HeidiBOT als Moderatorin des ESC 2025

Der ESC 2025 in der Schweiz könnte von HeidiBOT moderiert werden, einem humanoiden Roboter, der mit GPT-4o verbunden ist. Der Kopf könnte bei Hanson Robotics, RealDoll oder anderen Unternehmen in Auftrag gegeben werden. Es wäre zu überlegen, ob als Basis ein Figure 01 oder ein ähnliches Modell dienen könnte. Damit könnte sich HeidiBOT in natürlicher Weise auf der Bühne bewegen und selbst Teil einer Performance sein. Durch GPT-4o oder vergleichbare Sprachmodelle wäre sie in der Lage, einen schweizerdeutschen Dialekt, Hochdeutsch, Englisch und Französisch zu sprechen. Auch Rätoromanisch sollte zu hören sein, wie es bei @llegra der Fall war, einem Chatbot für Vallader. Die Schweiz könnte sich damit als wissenschaftlich hochkarätiges, innovationsfreudiges und zugleich traditionsbewusstes Land präsentieren. Kritiker werden das Menschliche und Verbindliche vermissen. Aber dieses könnte verstärkt von den Musikern übernommen werden, die oft nur noch Karikaturen ihrer selbst sind. Man könnte sie auf der Bühne zu Wort kommen und mit dem Publikum sprechen und diskutieren lassen. Auch eine menschliche Co-Moderation könnte diese Kritik auffangen. Eine andere Möglichkeit wäre, HeidiBOT als Avatar bzw. Pseudo- oder Quasihologramm umzusetzen, ähnlich wie die ABBAtare in London. HeidiBOT könnte – in welcher Form auch immer – wie Heidi aus dem Booklet „AMERICAN SMILE“ von Oliver Bendel aussehen. An ihrer Seite wäre natürlich eine Ziege. Und Peterli, wenn er brav ist.

Abb.: Heidi aus dem Booklet „American Smile“ (Bild: DALL-E 3)

Podcasts zu KI-Girlfriends

Christian Batzlen und Pia Masurczak von SWR2 führten mit Prof. Dr. Oliver Bendel ein langes Gespräch über die Zukunft der Liebe, im Rahmen der Reihe „Was geht – was bleibt? Zeitgeist. Debatten. Kultur.“ … Die Sendung wurde am 9. Februar 2024 ausgestrahlt. Am selben Tag wurde der redaktionelle Beitrag „KI-Girlfriends und Sexroboter: Wie lieben wir zukünftig?“ auf die Website von SWR2 gestellt. Der Podcast kann dort aufgerufen werden. Im Gespräch erzählte der Technikphilosoph, dass er schon in den 1990er-Jahren mit Chatbots in Berührung kam. Er traf sie zunächst in Chatrooms, die damals beliebt waren, dann – um die Jahrtausendwende – auf Websites von Unternehmen. Damals lernte er auch die virtuelle Freundin von Artificial Life kennen, die Vorgängerin der heutigen Geschöpfe. Für diese interessiert er sich aus technischer und ethischer Sicht. Eine Beziehung mit ihnen geht er nicht ein, und er betont auch, dass eine solche immer einseitig bleiben muss. In der Sendung wird eine Frau vorgestellt, die eine Beziehung mit einem Chatbot führt. Sie ist ganz offensichtlich in ihrer Vorstellung gefangen. Sie ist sozusagen Opfer der Simulation. Auch auf Liebespuppen und Sexroboter kommt die Sprache. Eine gelegentliche Benutzung hält Oliver Bendel für unproblematisch. Sie können dazu dienen, Schüchternheit zu überwinden und auf Entdeckungsreise zu geheimen Sehnsüchten zu gehen. Aber auch hier gilt: Wer glaubt, dass es sich um eine echte Beziehung handelt, ist in die Falle der Simulation getappt. Der Podcast ist hier verfügbar.

Abb.: Replika im Gespräch mit Oliver Bendel

Einseitige Beziehungen mit Chatbots aller Art

Der Artikel „Systemcrush: Künstliche Intelligenzen sollen uns pflegen, beliefern und umherfahren. Sollten wir sie lieben?“ von Anja Martin erschien am 20. Dezember 2023 in fluter, dem Jugendmagazin der Bundeszentrale für politische Bildung. Am Anfang heißt es: „Allein zwei Millionen Menschen nutzen regelmäßig die App Replika, um sich einen virtuellen Partner zu erstellen, ob aus romantischen Gründen oder nur zum Reden. Luka, das Unternehmen dahinter, bewirbt seinen Chatbot als ‚The AI companion who cares‘. Und: ‚Always on your side‘. Er vergisst nichts, hat immer Zeit, ist nie müde, dafür immer empathisch. Wird hier ein Traum wahr?“ Im Folgenden wird dieser Frage nachgegangen. Antworten gibt es u.a. von Prof. Dr. Oliver Bendel, der seit einem Vierteljahrhundert Chatbots und überhaupt Conversational Agents erforscht. Um die Jahrtausendwende waren es vor allem Pedagogical Agents, die sein Interesse weckten. Heute würde man Virtual Learning Companions dazu sagen. Aber auch Chatbots und Avataren, die für (stets einseitige) Beziehungen zur Verfügung standen, wandte er sich als Wissenschaftler zu, etwa der virtuellen Freundin von Artificial Life. Der Artikel kann über www.fluter.de/chatbots-KI-liebe aufgerufen werden.

