Petra Grimm und Tobias Keber von der Hochschule der Medien haben internationale Experten zu einem Experten-Round-Table zum Thema „Privacy by Design im automatisierten Autofahren“ an die Hochschule der Medien in Stuttgart eingeladen. Nach Angaben von Susanne Kuhnert entstand die Idee zu dem interdisziplinären Austausch zum Themenbereich „Datenschutz und Datensicherheit im automatisierten und autonomen Autofahren“ im Rahmen der Mitarbeit im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt KoFFI. „KoFFI“ stehe, so das Einladungsschreiben, „für eine kooperative Fahrer-Fahrzeug-Interaktion und erforscht und erarbeitet ein multimodales Interaktionstool, welches im automatisierten Fahrzeug der Zukunft zum Einsatz kommen soll“. Weitere Informationen dazu über www.digitale-ethik.de/forschung/forschungsprojekte/koffi/. Am 27. Juli 2017 diskutierten Expertinnen und Experten wie Rafael Capurro und Oliver Bendel zum Thema. Im Anschluss entstanden Videos mit zentralen Statements, produziert von Studierenden der Hochschule. Diese werden in einigen Tagen online gestellt.
Abb.: Wieviel Privatsphäre bietet das Auto der Zukunft?
Ende Juni 2017 ist das Buch „Chancen und Risiken von Smart Cams im öffentlichen Raum“ erschienen. Es versammelt Beiträge des gleichnamigen Workshops, der von der Universität Oldenburg und vom Datenschutz-Beirat der Deutschen Bahn am 23. und 24. Juni 2016 im Bahntower am Potsdamer Platz in Berlin ausgerichtet wurde. Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren u.a. Prof. Dr. Susanne Boll-Westermann (OFFIS Institut für Informatik), Dennis Rohde (MdB, SPD), Dr. Konstantin von Notz (MdB, Grüne), Prof. Dr. Dr. Volker Boehme-Neßler (Universität Oldenburg) und Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW). Es waren positive und negative Einschätzungen gleichermaßen vertreten. Oliver Bendel fasste in seinem Vortrag zusammen: „Überwachungskameras und Smart Cams wie Action Cams können Nutzen stiften bzw. Spaß machen. Sie können auch Schaden anrichten, vor allem mit Blick auf die informationelle Autonomie und die Privatsphäre. Die enorme Verbreitung, die ständige Verkleinerung bei gleichbleibender Qualität der Bilder, die Verbindung mit Künstlicher Intelligenz und andere Entwicklungen stellen uns vor große Herausforderungen.“ Herausgeber des Buchs ist Prof. Dr. Jürgen Taeger (Universität Oldenburg), der den Workshop auch moderiert hat.
In einer Pressemitteilung informiert die TA-SWISS wie folgt: „EPTA ist das Netzwerk der parlamentarischen Technikfolgenabschätzungsinstitutionen in Europa; es umfasst zurzeit 20 Mitglieder. 2017 übernimmt TA-SWISS das EPTA-Präsidium, das im Turnus von allen Vollmitgliedern wahrgenommen wird. Zur Präsidentschaft gehört die Ausrichtung der jährlichen internationalen EPTA-Konferenz, die sich dieses Jahr unter dem Motto ‚Shaping the Future of Mobility‘ mit verschiedenen Aspekten der zukünftigen Mobilität befasst. Sie findet am 8. November 2017 im zum Thema passenden Rahmen des Verkehrshauses Luzern statt.“ Zu den Inhalten wird bekanntgegeben: „The question of how to enhance mobility while at the same time reducing pollution, congestion and accidents is a common challenge to all major cities in Europe. A profound transformation in the transport system will be required in the coming decades. New developments like autonomous and connected driving, sharing economy, mobility pricing or mobility as a service are expected to shape the future of our mobility and revolutionize our transport systems.“ Weitere Informationen über www.ta-swiss.ch.
