Cleop@tr@ kommt auf die Welt

Seit 2012 baut Prof. Dr. Oliver Bendel – teils mit seinen Studenten und Studentinnen, teils im Alleingang – Chatbots und Sprachassistenten. Diese wurden von den Medien besprochen und von der NASA für interessant befunden. Sein theoretisches Rüstzeug und praktisches Anschauungsmaterial hat er aus seiner Promotion zu diesem Thema, die ein Vierteljahrhundert zurückliegt. Seit 2022 liegt der Fokus auf Dialogsystemen für tote und gefährdete Sprachen. Unter seiner Betreuung entwickelte Karim N’diaye den Chatbot @ve für Latein und Dalil Jabou den mit Sprachausgabe erweiterten Chatbot @llegra für Vallader, ein Idiom des Rätoromanischen. Derzeit testet er die Reichweite von GPTs – „custom versions of ChatGPT“, wie OpenAI sie nennt – für gefährdete Sprachen wie Irisch (Irisch-Gälisch), Maori und Baskisch. Für alle drei sind bereits Prototypen entstanden, nämlich Irish Girl, Maori Girl und Adelina (für Baskisch). Zudem untersucht er das Potenzial für ausgestorbene Sprachen wie Ägyptisch und Akkadisch. Die GPTs kommunizieren nicht ohne weiteres in Hieroglyphen und in Keilschrift, sie können aber Zeichen von Bildsprachen durchaus darstellen und erklären. Es ist sogar möglich, ganze Sätze einzugeben und danach zu fragen, wie man sie verbessern kann. Das Ergebnis sind dann – um beim Ägyptischen zu bleiben – komplexe Strukturen aus Hieroglyphen. Cleop@tr@ ist spezialisiert auf diese Sprache. Zudem kennt sie sich mit Kultur und Geschichte des alten Ägypten aus. Im Moment scheinen die Hieroglyphen teilweise noch der Fantasie des Prototyps zu entspringen bzw. nicht darstellbar mit den vorhandenen Zeichensätzen zu sein.

Abb.: Cleop@tr@ muss noch an Reife gewinnen (Bild: Ideogram)