Ein Sprachmodell für Brain-Computer-Interfaces

Ein Forscherteam von der University of Texas hat ein neues Verfahren für Brain-Computer-Interfaces vorgestellt, mit dem die Vision des Gedankenlesens ein wenig näher rückt. Verwendet wird in der Studie – das ist ein entscheidender Punkt – ein Sprachmodell wie GPT, in Kombination mit Magnetresonanztomografie. Generell können solche Systeme im Moment allenfalls wahrscheinliche Phrasen vorschlagen. Sie machen noch viele Fehler. Diese dürften sich in Zukunft aber zum Teil beheben lassen. Von Bedeutung wären solche Verfahren für Schwerbehinderte, etwa Querschnittsgelähmte. Diese können über Brain-Computer-Interfaces bereits Geräte mit Gedanken steuern – in ein paar Jahren wären sie in der Lage, über Gedanken mit anderen zu kommunizieren. Interessiert werden auch Polizei, Geheimdienst und Verfassungsschutz sein. Selbst bei gegebenem Kooperationswillen kann es sich um einen Übergriff handeln. Ohne einen gegebenen Kooperationswillen, der im Moment noch Grundlage der Methode ist, kann es sich um psychische Gewalt handeln. Es wäre auf jeden Fall ein Eingriff in die Intim- und Privatsphäre. Der Mensch steht mit seinen Gedanken nackt vor den anderen da. Dies gilt insbesondere, aber nicht nur, bei sexuellen Vorstellungen. Ferner kann man evtl. auch an politische und moralische Überzeugungen oder an Passwörter herankommen. Die Studie zeigt, dass Sprachmodelle für alle möglichen Zwecke eingesetzt werden können und auch eingesetzt werden, bei den entsprechenden Chancen und Risiken. Die Nachrichtensendung 10 vor 10 im SRF hat dem Thema am 3. Mai 2023 einen Beitrag gewidmet. Darin kommen Prof. Dr. Lutz Jäncke (Universität Zürich), Dr. Ricardo Chavarriaga (ZHAW) und Prof. Dr. Oliver Bendel (FHNW) zu Wort. Der Artikel mitsamt dem Video kann über www.srf.ch/news/experiment-in-den-usa-gedanken-entschluesseln-dank-hirn-scans-und-ki abgerufen werden.

Abb.: Ein Affe in einem Magnetresonanztomografen