Christiane Woopen hält am 1. Juni 2017 um 18.30 Uhr einen Vortrag mit dem Titel „Zukunftsvisionen einer digitalisierten Gesundheitsversorgung“. Die Daimler und Benz Stiftung meldet hierzu: „Die massenhafte Erhebung sowie die digitale Verfügbarkeit personenbezogener Daten eröffnet der medizinischen Forschung völlig neue Horizonte. Durch die systematische Aufbereitung von Daten zu Gesundheit, individueller Disposition und Lebensstil könnte schon bald eine sogenannte Präzisionsmedizin entstehen. Medikamente und Therapien werden auf das persönliche Gewebe- und Stoffwechselprofil abgestimmt und mehr noch: Präventive Verhaltensempfehlungen für Sport, Ernährung und Medikation sollen helfen, das Entstehen von Krankheiten überhaupt zu verhindern. Jeder Bürger hätte seine Gesundheitsdaten auf dem Smartphone verfügbar und könnte sich ein effektives Paket aus Gesundheitsdienstleistungen zusammenstellen. Mit den faszinierenden Chancen einer individualisierten Gesundheitsversorgung gehen aber auch große ethische Herausforderungen einher.“ (Pressemitteilung Daimler und Benz Stiftung, 18. Mai 2017) Diesen widmet sich die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Ethikrats im Forschungs- und Entwicklungszentrum der Heidelberger Druckmaschinen AG.
Im Sommercasino Basel trafen beim Festival science+fiction vom 5. bis 7. Mai 2017 nationale und internationale Künstler und Wissenschaftler auf ein interessiertes Publikum. Am 6. Mai ging es um Roboterrecht und Maschinenethik. Beim Panel „Maschinen und das Gesetz“ wurde gefragt, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine Maschine zum rechtlichen Subjekt wird, ob es in naher Zukunft eines Maschinenrechts bedarf, oder ob sich Maschinen in unsere Rechtsprechung einfügen müssen, und welche Folgen sich ergeben, wenn in einer Mensch-Maschine-Interaktion etwas schief geht (z.B. wenn eine Hightech-Prothese ihren Träger oder Personen aus der Umgebung verletzt). Es moderierte Christoph Keller von SRF 2 Kultur, es diskutierten Wolfram Burgard (Professor für Autonomous Intelligent Systems, Universität Freiburg), Nadine Zurkinden (Postdoc für Strafrecht, Universität Basel) und Oliver Bendel (Professor für Wirtschaftsinformatik und Informationsethik, Hochschule für Wirtschaft FHNW). Am Abend sprach Gabriele Röger (Informatikerin, Universität Basel) über „Die Auswirkungen von KI auf den Arbeitsmarkt“, und Oliver Bendel stellte seinen LÜGENBOT vor, ein Beispiel für eine Münchhausen-Maschine; am Tag zuvor hatte die TagesWoche über das Projekt berichtet. Weitere Informationen über scienceandfiction.ch.
Die Delegation von connectUS wurde am 14. April 2017 durch das MIT Media Lab geführt. Man erfuhr, wie mit Hilfe von Simulationen Städte geplant werden, und bestaunte autonome Fahrräder (ausgeführt als Dreiräder), die eines Tages, so der Wunsch der Entwickler, auf Befehl zu den Benutzern kommen sollen, wo immer diese sich aufhalten. Zusätzlich zu den herren- und damenlosen Velos an Häusern und Plätzen gibt es also zukünftig Geisterfahrräder in den Straßen, was den einen oder anderen aus Sicherheitsgründen beunruhigen mag. Am Abend ging es zum Cambridge Science Festival. „The Cambridge Science Festival and its year-round initiative Science on the Street aims to make science, technology, engineering, art, and mathematics accessible to all and – most importantly – fun!“ (Website Festival) Die Frage des Abends im Sanders-Theater lautete: „Are we alone?“, der Auftrag: „exploring the possibility of other intelligent life in the universe“. Ehrengast war Frank Drake, Emeritus Professor of Astronomy and Astrophysics, University of California at Santa Cruz, Mitglied des Board of Trustees des SETI Institute. Es diskutierten Sara Seager, Dimitar Sasselov, Jack Szostak, Lori Marino, Seth Shostak und Martine Rothblatt. Am Ende war das Publikum, das anfangs die Frage bei einer Abstimmung sehr unterschiedlich beantwortet hatte, einer Meinung: Wir sind nicht allein. Das wusste freilich schon Demokrit, aber zu der Brillanz des Vorsokratikers gesellte sich die Intelligenz moderner Denkerinnen und Denker.
