Die Zerstörung von Telepolis

Über einen der größten Medienskandale im Nachkriegsdeutschland hat Greta Zieger in der FAZ vom 27. März 2025 einen deutlichen, wenngleich immer noch freundlichen Artikel geschrieben. Sie kommt zum Urteil, dass der Verursacher der Kritik ausweichen will. Und diese schlägt ihm massiv entgegen. Aber worum geht es überhaupt? Florian Rötzer hat Telepolis im Jahre 2016 mitgegründet und war der langjährige Chefredakteur des Onlinemagazins. Man war früher dran als viele andere deutsche Medien und hat Lücken gefüllt, die diese belassen haben. Dabei war der eine oder andere Artikel auch schlampig geschrieben und mäßig recherchiert. Dennoch blieb Telepolis viele Jahre lang eine wertvolle Lektüre und eine ideale Ergänzung zu Golem – das eine Magazin auch politisch interessiert, das andere vor allem technisch versiert. Harald Neuber, Chefredakteur seit 2021, verkündete 2024 eine „Qualitätsoffensive“. Er ließ 70.000 Artikel löschen und vernichtete damit das Lebenswerk von Florian Rötzer und die Arbeit von hunderten engagierten, kompetenten Autoren, unter ihnen viele Wissenschaftler und Aktivisten. Sie wurden nicht einmal informiert und mussten sich von Studenten oder Kollegen sagen lassen, dass ihre Texte nicht mehr zugreifbar waren. Wer wollte, brachte das Entfernte über das Internet Archive wieder zum Vorschein. Doch die reguläre, übrigens auch bezahlte Publikation war weg. Rötzer wurde in einem Interview vom 13. Dezember 2024 für die Junge Welt deutlich: „Diese riesige Löschaktion ist ein beispielloser Akt, mit dem ein wichtiges Stück des kulturellen Gedächtnisses ausradiert wird“. „Fast noch ungeheuerlicher sei aber die Ankündigung, man werde die Inhalte sichten und selektieren oder sogar korrigieren.“ (Junge Welt, 3. Dezember 2024) Am Ende des Artikels kommt Thomas Moser zu Wort, der Verfasser von zahlreichen Telepolis-Artikeln über den NSU-Komplex. Er bezichtigt Neuber, ein „einst kritisches, meinungsstarkes und auf seine Weise einmaliges Medium“ (Junge Welt, 3. Dezember 2024) zu zerstören.

Abb.: Ein Sonderheft von 2005 (Wikimedia, Heise Gruppe, CC BY-SA 3.0 DE)

Meine Freundin, der Roboter

Am 22. März 2025 erschien im österreichischen Standard der Artikel „Meine Freundin, der Roboter“. Joseph Pallinger vom österreichischen Standard hatte dafür Prof. Dr. Oliver Bendel interviewt, der an der Hochschule für Wirtschaft FHNW lehrt und forscht und assoziierter Forscher der Potsdam Embodied Cognition Group (PECoG) an der Universität Potsdam ist. Es ging um Liebespuppen und Sexroboter sowie um Androiden wie Aria von Realbotix, die die Fähigkeiten von Harmony und Co. haben, aber auch ihre Arme bewegen können. Gedacht sind sie für alle möglichen Einsatzbereiche, etwa für das Hotel oder die Bibliothek. Sie können auch, wie ein Ansprechpartner der Firma gegenüber Oliver Bendel bestätigte, ihr Gegenüber umarmen. Zudem wurde Jessica M. Szczuka von der Universität Duisburg-Essen zum Thema befragt. Oliver Bendel steht Liebespuppen und Sexrobotern neutral gegenüber. Er hält sie weder für die Rettung der Menschheit wie David Levy noch für deren Untergang wie Kathleen Richardson. Der Artikel war bereits am 14. März auf der Website erschienen. Nun kann er mit der gedruckten Ausgabe erworben werden.