Abb.: Replika in ihrem Appartement (Bild: Screenshot)

Der Avatar Jade als Wettermoderatorin

Beim Privatsender M Le Média ist seit Anfang April 2023 der Avatar Jade als Wettermoderatorin zu sehen. Dies sorgt für Aufregung bei den Schweizer Medien und ihren Rezipienten. Allerdings ist die Idee, einen Avatar als Nachrichtensprecher oder für die Durchsage des Wetterberichts einzusetzen, nicht gerade neu. Die ersten Versuche gab es bereits vor einem Vierteljahrhundert. Im Lexikon der Wirtschaftsinformatik von Springer aus dem Jahre 2001 ist ein Beitrag von Oliver Bendel zum Begriff des Avatars abgedruckt, der diese Passagen enthält: „Avatare finden zum einen Verwendung in kollaborativ genutzten virtuellen Räumen wie Chats, Internet-Spielwelten (MUDs und MOOs), webbasierten Lern- und Arbeitsumgebungen und kommerziellen 3D-Anwendungen (Virtual Reality). Sie fungieren dort als sichtbare und teils auch bewegliche und manipulierbare Stellvertreter eines Benutzers.“ Sie können „zum anderen eine beliebige Figur mit bestimmten Funktionen repräsentieren“. „Solche Avatare treten – beispielsweise als Kundenberater und Nachrichtensprecher – im Internet auf oder bevölkern als Spielpartner und -gegner die Abenteuerwelten von Computerspielen. Sie haben häufig ein anthropomorphes Äußeres und eigenständige Verhaltensweisen oder sogar regelrechte Charaktere.“ Der Beitrag ist bereits im Jahre 2000 entstanden und eingereicht worden und verweist auf Beispiele um die Jahrtausendwende. Von daher haben Avatare dieser Art eine lange Tradition. Beeindruckend ist Jade trotzdem – sie wirkt sehr natürlich und sympathisch und scheint durchaus in der Lage, Sprecher aus Fleisch und Blut zu ersetzen.

Abb.: Jade bei ihrer Moderation am 20. April 2023 (Foto: M Le Média/YouTube)

Mein Avatar und ich

Die Medien interessieren sich seit Jahren stark für die Sicht der Technikphilosophie und der Informations-, Roboter- und Maschinenethik auf soziale Roboter und ähnliche Systeme. Im Juni und Juli 2022 waren zwei Fernsehsender an der Hochschule für Wirtschaft FHNW, um die Arbeit von Prof. Dr. Oliver Bendel kennenzulernen und Bilder und O-Töne einzufangen. BILD LIVE hat einen Beitrag („Hey, Puppe!“) zum Cybrothel in Berlin gemacht, 3sat eine Doku zur Mensch-Maschine-Interaktion und zur Sozialen Robotik. Diese wird am 2. März 2023 unter dem Titel „Mein Avatar und ich“ ausgestrahlt. Im Ankündigungstext heißt es: „Waren Maschinen früher nur Helfer, werden sie heute zu Weggefährten. Der Mensch spricht mit seinem Auto oder mit Alexa. Akzeptieren wir die Technik mehr, je ähnlicher sie uns wird?“ (Website 3sat) Seit Januar 2022 zeigt ARTE die Doku „Werden wir Roboter lieben?“ von Tanja Küchle. Darin wird ebenfalls auf soziale Roboter eingegangen. Die Ausschnitte aus dem Interview mit Oliver Bendel führen durch den Film. Online ist dieser über www.arte.tv/de/videos/101938-004-A/42-die-antwort-auf-fast-alles/ aufrufbar. Auf die neue Doku von Ingolf Baur und seinem Team darf man ebenfalls gespannt sein. Informationen zum Programm auf 3sat sind über www.3sat.de/programm verfügbar.