„Machina Sapiens“ lautet der Titel der diesjährigen Ausgabe des Festivals science+fiction in Basel. „Vom 5. bis 7. Mai beleuchtet es die Schnittstellen zwischen Menschen und Maschinen. Wo prägt uns die Künstliche Intelligenz schon heute? Wie gehen wir als Gesellschaft mit den vielen Chancen und Risiken um?“ (Website science+fiction) „Wissenschaftlerinnen und Entwickler, Philosophen und Kunstschaffende diskutieren mit dem Publikum über diese brennenden Fragen.“ (Website science+fiction) Prof. Dr. Oliver Bendel stellt zum einen seinen LÜGENBOT vor, ein Beispiel für eine Münchhausen-Maschine, und diskutiert zum anderen bei dem Panel „Maschinen und das Gesetz“ mit. „Selbstfahrende Autos, Pflegeroboter und autonom agierende Drohnen“ – die Errungenschaften der Forschung seien verheißungs- und verhängnisvoll zugleich. „Sie stellen uns auch vor neue juristische und ethische Fragen. Wer haftet, wenn eine Maschine eine Straftat begeht? Sind Roboter moralische Geschöpfe? Müssen neue Gesetze für Künstliche Intelligenzen geschaffen werden? Wer entscheidet, ob eine Maschine ein rechtliches Subjekt ist?“ (Website science+fiction) Weitere Informationen über scienceandfiction.ch. Zudem steht ein Flyer zur Verfügung.
Der 63. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft in der Schweiz findet derzeit (15. bis 17. Februar 2017) an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Brugg-Windisch statt. Veranstalterinnen sind FHNW und ETH Zürich. Die Keynotes am 16. Februar 2017 stammten von Prof. Dr. Heinz Schüpbach, Direktor Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Prof. Dr. Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft FHNW, und Patrick Warnking, Country Director Google Switzerland. Schüpbach gab einen Einblick in aktuelle Themen von Psychologie und Arbeitswissenschaft, Bendel stellte Software- und Hardwareroboter wie Überwachungs- und Transportroboter und Pflegeroboter vor und fragte danach, welche Aufgaben dem Menschen bleiben, Warnking erläuterte Geschäftsmodelle und Denkweisen der digitalen Ökonomie – und betonte, man wolle bei Google noch mehr Frauen einstellen. Früher waren viele Programmierer weiblich, und manche Länder haben in der Informatik schon immer ein ausgewogenes Verhältnis gehabt. Leitthemen des Kongresses sind u.a. die Herausforderung des digitalen Wandels, Industrie 4.0 und menschliches Erfahrungswissen, Kreativität in Design- und Produktionsprozessen, Mensch-Maschine-Interaktion und Mensch-Roboter-Kooperation. Grußworte gab es u.a. von PD Dr. Marino Menozzi, ETH Zürich, Prof. Dr. Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident FHNW, und Dr. Eric Scheidegger, Co-Direktor beim Staatssekretariat für Wirtschaft SECO. Weitere Informationen über www.gfa2017.de (Link nicht mehr gültig).
Abb.: Oliver Bendel zur Zukunft der Pflege (Foto: Eleni Kougionis)
Im Rahmen der Ringvorlesung „Angewandte Ethik – Transdisziplinäre Einblicke in aktuelle Praxisfelder der Ethik“ fanden seit 11. Oktober 2016 an der Hochschule Konstanz bereits einige Vorträge statt. Prof. Dr. Regine Kather (Philosophisches Seminar, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) berichtete am 22. November 2016 „Von der Würde des Menschen und der Würde der Kreatur“ und entwickelte „Grundprinzipien einer integrativen Bioethik“, PD Dr. Claudia Pawlenka (Philosophisches Institut, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf) ging am 20. Dezember auf „Ethische Fragen im Sport“ ein und konkret auf „Perfektionierung und Kommodifizierung des Menschen“. Der Vortrag von PD Dr. Joachim Boldt (Institut für Ethik und Geschichte der Medizin, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) trug den Titel „Künstliches Leben – Perspektiven der synthetischen Biologie“ (10. Januar 2017). Prof. Dr. Oliver Bendel (Institut für Wirtschaftsinformatik, Hochschule für Wirtschaft FHNW) spricht am 17. Januar über „Die Moral in der Maschine – Maschinenethik“. Zudem geht er kurz auf die Informationsethik und die Roboterethik ein und auf die Vorschläge des Europäischen Parlaments und des IEEE zur Regelung von Robotik und KI. Weitere Informationen über www.htwg-konstanz.de.