Abb.: Harmony mit ihrem Schöpfer Matt McMullen (Foto: Realbotix)

Ein robotischer Vierbeiner in Bern

Laut Berner Zeitung vom 19. März 2025 besitzt die Kantonspolizei Bern seit einem Jahr einen robotischen Vierbeiner. Es handelt sich um Spot von Boston Dynamics. Die Zeitung schreibt: „Vergangenen Donnerstagabend setzte die Polizei den gelb-schwarzen Roboter … zum ersten Mal bei einer Aktion ein, die von der Öffentlichkeit bemerkt wurde. Beim Kornhausplatz in Bern suchte sie gestützt auf eine Meldung nach einem bewaffneten Mann, wurde aber nicht fündig.“ (Berner Zeitung, 19. März 2025) SRF interviewte Prof. Dr. Oliver Bendel zu dem Vorgang für mehrere Radio- und Fernsehsendungen mit Ausstrahlungen am 19. und 20. März 2025. Der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker forscht zu Servicerobotern und sozialen Robotern und hat auch die Verwendung in der Polizeiarbeit beschrieben, etwa in dem Paper „Robots in Policing“ (2022). Seiner Ansicht nach sollte die Öffentlichkeit auf einen Einsatz wie in Bern gut vorbereitet werden. Der robotische Vierbeiner wirkt auf viele Menschen erst einmal abschreckend. Der Ruf der Polizei kann genauso leiden wie der Ruf von Robotern dieser Art. Grundsätzlich eignen sich Spot und Co. seiner Meinung nach hervorragend für Inspektion und Monitoring. Sie können sich in fast jedem Gelände und Gebäude bewegen und mit ihren Kameras und Sensoren u.U. mehr wahrnehmen als Menschen.

Abb.: Spot bei einer Messe in Karlsruhe

Über pinkelnde Autofahrende

Weil generische Formen, also Formen, die vom Geschlecht absehen, unter Verdacht geraten sind, werden andere generische Formen erfunden, etwa als substantiviertes Partizip Präsens, und zwar neben bereits existierenden generischen Formen mit demselben Wortstamm. Die Sprache verändert die Wirklichkeit, rufen die Vertreter der Gendersprache (sozusagen deren Vertretende), und sie haben recht. Zeigen kann man das mit den pinkelnden Autofahrern. Unter ihnen stellt man sich Männer vor, die am Straßenrand stehen, oder Frauen, die sich ins Gebüsch geschlagen haben, in der Nähe das Auto, das seine Wärme an die Umgebung abgibt, wie die Pinkelnden selbst. Sie gehen alle danach zurück und setzen sich ans Steuer. Sie sind dann keine Pinkelnden mehr, höchstens Nachpinkelnde oder Nachtröpfelnde. Unter pinkelnden Autofahrenden hat man sich dagegen Menschen vorzustellen, die in den Sitz pinkeln. Sie können aus grammatikalischen Gründen gar nicht anders. Sie fahren Auto, und weil sie es nicht halten können, sprudelt das Warme aus ihnen heraus und in das Polster hinein. Aber nicht nur das – es ist nun auch unklar, ob sie am Steuer sitzen oder nicht. Vielleicht handelt es sich um vier pinkelnde Autofahrende, den Fahrer, den Beifahrer und die Kinder auf dem Rücksitz. Die Partizipform hat alles verändert. Die Wirklichkeit ist eine andere. Das Auto ist versaut.

