Presse und Presserat auf dem Irrweg

WOMAN ist ein Frauenmagazin aus Österreich. Zum „Service“ gehören Rubriken wie „Astrologie“ und „Esoterik“. Angeboten werden ein Mondkalender und ein Horoskop. Ab und zu versucht man, etwas Wissenschaft einzustreuen. Zu diesem Zweck fragt man Experten an. Allerdings behält man sich vor, deren Aussagen zu manipulieren, indem man diese gendert. Wehrt man sich im Vorfeld dagegen, wird die Anfrage zurückgezogen. Der Presserat in Österreich sieht keine Handhabe, da die Interviews oder Artikel erst gar nicht zustande kommen und so Persönlichkeitsrecht und Wissenschaftsfreiheit – und die Bestimmungen des Ehrenkodex für die österreichische Presse – gar nicht verletzt werden. Nach dieser Logik wäre freilich auch die Welt in Ordnung, wenn gar keine österreichische Presse mehr bestehen würde. Vielleicht müsste der Presserat sich einmal fragen, wozu er da ist – und wozu die Presse in Österreich. Das Magazin jedenfalls scheint nicht gewillt, die grundlegenden Regeln des Journalismus zu berücksichtigen und sich an das geltende Recht zu halten. Es ist darauf aus, den Interviewten die Sprache zu nehmen und sie als Sympathisanten seiner Sache darzustellen. Letztlich passt alles gut zusammen – man fördert Astrologie, Esoterik und eben eine Form der Sprachmagie.

Abb.: Sprachmagie im Frauenmagazin