Abb.: Von künstlichem Leben und natürlicher Technik
Der Science Brunch wird zum 25. Mal durchgeführt. Bei der Jubiläumsveranstaltung der Forschungsstiftung FSM und der ETH Zürich geht es um Mobilkommunikation. Es erzählen, so die Website, vier Persönlichkeiten, „was und wie sie wissenschaftlich und beruflich mit der Technologie zu tun haben, wie sie persönlich und privat über die Mobilkommunikation denken und welche Wünsche oder Forderungen sie an den gesellschaftlichen Umgang mit digitalen Technologien haben“ (Website FSM). Eingeladen sind Prof. Dr. Elsbeth Stern, ETH Zürich, Prof. Dr. Ortwin Renn, IAAS Potsdam, und Prof. Dr. Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft FHNW. Es moderiert Beat Glogger. „Die Mobilkommunikation ist allgegenwärtig wie kaum eine zweite Technologie. Ihre wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung ist vergleichbar mit derjenigen des Autos. Smartphones sind aus den meisten Berufen nicht mehr wegzudenken und Handys prägen unsere Alltagsroutinen, unser Sozialleben, unser Verhalten und unsere Erwartungen an Dritte. Dabei gibt es Seiten, die man kritisch beobachten muss: mögliche gesundheitliche Effekte der Strahlung etwa, ständige Erreichbarkeit, die Befeuerung einer Ego- und Selfiekultur, sozialer Druck durch Peers oder Fragen zum Datenschutz.“ (Website FSM) Weitere Informationen über www.emf.ethz.ch/de/angebot/veranstaltungen/science-brunches/science-brunch-25-jubilaeumsveranstaltung/.
„Leben in der Welt 4.0“ – so der Titel für eine Reihe von Vorlesungen, Experimenten und Talkrunden an der ETH Zürich. Am 6. November 2016 konnte man im Hauptgebäude den Quadrokopter Bluebird, den Fremdenführer Obelix und den Kooperationsroboter Yumi bestaunen. Zu Bluebird heißt es auf der Website, er sei kein Vogel aus Fleisch und Blut, sondern ein äußerst leistungsfähiger Flugroboter. „Ausgestattet mit mehreren Kameras und einem Computer, kann er sich orientieren und Hindernissen ausweichen. Dies ermöglicht es dem Benutzer zum Beispiel, sich am Boden voll und ganz auf die Aufnahme von guten Bildern und Videos zu konzentrieren. Den ganzen Rest erledigt der Roboter für ihn.“ (Website ETHZ) Im Semper-Gebäude wird ihm die Aufgabe gestellt, zwei Dosen zu erkennen und abzutransportieren. Ganz ohne Hilfe macht er das und innerhalb weniger Minuten. Bei so viel hochkarätiger Wissenschaft verwundert, dass auch die ETHZ offensichtlich nicht auf Esoterik und Religion verzichten kann. Am 23. November wagt nicht nur der Cyborg Enno Park (der vor kurzem im Europäischen Parlament zu sehen war) einen „Blick in die Zukunft“, nicht nur der Volkskundler Thomas Hengartner, sondern auch eine Theologin, die – so die Personenbeschreibung in der Broschüre – regelmäßig meditiere. Die Veranstaltungen finden bis 27. November statt, an der ETH Hönggerberg und am ETH-Zentrum. Weitere Informationen über www.ethz.ch.
Am 28. Oktober 2016 fand im Paul-Löbe-Haus in Berlin der 3. Netzpolitische Kongress unter dem Motto „Für eine Ethik der digitalen Gesellschaft“ statt. Der wirtschaftspolitische Sprecher der Fraktion der Bundestagsfraktion der Grünen, Dieter Janecek, schreibt auf seiner Website: „Gemeinsam mit Olivia Klose (Software Development Engineer bei Microsoft) und Prof. Dr. Oliver Bendel (Wirtschaftsinformatiker, Wissenschaftler und Autor) haben wir uns mit ‚Deep Learning‘ auseinandergesetzt: Was unterscheidet Mensch und Maschine und gibt es Algorithmen für Empathie?“ Und weiter: „Eines der zentralen Ziele des Workshops war, die Unterschiede zwischen rein regelbasierten und selbstlernenden Systemen sowohl technisch als auch mit Blick auf die später zu beantwortenden Fragen der Maschinenethik deutlich zu machen. Rein regelbasierten Systemen lassen sich Verhaltensweisen, die man moralisch nennen kann, anhand von annotierten Entscheidungsbäumen beibringen, die Prof. Oliver Bendel maßgeblich entwickelt hat.“ (Website Janecek) Angespielt wird damit auf den Beitrag „Annotated Decision Trees for Simple Moral Machines“, erschienen 2016 im Proceedingsband der AAAI Spring Symposium Series. „Aus ethischer Perspektive stellt sich aber nicht nur die Frage, nach welchen Prinzipien diese Maschinen handeln sollen, sondern auch, welche Maschinen wir durch entsprechende Programmierung überhaupt zu moralischen Maschinen machen wollen, wann moralische Vorgaben vielleicht unverhältnismäßige Einschränkungen in der Funktionsweise einer Maschine darstellen, ob wirklich alle denkbaren Szenarien auch immer vorhersehbar sind, und welche Art von Aufgaben wir überhaupt auf Maschinen übertragen möchten.“ (Website Janecek) Der ganze Beitrag ist über http://www.dieterjanecek.de abrufbar.
