„Im September 2018 startete das Bundesministerium für Arbeit und Soziales den Zukunftsdialog ‚Neue Arbeit – Neue Sicherheit‘. Gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern, Stakeholdern sowie Expertinnen und Experten aus der Wissenschaft und Praxis wurden zentrale Herausforderungen der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik diskutiert und Lösungsvorschläge zur künftigen Gestaltung der Arbeitswelt und des Sozialstaates erarbeitet. Nun liegen die Ergebnisse vor.“ (Website BMAS, 20. September 2019) Hubertus Heil, Bundesminister für Arbeit und Soziales, hat die Beteiligten darüber am 20. September 2019 informiert. Eine der Expertenanhörungen im Rahmen des Zukunftsdialogs fand am 11. Januar 2019 statt, nämlich der Fachworkshop „Leitlinien einer künftigen Finanzierung des Sozialstaats“. Dieser wurde vom IZA in einem Dokument zusammengefasst. Oliver Bendel präsentierte beim Workshop mehrere Arbeitsmodelle sowie Ansätze zur Lebenssicherung (inkl. bedingungslosem Grundeinkommen und -eigentum) und zur Finanzierung des Staats und seiner Bürgerinnen und Bürger. Zudem stellte er Vor- und Nachteile der Robotersteuer gegenüber. Er hält die Erkenntnisse des Berichts für zu wenig neuartig, grundsätzlich und zielführend. Vom Zukunftsdialog zur Zukunftsgestaltung scheint es ein langer Weg zu sein.
Die Automatisierung schreitet weltweit voran. Neuartige Industrie- und Serviceroboter sowie mächtige KI-Systeme verbreiten sich. Einige Arbeiter und Angestellte werden aus dem System herausfallen. Wie sichern wir ihre Zukunft? Der Beitrag von Oliver Bendel mit dem Titel „Willkommen auf der Erde!“ baut auf seinem Vortrag „Considerations on Unconditional Basic Income and Basic Property“ auf und wurde in der UnternehmerZeitung 9/2019 veröffentlicht. Er erörtert den Vorschlag des bedingungslosen Grundeigentums, u.a. mit den Begriffen der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit. Bereits gut bekannt ist die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens. Die Schweiz hat darüber abgestimmt, und nicht wenige waren dafür. Aber letztlich hat es nicht gereicht. Der Ansatz des bedingungslosen Grundeigentums, sozusagen eines alternativen BGE, ist radikaler. Der Roboterphilosoph beendet seinen Artikel, der hier heruntergeladen werden kann, mit den folgenden Worten: „Die Welt ist aufgeteilt unter den Reichen und Mächtigen. Es besteht die Gefahr, dass Automatisierung und Autonomisierung die Ungleichheit und die Ungerechtigkeit verstärken. Und genau dagegen erhebt sich Widerspruch von gesellschaftlicher und von wissenschaftlicher Seite. Sicherlich ist das BGE eine Sozialutopie. Aber eine solche kann zur richtigen Zeit durchaus etwas in der Realität bewirken.“
Automation is advancing relentlessly. Already decades ago, digitization was its partner. In the industry, innovative robots, for example co-robots, are used. Service robots begin to spread in various areas. Systems of artificial intelligence perform tasks of all sorts, even creative activities. The studies on the development of the labor market reach different results. In any case, it can be said that certain jobs will disappear and many people will have to do without their familiar work. It can also be assumed that in many areas less human work has to be performed on behalf (e.g., for customers and employers). As possible solutions to economic and social problems, an unconditional basic income and a robot tax are suggested. The paper „Are Robot Tax, Basic Income or Basic Property Solutions to the Social Problems of Automation?“ by Oliver Bendel presents, discusses and criticizes these approaches in the context of automation and digitization. Moreover, it develops a relatively unknown proposal, unconditional basic property, and presents its potentials as well as its risks. The lecture took place on 26 March 2019 at Stanford University (AAAI Spring Symposium „Interpretable AI for Well-Being: Understanding Cognitive Bias and Social Embeddedness“) and led to lively discussions. It was nominated for the „best presentation“. The paper has now been published as a preprint and can be downloaded here.
Die Studien zur Arbeitsmarktentwicklung ab 2020 gelangen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Man kann aber auf jeden Fall sagen, dass bestimmte Arbeitsplätze wegfallen und viele Menschen ohne ihre vertraute Arbeit sein werden. Es ist auch anzunehmen, dass insgesamt weniger menschliche Arbeit im Auftrag (etwa für Arbeitgeber) verrichtet werden muss. Als Lösungen der wirtschaftlichen und sozialen Probleme werden oft bedingungsloses Grundeinkommen und Robotersteuer genannt. Der Beitrag „Are Robot Tax, Basic Income or Basic Property Solutions to the Social Problems of Automation?“ von Oliver Bendel diskutiert und kritisiert diese Ansätze im Kontext von Automatisierung und Digitalisierung. Zudem entwickelt er einen weitgehend unbekannten Vorschlag, das bedingungslose Grundeigentum, weiter und stellt dessen Potenziale ebenso dar wie dessen Risiken. Der Informations- und Maschinenethiker aus Zürich präsentiert seine Ergebnisse zwischen dem 25. und 27. März 2019 bei den AAAI Spring Symposia. Es ist sein sechster Vortrag an der Stanford University innerhalb von vier Jahren.