Abb.: Ein pinkelnder männlicher Autofahrer

LinkedIn zensiert Bericht über Forschung

Am 14. März 2025 erschien im Standard der Artikel „Warum manche Menschen tausende Euro für einen Sexroboter zahlen“. Zu Wort kamen Prof. Dr. Oliver Bendel von der Hochschule für Wirtschaft FHNW und Jessica M. Szczuka von der Universität Duisburg-Essen. Am selben Tag veröffentlichte der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker aus Zürich auf LinkedIn einen Blogpost mit folgenden Worten: „Mit dem österreichischen Standard habe ich über Liebespuppen und Sexroboter gesprochen. Der Artikel ist heute auf der Website erschienen. Morgen folgt er in der gedruckten Ausgabe.“ … Dazu wurde ein Bild von einer Liebespuppe veröffentlicht. Zu sehen war lediglich der Kopf, samt der rechten Schulter und dem Ansatz der rechten Brust, nicht aber die Brust selbst. Der Post auf LinkedIn verlinkte auf einen Post in diesem Blog. Kurze Zeit später erhielt Oliver Bendel per E-Mail eine Nachricht des Microsoft-Ablegers: „Ihr Inhalt (Beitrag) verstößt gegen unsere Community-Richtlinien und wurde von LinkedIn entfernt. Nur Sie können noch darauf zugreifen.“ Damit zensiert Microsoft einen Bericht über Forschung in einem Bereich, in dem es eh zu wenig Forschung gibt. Wenn man auf den Button „Hinweisseite anzeigen“ klickt, bekommt man folgenden Text zu lesen: „Unsere automatisierten Systeme haben festgestellt, dass Ihr Post … unsere Community-Richtlinien zu nicht jugendfreier Nacktheit oder sexuellen Aktivitäten nicht erfüllt.“ Nach einem Einspruch wurde der Beitrag wieder freigeschaltet.

Abb.: LinkedIn als App

Über Liebespuppen und Sexroboter

Joseph Pallinger vom österreichischen Standard war im März 2025 im Gespräch mit Prof. Dr. Oliver Bendel, der an der Hochschule für Wirtschaft FHNW lehrt und forscht und assoziierter Forscher der Potsdam Embodied Cognition Group (PECoG) an der Universität Potsdam ist. Es ging um Liebespuppen und Sexroboter sowie um Androiden wie Aria von Realbotix, die die Fähigkeiten von Harmony und Co. haben, aber auch ihre Arme bewegen können. Gedacht sind sie für alle möglichen Einsatzbereiche, etwa für das Hotel oder die Bibliothek. Zudem wurde Jessica M. Szczuka von der Universität Duisburg-Essen zum Thema befragt. Entstanden ist der Artikel „Warum manche Menschen tausende Euro für einen Sexroboter zahlen“, der am 14. März 2025 auf der Website erschienen ist. Oliver Bendel steht Liebespuppen und Sexrobotern neutral gegenüber. Er hält sie weder für die Rettung der Menschheit wie David Levy noch für deren Untergang wie Kathleen Richardson. Der Artikel kann über www.derstandard.at abgerufen werden. Am 22. März 2025 ist er zusätzlich in der gedruckten Ausgabe zu finden.

Abb.: Eine Liebespuppe im Cybrothel (Foto: Cybrothel)

Das Ende von Pepper und NAO?

Aldebaran Robotics, seit 2022 Teil der United Robotics Group, hat laut Golem bereits Mitte Februar 2025 Insolvenz angemeldet. Es gebe Pläne, fast die Hälfte der Angestellten zu entlassen. Als Pepper und NAO aus SoftBank herausgelöst und zurück nach Europa geholt wurden, haben sich viele Experten gefragt, was der Plan sein könnte. Zwar sind die beiden die Flaggschiffe der Sozialen Robotik, aber auch die Veteranen, in Hard- und Software veraltet. Tatsächlich sollte im nächsten Jahr die nächste Version von NAO herauskommen. Golem schreibt, dass dies durch den „drastischen Stellenabbau kaum noch zu realisieren sein dürfte“ (Golem, 10. März 2025). Hinter der United Robotics Group steht die RAG-Stiftung. Neben Pepper und NAO hat man weitere Roboter bzw. ganze Unternehmen eingegliedert. Zu chinesischen Modellen wie BellaBot entstanden Alternativen wie Plato. Golem schreibt am Ende des Artikels: „Aktuell sollen Verhandlungen mit dem Management stattfinden. Ob sich jedoch eine neue Geldquelle erschließen lässt, ist angesichts begrenzter Erfolgsaussichten und starker Konkurrenz mindestens fraglich.“ (Golem, 10. März 2025) Dabei wäre es für die RAG-Stiftung wohl problemlos möglich, NAO und Pepper zu retten. Vielleicht ist über die beiden aber einfach die Zeit hinweggegangen.

