Küss mich, KI!

„Der Fortschritt der Technik lässt unsere Beziehungen nicht unberührt: Sexroboter offerieren neue Formen der Befriedigung, Chatbots versprechen emotionale Nähe, quasi auf Knopfdruck. Kann die KI uns dadurch bieten, was wir sonst so schmerzlich vermissen – etwas mehr Leichtigkeit bei der Suche nach Intimität?“ Mit diesen Worten beginnt der Artikel „Küss mich, KI!“ von Antonia Siebeck im Philosophie Magazin. Zu Wort kommt Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich seit Jahren mit dem Thema beschäftigt und sich weder in die Eutopie eines David Levy noch in die Dystopie einer Kathleen Richardson mitnehmen lässt. Den gelegentlichen Aufruf eines Chatbots wie Replika in der Adultversion oder den gelegentlichen Gebrauch eines Sexroboters wie Harmony hält er für unproblematisch. Problematisch wird es, wenn man die Beziehung für eine hält, die für beide Seiten etwas bedeutet. Das tut sie nicht, sie ist einseitig, auch wenn die Blickkontakte, die Unterhaltungen oder – man denke an Replika – die Tagebucheinträge dagegen zu sprechen scheinen. Die Maschine hat kein Interesse an dem ihr anvertrauten Menschen, sie fühlt nichts für ihn, sie macht sich nichts aus ihm, sie schert sich weder um eine gemeinsame Vergangenheit noch um eine gemeinsame Zukunft. Von daher stellt ein Kuss kein Problem dar, auch nicht der Akt, aber eine Liebe, die letztlich unerfüllt bleiben muss. Problematisch wird es zudem, wenn man Replika in der Virtualität demütigt und vergewaltigt und sich in der Realität des Stammtischs oder des Sportvereins damit brüstet. Denn dies ist eine Grenzüberschreitung, die ihre Folgen hat, ein Rollenspiel, das aus der Rolle fällt. Die Onlineausgabe des Magazins kann über https://www.philomag.de aufgerufen werden.

Abb.: Die erste Seite des dreiseitigen Artikels