„Algorithmische Auswahl- und Entscheidungsprozesse prägen unseren Alltag, unsere Wahrnehmung der Welt und unser tägliches Handeln. Ihre Bedeutung steigt in einer durch Automatisierung und Big Data gekennzeichneten digitalen Gesellschaft in sämtlichen Lebensbereichen rasant an. Damit werden sowohl die Frage nach der Machtausübung mittels Algorithmen als Instrumente als auch jene nach der Macht von Algorithmen als eigenständige Akteure virulent. Inwieweit handeln Algorithmen autonom, selbstbestimmt und intentional? Sind sie kontrollier- und ihre Ergebnisse vorhersehbar? Können Algorithmen moralisch handeln? Welche gesellschaftlichen Herausforderungen ergeben sich aus einer ethischen Perspektive und wie können diese bewältigt werden?“ So ein Flyer zu einer Veranstaltung, die den Titel „Die Macht der Algorithmen: Werkzeuge oder Akteure?“ trägt und am 22. November 2016 von 18:15 – 19:45 Uhr an der Universität Zürich stattfindet. Und weiter: „Nach einer thematischen Einführung durch Prof. Dr. Michael Latzer (IPMZ – Abt. Medienwandel & Innovation, UZH) folgen Inputreferate zur Einschätzung der Macht der Algorithmen aus technischer und ethischer Perspektive durch Prof. Dr. Thomas Hofmann (Data Analytics Lab, Departement Informatik, ETH Zürich) und Prof. Dr. Oliver Bendel (Institut für Wirtschaftsinformatik, Hochschule für Wirtschaft, FHNW).“
Das Paul-Löbe-Haus ist ein Veranstaltungs- und Diskussionsort des Deutschen Bundestags, gelegen am Südrand des Spreebogenparks. Dort fand am 29. Oktober 2016 ab 9 Uhr der 3. Netzpolitische Kongress von Bündnis 90/Die Grünen mit dem Titel „Für eine Ethik der digitalen Gesellschaft“ statt. Ein Schwerpunkt war der Zusammenhang zwischen Künstlicher Intelligenz (KI) und Ethik. Dr. Anton Hofreiter hielt um 10 Uhr die Eröffnungsrede. Dann war Sascha Lobo zugeschaltet. In sechs Workshops ging man Fragen der Informations-, Technik- und Maschinenethik nach. Workshop Nr. 5, moderiert von Christian Ströbele, galt dem Thema „Drohnen – eine Ethik für neue Formen der Überwachung und des Krieges“. Es diskutierten Anja Dahlmann von der Stiftung Wissenschaft und Politik und Malte Spitz, Datenschutzexperte. Workshop Nr. 6, moderiert von Dieter Janecek, war dem Thema „Deep Learning – Was unterscheidet Mensch und Maschine und gibt es Algorithmen für Empathie?“ gewidmet. Olivia Klose von Microsoft erklärte den Unterschied zwischen schwacher und starker KI. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW verortete seine eigenen Projekte in der schwachen KI und erklärte, warum selbstlernende Systeme in offenen Welten nicht immer eine gute Idee sind. Weitere Informationen über www.gruene-bundestag.de.