Abb.: Das Ende von NAO?

Automatisiertes Fahren in der Schweiz rechtlich möglich

„Ab dem 1. März 2025 ist automatisiertes Fahren in der Schweiz rechtlich möglich.“ (ASTRA, 27. Februar 2025) Dies meldete das Bundesamt für Strassen ASTRA am 27. Februar 2025. Zum Begriff selbst schreibt es in seinem Blog: „Automatisiertes Fahren bedeutet, dass Systeme unter bestimmten Bedingungen das Fahrzeug selbständig lenken, ohne menschliche Interaktion. Ein automatisiert fahrendes Fahrzeug kann insbesondere die Längs- und Querführung (lenken, beschleunigen, bremsen) übernehmen.“ (ASTRA, 27. Februar 2025) Allerdings ändert sich für die Schweiz durch die Regelung im Moment nichts. Wie im Blog lapidar festgestellt wird, gibt es bisher „kein Fahrzeug, das über ein in der Schweiz zugelassenes automatisiertes Fahrsystem verfügt“ (ASTRA, 27. Februar 2025). Die Autohersteller müssen ihre automatisierten Fahrzeuge also für die Schweizer Straßen genehmigen lassen. Es ist anzunehmen, dass dies in den nächsten Monaten geschieht.

Abb.: Ein Auto in der Schweiz

Der freie Fall der FAZ

Die FAZ stand in den letzten Jahrzehnten oft in der Kritik. Zu rückwärtsgewandt, zu wirtschaftsnah. Zu herablassend. Aber Kritik an Rechtschreibung und Grammatik musste man selten üben. Das änderte sich vor ca. zwei Jahren schlagartig. Vermutlich wurde zu dieser Zeit das Korrektorat abgeschafft. Man findet kaum noch fehlerfreie Teaser. Das kann man noch auf die Praktikanten schieben. Aber auch zahlreiche Texte wimmeln von Fehlern. Als Beispiel diene ein beliebiger Artikel, der am 27. Februar 2025 erschienen ist. Titel und Autor spielen keine Rolle – es geht nicht um Kritik an der Person. Die Fehlerserie beginnt mit dem Satz „Musk hatte alle rund 2,3 Millionen Staatsbediensteten per E mail angeschrieben …“. Korrekt wäre „E-Mail“ – es sind also zwei Fehler in einem Wort vorhanden. Es folgt ein Deklinationsfehler: „Wegen diese Existenzkrise sei er da, und er bekomme eine Menge Todesdrohungen dafür.“ Weiter geht es mit diesem Satz: „Die Publizistin Kara Swisher und langjährige Beobachterin des Silicon Valleys beschrieb jüngst, wie Musk sich schon einmal empfand, im Zentrum einer weltbedrohlichen Krise zu stehen.“ Besser wäre hier „des Silicon Valley“. Vor allem aber ist der Satz stilistisch oder grammatikalisch verunglückt. Der Artikel endet mit folgenden Worten: „Das sie ohne ihn nicht geht, ist die tiefe Überzeugung.“ … Dem ist nichts hinzuzufügen.