Abb.: Oliver Bendel beim Dreh mit 3sat (Foto: Sara Zarubica)

Wie man Replicas anfertigt

Bild hat Oliver Bendel zu sogenannten Replicas befragt, zu Kopien lebender oder verstorbener Personen. Nach ihm können folgende Komponenten vorhanden sein: 1. Die Person, um die es geht, etwa ein unheilbar Kranker, lässt sich in Aktion filmen, ähnlich wie im Falle der ABBAtare, bei denen man Motion Capture verwendet hat. Das kann Tage und Woche dauern. So erhält man Bilder, aus denen man (virtuelle, hier auch animierte) Avatare und Pseudohologramme (letztlich Projektionen) erzeugen kann, mitsamt der individuellen Bewegungen bzw. der individuellen Mimik und Gestik. 2. Es kann auch eine synthetische Kopie der jeweiligen Stimme erzeugt werden. Dies ist seit mehreren Jahren mit nur wenigen Minuten Aufnahmematerial möglich. Der Avatar spricht dann wie die kranke bzw. dann verstorbene Person, mit all den charakteristischen Eigenschaften ihrer Stimme. 3. Zudem wird persönliches Material eingelesen, etwa Briefe, E-Mails und Sprachnachrichten, und von einem KI-System verwertet. Dieses lernt, wie die Person sich schriftlich und mündlich ausdrückt, und kann der Replica diese Eigenschaften mitgeben. Zusätzlich kann der Kranke auch bestimmte Sequenzen einsprechen, um das Datenmaterial zu vervollständigen. Eine echte Replica nutzt KI, um aus diesen Daten zu lernen und Neues zu machen. 4. Der letzte Schritt, der aber von kaum einer Firma beschritten wird, ist die Anfertigung eines humanoiden Roboters – man würde hier von einem Androiden sprechen. Diese Anfertigung mit Silikonhaut und Motoren im Gesicht ist sehr teuer und letztlich noch weniger realistisch als der (virtuelle) Avatar. Diese und andere Antworten sind in den Artikel „Das ist dran am Zukunftsplausch mit den Toten“ von Peter Amenda eingeflossen, der am 16. Januar 2023 in der Onlineausgabe erschienen ist.

Abb.: Eine Skulptur auf der Biennale in Venedig

Einseitige Beziehungen

Am 3. Oktober 2022 ist auf der Website des österreichischen Standard der Artikel „Wie ‚Fiktosexuelle‘ Beziehungen mit virtuellen Figuren führen“ erschienen. In der gedruckten Ausgabe war er schon ein paar Tage vorher zu lesen. Im Teaser heißt es: „Es gibt Menschen, die tatsächlich Beziehungen mit Hologrammen, virtuellen Avataren und smarten Assistentinnen führen. Dennoch bleibt die Maschinenliebe eine Illusion …“. Zu Wort kommt mehrmals Prof. Dr. Oliver Bendel, dessen Buch „Maschinenliebe“ über Liebespuppen, Sexroboter und virtuelle Figuren aller Art im Jahre 2020 herausgekommen ist. Mitgeschrieben haben einige der führenden Experten in diesem Bereich, u.a. Sophie Wennerscheid, Tanja Kubes, Melike Şahinol, Kate Devlin, Nicola Döring und Yuefang Zhou. Im Buch „AI Love You“ von Yuefang Zhou und Martin Fischer veröffentlichte Oliver Bendel auch den Beitrag „Hologram Girl“, der auf Beziehungen zu Hologrammen und Projektionen eingeht. Der Artikel im Standard kann hier abgerufen werden.

Abb.: Einseitige Beziehungen (Foto: Sara Zarubica)

The Digital Twin of Bruce Willis

According to the Telegraph, Bruce Willis „has become the first Hollywood star to sell his rights to allow a ‚digital twin‘ of himself to be created for use on screen“ (Telegraph, 28 September 2022). Instead of a digital twin, we can also speak of a new kind of avatar here. „Using deepfake technology, the actor appeared in a phone advert without ever being on set, after his face was digitally transplanted onto another performer.“ (Telegraph, 28 September 2022) In a statement on the website of the responsible US firm Deepcake, Willis said: „I liked the precision of my character. It’s a great opportunity for me to go back in time. The neural network was trained on content of ‚Die Hard‘ and ‚Fifth Element‘, so my character is similar to the images of that time. With the advent of the modern technology, I could communicate, work and participate in filming, even being on another continent. It’s a brand new and interesting experience for me, and I grateful to our team.“ (Website Deepcake) The actor will certainly find many imitators. The new avatars will soon be a natural part of advertising. Whether they will also be part of films has not yet been clarified. For most actors, including Bruce Willis, such a licensing would probably go too far.