Prof. Dr. Oliver Bendel stellte in seinem abendfüllenden Vortrag „Das automatische Verschwinden der menschlichen Arbeit“ im Stadthaus Ulm am 25. Oktober 2018 die Veränderungen in der Arbeitswelt durch Roboter und KI-Systeme vor und diskutierte sie aus den Perspektiven von Informationsethik und Maschinenethik. Am Ende ging er auf das bedingungslose Grundeinkommen ein, das er begrüßt, und auf die Robotersteuer, die er skeptisch sieht. Zudem stellte er ein eigenes Konzept vor, das des bedingungslosen Grundeigentums. Dieses weise in aller Schärfe auf die Ungerechtigkeit hin, dass die Erde bereits aufgeteilt sei und die Neuankömmlinge sich lebenslang abmühen müssten, um schließlich ein kleines Grundstück bzw. ein kleines Haus erwerben zu können, wenn dies überhaupt möglich sei. Zugleich werfe es die eine oder andere neue Ungerechtigkeit auf, der man begegnen müsse. Der Vortrag löste ein großes Echo aus und wurde auch in der Südwest Presse besprochen.
Abb.: Das Ulmer Stadthaus vom Ulmer Münster aus gesehen
„Sollen Roboter Steuern zahlen?“ – das fragt der Krautreporter am 4. Oktober 2016. Die Robotersteuer ist, wie Oliver Bendel im Wirtschaftslexikon von Gabler schreibt, eine Ausprägung der Maschinensteuer, die man wiederum als Wertschöpfungsabgabe begreifen kann. Die Idee ist, den Betrieb respektive die Arbeit von Robotern (allenfalls von Agenten) in der Produktion und in anderen Bereichen zu besteuern und die Gelder entweder dem System der Sozialversicherung oder bspw. dem Bildungswesen zuzuführen. Auch eine Kopplung an das bedingungslose Grundeinkommen wird vorgeschlagen. Zugleich ist die Frage, ob im Gegenzug die Arbeit von Menschen steuerlich entlastet werden soll. Der Krautreporter hat Oliver Bendel interviewt, der ein bedingungsloses Grundeinkommen für eine diskussionswürdige Idee hält, wobei er einige Schwierigkeiten sieht. Er fordert in jedem Falle, dass eine gerechte Verteilung der Gewinne stattfindet. Nicht alle Menschen werden Fabriken aufbauen können, in denen Roboter eingesetzt werden, und auch nicht alle können Anteile an solchen Firmen erwerben. Sie müssen dennoch eine Grundversorgung erhalten, wenn sie ihren Job durch Roboter verlieren oder wegen dieser erst gar nicht eingestellt werden. Der Artikel ist abrufbar über krautreporter.de/1624-sollen-roboter-steuern-zahlen.
Im Wirtschaftslexikon von Gabler ist am 1. März 2016 ein neuer Begriff aufgenommen worden, nämlich der des bedingungslosen Grundeinkommens. „Nach der Idee des bedingungslosen Grundeinkommens erhalten erwachsene oder auch minderjährige Mitglieder einer politischen, funktionalen oder ideellen Gemeinschaft einen festgelegten finanziellen Betrag, ohne Pflicht zur Rückzahlung und ohne direkte Gegenleistung. Arbeitslosengeld, Sozialhilfe oder Kindergeld fallen i.d.R. weg. Eine alternative Idee ist das bedingungslose Grundeigentum, nach der jeder Mensch ein Grundstück oder ein Gebäude übereignet bekommt.“ Der Autor, Oliver Bendel, stellt einen Zusammenhang mit der Industrie 4.0 her. „Gerade in Zeiten zunehmender Automatisierung und Autonomisierung als Effekte der Digitalisierung, wie sie in der Industrie 4.0 entstehen, sind radikale bzw. innovative Ansätze gefragt.“ Am Ende diskutiert er Vorteile und Nachteile des Konzepts und sieht Wirtschafts- und Politikethik in der Pflicht. Auch die Informationsethik könnte zur Erhellung beitragen. Der Beitrag kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/bedingungsloses-grundeinkommen.html abgerufen werden.
Abb.: Zehntausend davon könnten das Grundeinkommen in der Schweiz sein