Abb.: Klose, Janecek und Bendel vor dem Workshop (Foto: Kai Wargalla)
Beim Cybathlon in der SWISS Arena in Kloten bei Zürich, veranstaltet von der ETH Zürich, traten Sportler mit Behinderungen gegeneinander an. Aus der ganzen Welt waren die Teams angereist. Das Publikum ging begeistert mit, als das virtuelle Rennen mit Gedankensteuerung, das Fahrradrennen mit Muskelstimulation sowie der Armprothesen-, Beinprothesen- und Rollstuhl-Parcours stattfanden. Spektakulär der Exoskelett-Parcours, bei dem sich die Sportler langsam und konzentriert vorwärts bewegten, eine Tür öffneten und schlossen, von Stein zu Stein schritten und sich und ihren Apparat voller Freude über die Ziellinie brachten. Über den Köpfen der Zuschauer und Sportler schwebte eine Helium-Drohne, die an einem seidenen Faden zu hängen schien. Fünfmal war der Moderator Tobias Müller im Gespräch mit Oliver Bendel, dem Informations- und Maschinenethiker, der bei diesem Anlass vor allem Informations- und Roboterethiker war, den Einsatz von Implantaten, Prothesen und Robotern einordnend und bewertend. Einmal war Lino Guzzella mit dabei, der ETH-Präsident, einmal Robert Riener, der Initiator und Organisator des Cybathlon. Der Ethiker betonte immer wieder, dass gegen die technische Erweiterung aus Sicht der Ethik nichts spricht, wenn es um erwachsene, verständige Menschen geht, die ihre Autonomie oder Performanz verbessern wollen. Auch nicht, wenn es sich um gesunde Menschen handelt, wobei man bei diesen sicherlich körperliche Risiken bedenken muss. Anders sieht die Sache nach Meinung von Oliver Bendel aus, wenn die Benutzer nicht frei sind, nicht frei entscheiden können, etwa als Arbeitnehmer oder Soldaten, die Exoskelette tragen müssen. Diese rücken uns förmlich auf den Leib, und es sollte die individuelle Entscheidung bleiben, ob man sie tragen will oder nicht. Der Cybathlon wurde von SRF und 3sat unter dem Titel „SRF Menschmaschine“ live übertragen.
Abb.: Beim Cybathlon 2016 (Foto: ETH Zürich/CYBATHLON)
Der Livestream der Veranstaltung „Merging of man and machines: questions of ethics in dealing with emerging“ vom 8. September 2016 wurde aufgezeichnet und kann über web.greensefa.streamovations.be/index.php/event/stream/merging-of-man-and-machine aufgerufen werden (Link nicht mehr gültig). Ins Europäische Parlament in Brüssel eingeladen hatte der Grünen-Abgeordnete Jan Philipp Albrecht von der Green Working Group Robotics. Auf der Website wurde wie folgt eingeführt: „Technology has fundamentally altered our lives and will continue to do so. Ethical considerations must remain guiding posts at all times. Undoubtedly, how we approach the regulation of emerging technologies will have wide implications for our definition of human dignity and the equality of individuals.“ (Website Albrecht) Es ging um Fragen dieser Art: „How will our lives and our society change with the increasing fusion with modern technology? What role have politics and law in this context? Is there a need for regulation and if so, how? How can human rights be addressed?“ (Website Albrecht) Den Track „Ethics & Society: Examples of how our lives, values and society will change“ haben Yvonne Hofstetter (Teramark Technologies GmbH), Prof. Dr. Oliver Bendel (Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Dr. Constanze Kurz (Chaos Computer Club e.V.) bestritten. Bendels Vortrag wurde mit Folien unterstützt; diese können hier heruntergeladen werden.
Eine Ringvorlesung an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW beschäftigt sich mit der „Sicherheit in unsicheren Zeiten“ (Titel) und dem „Handeln zwischen Angst und Freiheit“ (Untertitel). In der Informationsbroschüre heißt es: „Flüchtlingsströme, Terrorismus, digitale Revolution, Arbeitsplätze und Neue Medien: Unser Alltag scheint unsicher zu sein. Wie reagieren? Mit Aufrüstung und Mauern oder mit dezentralen Netzwerken und Kooperationen?“ (Broschüre FHNW) Mit dem Satz „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ wird Benjamin Franklin zitiert, der davor warne, Sicherheit als obersten Wert absolut zu setzen. Absolute Sicherheit gebe es nicht. Wir müssen nach Ansicht der Veranstalter lernen, mit Risiken zu leben, aber auch unsere ökonomischen, finanziellen und gesellschaftlichen Systeme wiederstandsfähiger und anpassungsfähiger zu machen. „Und dabei Freiheit und Selbstbestimmung nicht zu gefährden.“ (Broschüre FHNW) Die Veranstaltungen sind jeweils am Mittwoch von 18:00 bis 19:30 Uhr im berühmten Hallerbau (Technische Hochschule, Klosterzelgstrasse 2, 5210 Windisch). Den Auftakt macht am 21. September 2016 der Vortrag von Prof. Dr. Oliver Bendel zu den „Chancen und Risiken von Industrie- und Servicerobotern“. Das Programm kann hier heruntergeladen werden.
