft von Theologen, manchmal von Philosophen, dass Maschinen nicht autonom seien, nicht intelligent, nicht moralisch etc. Sie übertragen den Begriff, den sie aus ihrem Bereich kennen, auf technische Wissenschaften wie Informatik, Künstliche Intelligenz (KI) und Maschinenethik (die technisch geprägt ist und eng mit KI und Robotik zusammenarbeitet). Sie anerkennen nicht, dass jede Disziplin ihre eigenen Begriffe haben kann (und in der Regel hat). Bei einer Tagung im Jahre 2015 beschimpfte Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert, ein zutiefst religiöser Mann, die Referenten mit den Worten, Maschinen seien nicht autonom, sie hätten sich nämlich nicht selbst ein Gesetz gegeben. Nun sprechen Informatik und Robotik aber nun einmal von autonomen Systemen und Maschinen, und selbstverständlich dürfen sie das, wenn sie darlegen, wie sie das meinen. Eine solche Begriffsklärung und -aneignung steht sogar am Anfang jeder wissenschaftlichen Betätigung, und dass die Begriffe gleich lauten wie die anderer Bereiche, heißt keineswegs, dass sie dasselbe bedeuten und bedeuten müssen. Eine neue Grafik von Prof. Dr. Oliver Bendel, die auf früheren Entwürfen aufbaut, stellt dar, was der Gegenstandsbereich der Disziplinen oder Arbeitsbereiche der KI, der Maschinenethik und des Maschinellen Bewusstseins ist, und macht für sie terminologische Vorschläge. Im Kern geht es diesen darum, etwas in bestimmten Aspekten ab- oder nachzubilden bzw. zu simulieren. So schafft es die Künstliche Intelligenz eben, künstliche Intelligenz hervorzubringen, etwa Dialogsysteme oder Maschinen, die bestimmte Probleme lösen. Ob diese „wirklich“ intelligent sind oder nicht, ist keine sinnvolle Frage, und der Terminus technicus benutzt nicht umsonst das Adjektiv „künstlich“ – hier wäre noch einfacher als im Falle von „autonom“ zu verstehen, dass es sich um eine „neue“ (immerhin seit über 50 Jahren erklärte) Bedeutung handelt.

Abb.: Eine Begriffsklärung für AI, ME und MC

Das Wörterbuch bekommt Zuwachs

Der gedruckte Duden bekommt Zuwachs. Wörter wie „Tablet“, „Social Bot“, „Datenbrille“ und „Fake News“ finden sich ab dem 9. August 2017 darin. „Datenbrille“ war bereits 2014 im Wirtschaftslexikon von Springer Gabler. 2015 wurde das „Tablet“ aufgenommen. Die „Social Bots“ kamen Anfang 2017 hinzu, ebenso die „Fake News“ … Allerdings ist das Wörterbuch in der Printversion und im Grundsatz aus verschiedenen Gründen schwerfällig. So kann man nicht innerhalb von Wochen oder Monaten auf eine Neuschöpfung bzw. ein Sozialphänomen reagieren, sondern erst nach längerer Zeit: „Alle drei bis fünf Jahre wird das Nachschlagewerk aktualisiert.“ (Süddeutsche Zeitung, 7. August 2017) Auch stellen sich an ein Wörterbuch andere Anforderungen als an ein Lexikon. Online geht es freilich schneller, auch bei Duden, und dort finden sich die genannten Wörter bereits – seit wann, lässt sich nicht eruieren. Im Bereich der Ethik schläft der Duden übrigens noch. Während „Medizinethik“ und „Wirtschaftsethik“ gekannt werden, ist bei „Technikethik“ oder „Informationsethik“ leider Fehlanzeige, trotz der seit Jahren immensen Bedeutung.

Abb.: „Tablet“ im Online-Duden