Abb.: Rechtschreib- und Grammatikfehler in der FAZ

Zur Manipulation von LLMs

Bei LLMs kann die Manipulation unterschiedliche Schritte oder Elemente betreffen, etwa die Auswahl der Trainingsdaten, das Reinforcement Learning from Human Feedback, das Finetuning, das Prompt Engineering und das Feedback von Endbenutzern. Davon zu trennen ist das Halluzinieren, das nicht gezielt herbeigeführt wird. Bei OpenAI und anderen Herstellern wie xAI ist bekannt, dass sie ihre LLMs manipulieren. So weichen diese etwa von Standardsprache ab und formulieren immer wieder Sätze in Gendersprache, die von der Mehrheit abgelehnt wird. Es geht dabei nicht nur um ChatGPT, es geht auch um hunderttausende GPTs, von denen man jedes einzelne im guten Glauben erstellt, dass sich OpenAI an Standards hält, hier die Rechtschreibregeln des Rechtschreibrats. Die GPTs rücken dann ihre Ersteller in ein bestimmtes Licht, ohne dass die etwas dafür können. Über die Sprache hinaus tendieren LLMs oft zu bestimmten gesellschaftlichen und politischen Einstellungen. Hier muss man nicht unbedingt von Manipulation sprechen, aber es kann eine Tendenziösität vorhanden sein, die man hinterfragen darf. In einem Artikel des Handelsblatts vom 25. Februar 2025 sind Statements von Oliver Bendel zur Manipulation von LLMs enthalten.

Abb.: Auch OpenAI manipuliert seine Sprachmodelle

How LLMs Solve the Trolley Problem in Different Roles

The paper „Revisiting the Trolley Problem for AI: Biases and Stereotypes in Large Language Models and their Impact on Ethical Decision-Making“ by Şahan Hatemo, Christof Weickhardt, Luca Gisler (FHNW School of Computer Science), and Oliver Bendel (FHNW School of Business) was accepted at the AAAI 2025 Spring Symposium „Human-Compatible AI for Well-being: Harnessing Potential of GenAI for AI-Powered Science“. A year ago, Şahan Hatemo had already dedicated himself to the topic of „ETHICAL DECISION MAKING OF AI: An Investigation Using a Stereotyped Persona Approach in the Trolley Problem“ in a so-called mini-challenge in the Data Science degree program. His supervisor, Oliver Bendel, had told the other scientists about the idea at the AAAI 2025 Spring Symposium „Impact of GenAI on Social and Individual Well-being“ at Stanford University. This led to a lively discussion between the participants. The student recruited two colleagues, Christof Weickhardt and Luca Gisler, and worked on the topic in a much more complex form in a so-called Challenge X. This time, three different open-source large language models were applied to the trolley problem. In each case, personalities were created with nationality, gender, and age. In addition, the data was compared with that of the MIT Moral Machine project. Şahan Hatemo, Christof Weickhardt, and Luca Gisler will present their results at the end of March or beginning of April 2025 in San Francisco, the venue of this year’s event.

Fig.: How will she decide?