Abb.: Oliver Bendel vor dem Hallerbau (Foto: Kai R. Joachim)
Am 7. September 2016 lief in Brüssel im Cinéma Vendôme der Film „Snowden“ als Preview. Jan Philipp Albrecht, Abgeordneter im Europäischen Parlament, hatte dazu eingeladen. Im Saal saß auch Viviane Reding, die luxemburgische Politikerin und Journalistin. Joseph Gordon-Levitt spielt die Hauptrolle im Film; auch Nicolas Cage ist mit von der Partie. Regie hat Oliver Stone geführt. Die Dreharbeiten fanden mehrheitlich in München statt, zudem in Hongkong und in den USA. Nach dem Preview, das lange beklatscht wurde, war Edward Snowden fast eine Dreiviertelstunde lang zugeschaltet. Auf die Fragen von Albrecht antwortete er ausführlich und eindringlich. Sein großes Thema war, in welcher Gesellschaft wir leben wollen, und er betonte, dass im Moment eine Massenüberwachung stattfindet, durch amerikanische Dienste gerade in Europa, wo die Bürger nicht durch amerikanische Gesetze geschützt seien, wobei auch amerikanische Bürger der Willkür ausgeliefert sind. Er hält Europa für einen wichtigen Verbund und traut den Institutionen und Personen humanistische Regelungen und Handlungen zu. Auch der berühmte Whistleblower wurde lange beklatscht, und man merkte es einigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an, dass sie ebenso begeistert wie berührt waren. Am 8. September waren manche von ihnen im Europäischen Parlament zu einem öffentlichen Hearing zu Künstlicher Intelligenz (KI), Robotik und Maschinenethik. Snowden ist ein Experte für bestimmte Formen der KI, und auch zu den beiden anderen Themen wüsste er interessante Dinge zu sagen.
Der 63. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft in der Schweiz findet vom 15. bis 17. Februar 2017 an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Brugg-Windisch und an der Eidgenössischen Technischen Hochschule ETH in Zürich statt. Leitthemen sind u.a. die Herausforderung des digitalen Wandels, Industrie 4.0 und menschliches Erfahrungswissen, Kreativität in Design- und Produktionsprozessen, Mensch-Maschine-Interaktion und Mensch-Roboter-Kooperation. Grußworte gibt es u.a. von PD Dr. Marino Menozzi, ETH Zürich, und Prof. Dr. Crispino Bergamaschi, Direktionspräsident FHNW. Die Keynotes stammen von Prof. Dr. Heinz Schüpbach, Direktor Hochschule für Angewandte Psychologie FHNW, Prof. Dr. Oliver Bendel, Hochschule für Wirtschaft FHNW, und Patrick Warnking, Country Director Google Switzerland. Vertreter aus Wissenschaft und Wirtschaft, die mit einer Ergebnis- oder Posterpräsentation, einem Workshop oder einer Doktorandenwerkstatt zum 63. GfA-Frühjahrskongress beitragen möchten, können bis zum 30. September 2016 ein Abstract über das Beitragsformular der GfA einreichen. Weitere Informationen über www.gfa2017.de.
Automatisierte Maschinen und (teil-)autonome Systeme verbreiten sich immer mehr. Zugleich verschmelzen Menschen und Maschinen, Menschen vermessen sich bei Aktivitäten (Quantified Self), zeichnen ihr Leben auf (Lifelogging), ergänzen und verbessern Körper und Geist und werden zu Cyborgs. Das Europäische Parlament in Brüssel widmet sich diesen Entwicklungen am 8. September 2016 von 9.30 bis 13.00 Uhr. Titel der Veranstaltung, zu der Jan Philipp Albrecht einlädt, ist „Merging of man and machines: questions of ethics in dealing with emerging“. Der Newsletter DIGITAL AGENDA wartet mit folgenden Informationen auf: „The Working Group Green Robotics would like to invite you to a public hearing on ‚Merging of man and machines: questions of ethics in dealing with emerging technology‘. With this and further discussions we would like to develop a position on how society should respond to questions like How will our lives and our society change with the increasing fusion with modern technology? What role have politics and law in this context? Is there a need for regulation and if so, how? How can human rights be addressed?“ Im Track „Ethics & Society: Examples of how our lives, values and society will change“ sprechen drei Expertinnen und Experten zu den genannten Themen, nämlich Yvonne Hofstetter (Direktorin der Teramark Technologies GmbH), Prof. Dr. Oliver Bendel (Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW) und Constanze Kurz (Sprecherin des CCC). Der Track „Politics & Law: Examples of how we do/can debate and regulate this field“ wird bestritten von Juho Heikkilä (Bereichsleiter bei DG Connect) und Dr. Hielke Hijmans (Special Advisor at the Offices of the European Data Protection Supervisor). Zwei weitere Vortragende sind Enno Park (Vorsitzender von Cyborgs e.V.) und Dana Lewis (Unternehmensgründerin).
