Die Wiederbelebung von Pepper

United Robotics übernimmt nach einer Meldung des Handelsblatts „den europäischen Robotikzweig“ (Handelsblatt, 12. April 2022) von SoftBank, u.a. mit dem Ziel, den sozialen Roboter Pepper wiederzubeleben. Der japanische Konzern hatte bereits vorletztes Jahr bekanntgegeben, dass es auf die Weiterentwicklung und Produktion seines Flaggschiffs verzichten und auf Serviceroboter fokussieren will. NAO und Pepper stammen ursprünglich vom französischen Unternehmen Aldebaran, das dann von SoftBank akquiriert wurde. Unter dem Dach der RAG-Stiftung scheint nun Erstaunliches zu geschehen. Man wolle „einen europäischen Robotik-Champion formen“ (Handelsblatt, 12. April 2022), wie Thomas Hahn von der Sparte Automation und Robotik zitiert wird. Formal sei die Übernahme des europäischen Robotikgeschäfts von SoftBank eine Fusion. „Die Japaner bringen ihre Sparte in die United Robotics Group ein und erhalten dafür eine Beteiligung von 24,9 Prozent.“ (Handelsblatt, 12. April 2022) Man darf gespannt sein, wie Pepper weiterentwickelt wird und ob er sich am Markt behaupten kann.

Abb.: Pepper beim Ladenburger Diskurs 2017 (Foto: Daimler und Benz Stiftung)

Vernachlässigtes Handy

In einem weiteren KI-(Kunst-)Projekt wurde ein Haiku von Oliver Bendel angepasst, mit Hilfe von Google Translate ins Japanische übersetzt und mit Hilfe der Text-to-Speech-Engine von IBM Watson eingesprochen, unter Verwendung von SSML. Zuerst werden von Emi – so der Name der künstlichen Stimme – die Metainformationen durchgegeben, dann wird das Gedicht selbst vorgetragen. Dieses stammt aus dem Band „handyhaiku“ (1. Aufl. 2010, ein Buch, in dem jedes Gedicht zusätzlich in einem QR-Code steckt) und lautet dort so: „an den waenden mein / vernachlaessigtes handy / auf steckdosenjagd“ … Das Haiku kann über www.handyroman.net/handyhaiku/einstieg.html heruntergeladen werden (Link nicht mehr gültig). Das Projekt hat auch ethische Implikationen. Was bedeutet es, wenn Texte automatisch übersetzt werden? Bleiben sie verständlich? Können sie missverständlich sein? Können sie weitreichende Folgen haben? Was bedeutet es, wenn künstliche immer mehr menschliche Stimmen ablösen? Wenn sie in irgendeinem Sinne perfekt sind und der Mensch danach strebt, diese Perfektion zu erreichen? Oder wenn sie imperfekt sind und das Kind diese Imperfektion imitiert? Genau dies passiert bereits, wenn Pepper ein Familienmitglied in Japan ist, wie Aldebaran bzw. SoftBank vor einiger Zeit auf einer Konferenz in Krakau mitteilte.

Abb.: Mit dem Handy unterwegs in Osaka

Podiumsdiskussion über täuschende Maschinen

„Should we develop robots that deceive?“ Diese Frage diskutierten Ron Arkin (Georgia Tech), Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW), Jaap Hage (Universiteit Maastricht) und Mojca Plesnicar (Inštitut za kriminologijo pri Pravni fakulteti v Ljubljani) auf dem Podium der Konferenz „Machine Ethics and Machine Law“. Ron Arkin forschte wiederholt für das Pentagon an Robotern, die Maschinen und Personen täuschen und Personen und Einrichtungen schützen. Er stellte Tiere vor, die andere Tiere täuschen, und skizzierte, wie dieses Verhalten auf Roboter übertragen werden kann. Oliver Bendel, der Vater des LIEBOT, formulierte sechs Thesen. Die fünfte lautete: „We should … develop deceptive and lying machines to be able to fight against deceptive and lying machines.“ Und er kam zum Schluss: „After all, deceptive and lying machines are important for the improvement of artificial intelligence.“ Nach den Statements von Jaap Haage und Mojca Plesnicar diskutierte man miteinander und mit dem Publikum, angeleitet und vermittelt von Amit Kumar Pandey (SoftBank Robotics). Die Konferenz am 18. und 19. November 2016 in Krakau dürfte nach dem Symposium „Ethical and Moral Considerations in Non-Human Agents“ (21. – 23. März in Stanford) die wichtigste internationale Konferenz für Maschinenethik im Jahre 2016 gewesen sein. An den zwei Tagen trugen u.a. Ron Arkin, Oliver Bendel (zusammen mit Kevin Schwegler), Elizabeth Kinne, Lily Frank, Joanna Bryson und Kathleen Richardson vor. Es liegt ein Proceedingsband mit den Extended Abstracts vor.

Abb.: Nach der Podiumsdiskussion