Bildgeneratoren und Architektur

Bei der 18. Internationalen Architekturausstellung (Biennale Architettura 2023, Teil der Biennale di Venezia) ist von KI nur vereinzelt die Rede, wie im türkischen Pavillon. Dabei bieten z.B. Bildgeneratoren viele Möglichkeiten für Architekten und ihre Kunden. Die Kunden können ihre Vorstellungen mitteilen, die Architekten diese zurechtstutzen oder erweitern, im Dialog mit ihnen und den Dialogsystemen von DALL-E 3 und Co. Auch klassische Modelle werden ohne Umstände entworfen. Unten sieht man Wohnkugeln – zwei davon mit mehreren Etagen – in einem Tal. Wie sich Wohnkugeln am Berghang stapeln könnten, wird hier gezeigt, wie sie – mit Balkon – am Meer stehen könnten, hier. Ein Vorteil ist, dass auch Laien eine professionelle Visualisierung gelingt und Experten schnell erste Eindrücke und Ideen vermitteln können. Ein Nachteil ist, dass Erwartungen geweckt werden, die man nicht oder kaum zu befriedigen vermag. Zudem sind die meisten Bildgeneratoren noch zu unpräzise beim Ausführen von Prompts. Dass die Wohnkugeln mit Treppen verbunden werden sollen, wird noch verstanden, aber der Wunsch nach Türen eher nicht. Bei DALL-E 3 gesellt sich das Problem hinzu, dass die eigenen Eingaben von ChatGPT in Prompts übersetzt werden, die vom Ursprünglichen stark abweichen können. Dazu kommt dann noch die Interpretation durch den Bildgenerator selbst, sodass man u.U. ein unerwünschtes Ergebnis erhält. Insgesamt entsteht eine neue Spielwiese, auf der man mit architektonischen Ideen umgehen und futuristische Konzepte entwickeln kann. Bei der Biennale Architettura 2021 waren u.a. Cyborgs ein Thema.

Abb.: Wohnkugeln in der Landschaft (Bild: DALL-E 3)

Vortrag bei der Biennale di Venezia zu Human und Animal Enhancement

Die 17. Internationale Architekturausstellung – die gesamte Reihe, einschließlich des Kunstteils, ist unter dem Namen La Biennale di Venezia bekannt – lief vom 22. Mai bis 21. November 2021. Der Salon Suisse wurde von der Architektin und Publizistin Evelyn Steiner kuratiert. Am 18. November 2021 fand die Veranstaltung „Jethro Knights, Armor Guyver, and Mutant X: How transhumanists challenge architecture“ statt. Prof. Dr. Oliver Bendel hielt einen Vortrag zum Thema „Human and animal enhancement in the context of architecture“, gefolgt von einer Diskussion mit Mike Schaffner (einem Schweizer Cyborg) und Prof. Dr. Georg Vrachliotis (einem Architekten der TU Delft). Zunächst klärte der Informations- und Maschinenethiker zentrale Begriffe wie „Human Enhancement“, „Animal Enhancement“, „Biohacking“, „Bodyhacking“, „Cyborg“ und „Transhumanismus“. Auch seine eigenen Begriffe „Robot Enhancement“ und „Reversed Cyborg“ bzw. „Inverted Cyborg“ brachte er ein. Dann präsentierte er Beispiele für Human Enhancement und Animal Enhancement, auch im Kontext der Architektur: Katzen mit Chip, die ins Haus gelangen, Menschen mit Chip, die das Smart Home zu Anpassungen bringen, Tiere und Menschen mit Chips und Sendern, die im Straßenverkehr rechtzeitig erkannt werden, und erweiterte und verbesserte Organismen, die auf fremden Planeten leben können. Zum Schluss stellte er ethische Überlegungen an. Er zeigte sich aufgeschlossen gegenüber der Idee des Cyborgs und kritisch gegenüber der Bewegung des Transhumanismus. Das Booklet zum Salon Suisse ist hier verfügbar.

Abb.: Schaffner, Bendel und Steiner im Salon Suisse (Foto: Samuele Cherubini, © Pro Helvetia)

Cloud oder How will we live together?

Unter den Pavillons der Biennale di Venezia 2021 stach der spanische hervor. Die Kuratoren Itziar Okariz und Sergio Prego hatten ihn unter den Titel „Uncertainty“, also „Ungewissheit“, gestellt. Das Architekturmagazin Baumeister schreibt: „Das nimmt nicht nur Bezug auf die Corona-Krise, die der Menschen erneut vor Augen geführt hat, wie unabsehbar viele zukünftige Entwicklungen sind.“ (Baumeister, 20. Mai 2021) Auch das Platzen der spanischen Immobilienblase und damit verbunden der Lebensgrundlage vieler Architekturschaffenden wirke hier nach. Der Pavillon nähere sich dem Thema mehr künstlerisch als architektonisch, nach Ansicht des Autors besonders beeindruckend in der raumfüllenden Installation „Cloud“, die den gesamten Mittelsaal einnehme. „Sie wurde aus tausenden Exposees gefertigt, deren Inhalt um die zentrale Frage dieser Architektur-Biennale kreist: How will we live together?“ Dabei darf man natürlich auch an die Unsicherheit in der Digitalisierung denken, gerade bei Cloud-Lösungen, und daran, wer bei diesen die Macht hat und bei wem die Ohnmacht einkehrt.

Abb.: Die Cloud-Installation im spanischen Pavillon

Bodily Encounters

„Bodily Encounters“ is the title of the Salon Suisse at this year’s Architecture Biennale in Venice. On Thursday, 26 November 2020, a lecture by Prof. Dr. Oliver Bendel on bio- and bodyhacking will take place in Palazzo Trevisan, followed by a discussion with Mike Schaffner and Prof. Dr. Georg Vrachliotis. Biohacking can be defined as the use of biological, chemical or technical means to penetrate organisms or their components in order to change and improve them. The combination of organisms is also possible, creating real-life chimeras. A subsection of biohacking is bodyhacking, in which one intervenes in the animal or human body with biological and chemical, but above all technical means (computer chips, magnets, devices of all kinds, exoskeletons and prostheses), often with the aim of animal or human enhancement and sometimes with a transhumanist mentality. Oliver Bendel is an information and machine ethicist and has been working on human enhancement and animal enhancement for years. Georg Vrachliotis is a professor of architecture, Mike Schaffner is a transhumanist. The Salon Suisse program is available here.

Fig.: Bodily encounters in Venice