Fig.: Bruce Willis has a digital twin

„Avatar“ im „Lexikon der Wirtschaftsinformatik“

Vor 20 Jahren erschien der Beitrag „Avatar“ von Oliver Bendel im damals maßgeblichen „Lexikon der Wirtschaftsinformatik“ (4., vollst. neu bearbeit. u. erweit. Aufl., Springer, Berlin u.a. 2001). Der bereits 2020 verfasste Text lautete wie folgt: „Der Begriff ‚Avatar‘ stammt aus dem Sanskrit und bezeichnet dort die Gestalt, in der sich ein (hinduistischer) Gott auf der Erde bewegt. Im Computerbereich hat sich der Begriff durchgesetzt für grafisch, teils dreidimensional realisierte virtuelle Repräsentationen von realen Personen oder Figuren. Avatare finden zum einen Verwendung in kollaborativ genutzten virtuellen Räumen wie Chats, Internet-Spielwelten …, webbasierten Lern- und Arbeitsumgebungen und kommerziellen 3D-Anwendungen (Virtual Reality). Sie fungieren dort als sichtbare und teils auch bewegliche und manipulierbare Stellvertreter eines Benutzers. Avatare dieser Art können ein menschliches Aussehen haben, aber auch jede beliebige andere Gestalt und Form. Als Stellvertreter realer Personen haben sie kaum autonome Züge. Avatare können zum anderen eine beliebige Figur mit bestimmten Funktionen repräsentieren. Solche Avatare treten – beispielsweise als Kundenberater und Nachrichtensprecher – im Internet auf oder bevölkern als Spielpartner und -gegner die Abenteuerwelten von Computerspielen. Sie haben häufig ein anthropomorphes Äußeres und eigenständige Verhaltensweisen oder sogar regelrechte Charaktere.“ Die Ausgabe sollte die letzte sein – der Beitrag selbst, der auch in die Doktorarbeit des Autors über pädagogische Agenten und später in Lexika aus dem Springer-Verlag wie „350 Keywords Digitalisierung“ einfloss, ist immer noch aktuell.

Abb.: Ein ca. 20 Jahre alter Screenshot aus der erwähnten Doktorarbeit

Wiederauferstehung 4.0

Manche, die ihren Angehörigen oder ihren Partner verloren haben, lassen ihn mit Hilfe von Technik, Künstlicher Intelligenz und Robotik wiederauferstehen. Die Funke-Mediengruppe hat Oliver Bendel zu diesem Thema befragt. Manche, so seine Auskunft, werden die Toten wiederauferstehen lassen, indem sie deren Sprache oder Stimme verwenden. Es reichen heute nur wenige Minuten der Originalstimme, um Sprachassistenten beliebige Sätze sprechen zu lassen, die ihr täuschend ähnlich sind. Andere werden Avatare erzeugen oder erzeugen lassen, ähnlich wie die Neons. Wieder andere, so der Informations- und Maschinenethiker, werden ihre Toten in Form von humanoiden Robotern bei sich haben. Einrichtungen wie Hanson Robotics und Realbotix in den USA und die Hiroshi Ishiguro Laboratories in Japan können schon heute sehr lebensechte Abbildungen herstellen. Die Aussagen von Oliver Bendel flossen in Beiträge ein, die in zehn Zeitungen und Kanälen erschienen, etwa online im Hamburger Abendblatt.

Abb.: Wiederauferstehung 4.0

Drohnen, Roboter, Avatare

„Drohnen, Roboter, Avatare: Künstliche Wesen zwischen Ethik und Ästhetik“ – zu diesem Vortrag von Oliver Bendel haben die Studierenden Raffaela della Valle, Hadis Xheladini und Noémie Szenogrady einen Beitrag geschrieben, der am 5. Juni 2015 auf www.digitallernen.ch erschienen ist. Der Vortrag fand am 21. April 2015 im Rahmen der Vorlesung „Angewandte Linguistik“ von Prof. Dr. Christa Dürscheid am Deutschen Seminar der Universität Zürich statt und wurde von ca. 30 Personen besucht. Er nahm vor allem die Perspektive der Maschinenethik ein, am Rande auch der Informationsethik. Im Beitrag heißt es: „Drohnen, Roboter, Avatare – Was fasziniert uns Menschen an diesen künstlichen Wesen? Welche Bereicherung bieten sie für die Gesellschaft und welche allfälligen Gefahren bergen sie? Wie lässt sich eine Verbindung von Literatur und Technik denken? Die Verknüpfung dieser Fragen mit dem Fachbereich Germanistik wurde im Spannungsfeld von Ästhetik und Ethik evident. Mit seiner offenen und charismatischen Art führte der Experte für Maschinenethik und Autor von zahlreichen Handyromanen uns, Studierende und einige Gasthörer, in die Welt von künstlichen Kreaturen von der Antike bis heute ein.“ Mehr kann man hier lesen.

Abb.: Illegaler Drohnenflug in der Zürcher Altstadt