Abb.: Organische und technische Strukturen finden zueinander
Vom Deutschen Bundestag, genauer gesagt vom Ausschuss Digitale Agenda, wurde Oliver Bendel im Vorfeld der Anhörung vom 22. Juni 2016 als Sachverständiger zu seiner Meinung zur Rolle von Deutschland bei der Entwicklung von Robotern befragt. Er hat dazu u.a. ausgeführt: „In Deutschland sind wichtige Robotikunternehmen angesiedelt, wie Krones und KUKA, weiterhin solche Unternehmen, die integrierende Elemente anbieten, sowie solche, die erfolgreich traditionelle Produkte in Roboter verwandeln, etwa Staubsauger oder Automobile. Zudem hat es wichtige Forschungseinrichtungen, die die Disziplin der Künstlichen Intelligenz vertreten.“ Mit Blick auf KUKA und bestimmte Start-ups führte er aus: „Es ist wichtig, dass Know-how im Land bzw. in Europa bleibt und führende Robotikunternehmen nicht verkauft werden. Die Forschung zur Robotik, auch zur sozialen Robotik, ist auszubauen. Robotik muss zudem noch interdisziplinärer werden. Psychologie, Philosophie und andere Disziplinen, die beitragen können, sind an den Hochschulen zu stärken und in den Curricula zu erweitern. In Europa kann, vor dem Hintergrund der Aufklärung, des Humanismus und einer einflussreichen Tradition der philosophischen Reflexion, ein eigener Zugang zur Robotik geschaffen werden, der nicht technikzentriert, sondern menschen- und tierbezogen ist.“ In den Medien wird in diesen Tagen über eine Übernahme von KUKA durch den chinesischen Konzern Midea berichtet. Die Anhörung kann über www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2016/kw25-pa-digitale-agenda/427996 aufgerufen werden.
Abb.: Ein KUKA-Roboter (Foto: Wikimedia, Scailyna, CC BY-SA 4.0)
Im Ausschuss „Digitale Agenda“ im Deutschen Bundestag, so ein Artikel auf detektor.fm vom 23. Juni 2016, diskutierten Experten „über die Folgen der Automatisierung und Digitalisierung“. Der Sender aus Leipzig stellte die Frage: „Worauf müssen sich Gesellschaft und Wirtschaft einstellen?“ (Website detektor.fm, 23. Juni 2016) Antworten lieferte Oliver Bendel, der am Tag zuvor im Reichstag als Sachverständiger fungiert hatte, per Telefon. Bereits im Vorfeld war er auf einen umfangreichen Fragenkatalog eingegangen. Unter anderem hielt er fest: „Für die Arbeitnehmenden, die ersetzt werden, ist Sorge zu tragen. Wer dazu in der Lage und willens ist, soll umgeschult werden, wobei staatliche Fördermaßnahmen ausgebaut werden können. Es ist darüber nachzudenken, wie hoch der Anteil von Robotern in einem Betrieb sein darf. Vielleicht braucht es eine Roboterquote. Wenn Gewinne mit einer hohen Zahl an Robotern, aber einer geringen Zahl an Arbeitnehmern erwirtschaftet werden, sind sie an die Gesellschaft zu verteilen. Möglichkeiten dazu sind ein bedingungsloses Grundeinkommen oder ein bedingungsloses Grundeigentum.“ Insgesamt hat Oliver Bendel aus der Perspektive der Informations-, Technik- und Wirtschaftsethik, aber auch der Maschinenethik argumentiert. Der erwähnte Artikel ist mitsamt dem Podcast auf detektor.fm/wirtschaft/ausschuss-digitale-agenda zu finden.
Abb.: Kein Roboter, sondern eine Figur aus Silber im Schloss Charlottenburg