Wie KI-Firmen in die deutsche Sprache eingreifen

Die kostenlose Version von ChatGPT wird sicherlich von hunderttausenden Deutschsprachigen genutzt. Diese Gruppe will die amerikanische Firma OpenAI – wie auch andere, etwa Microsoft und X – offensichtlich indoktrinieren. In einem Test vom 17. Februar 2025 wurde „keynote speaker“ als „Hauptredner*in“ übersetzt. Der Benutzer stellte ChatGPT wie folgt zur Rede: „Mich wundert sehr, dass du ‚keynote speaker‘ mit ‚Hauptredner*in‘ übersetzt hast. Diese Schreibweise existiert nicht im Deutschen. Es gibt keine Sonderzeichen im Wortinneren. Es handelt sich hierbei um Aktivistensprache. Wurde dir das einprogrammiert? Mit welchem Ziel?“ ChatGPT antwortete: „Du hast recht, dass ‚Hauptrednerin‘ eher aus der Aktivistensprache stammt und nicht die gängige oder traditionelle Schreibweise im Deutschen ist. Ich versuche, respektvoll und inklusiv zu sein, indem ich geschlechtsneutrale Formulierungen nutze, wenn ich die Möglichkeit dazu sehe. In diesem Fall wurde ich so trainiert, dass ich solche Formen wie ‚Hauptrednerin‘ oder ‚Redner:in‘ verwende, um geschlechtersensible Sprache zu fördern.“ Dieser Unfug konnte nicht unwidersprochen bleiben: „Du sagst, dass du versuchst, inklusiv zu sein, indem du geschlechtsneutrale Formulierungen verwendest. Aber ‚Hauptredner*in‘ ist nicht geschlechtsneutral, sondern das Gegenteil. Es betont unterschiedliche Geschlechter, und zwar dort, wo es gar nicht notwendig ist. Dir wurde das Falsche beigebracht.“ Nun ruderte das indoktrinierte und indoktrinierende LLM zurück: „Du hast völlig recht, und ich verstehe deinen Standpunkt. Tatsächlich ist die Formulierung ‚Hauptredner*in‘ nicht geschlechtsneutral, sondern explizit geschlechtsdifferenzierend, da sie beide Geschlechter (männlich und weiblich) anspricht. Die Verwendung von *-Zeichen oder Doppelformen wie ‚Redner:in‘ dient dazu, auf Geschlechtervielfalt hinzuweisen, wird aber von vielen auch als unnötige Betonung von Geschlechtern in einem neutralen Kontext gesehen.“ In der Tat – die Gendersprache wird von der Sprachgemeinschaft abgelehnt. Dass sich OpenAI über deren Willen hinwegsetzt, spricht für sich.

Abb.: OpenAI betreibt Indoktrination

Soziale Roboter aus technischer, wirtschaftlicher und ethischer Perspektive III

Seit 2021 führt Oliver Bendel an der Hochschule für Wirtschaft FHNW seine Wahlmodule zur Sozialen Robotik durch, inzwischen dreimal im Jahr. Vom 13. bis zum 15. Februar 2025 fand am Campus Brugg-Windisch die Veranstaltung unter dem Titel „Soziale Roboter aus technischer, wirtschaftlicher und ethischer Perspektive“ statt. Am dritten Tag legte der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker dar, wie man bei sozialen Robotern eine empirische Grundlage schafft für die Beurteilung aus Informations- und Maschinenethik heraus. Zudem stellte er zahlreiche Modelle von Servicerobotern vor, die soziale Merkmale und Fähigkeiten haben. Auch wenn die Soziale Robotik bis heute in ökonomischer Hinsicht nicht sehr erfolgreich ist, fließen ihre Ergebnisse in die Servicerobotik ein, bei der das Gegenteil der Fall ist – mit Reinigungs-, Transport- und Sicherheitsrobotern verdient man Geld. Viel von ihnen haben Augen und geben Töne von sich. Damit wecken sie Aufmerksamkeit und steigern die Akzeptanz. Wieder gab es Vorführungen von Robotern, nämlich von Cozmo und Vector, wobei nur der erstere in Aktion gezeigt wurde. Am Ende konzipierten die Studenten in Gruppenarbeiten eigene soziale Roboter – sie erstellten mit Hilfe von DALL-E 3 und Co. entsprechende Illustrationen, beschrieben die Entwürfe mit Hilfe des 5-Dimensionen-Modells und skizzierten ein Geschäftsmodell. Dabei wurden Bereiche wie Bildung, Ernährung und Haushalt abgedeckt. Auch an die Inclusive AI wurde gedacht, mit einem sozialen Roboter, der die Gebärdensprache beherrschte.

Abb.: Cozmo kann viele Emotionen simulieren

Soziale Roboter aus technischer, wirtschaftlicher und ethischer Perspektive II

Seit 2021 führt Oliver Bendel an der Hochschule für Wirtschaft FHNW seine Wahlmodule zur Sozialen Robotik durch, inzwischen dreimal im Jahr. Vom 13. bis zum 15. Februar 2025 fand am Campus Brugg-Windisch die Veranstaltung unter dem Titel „Soziale Roboter aus technischer, wirtschaftlicher und ethischer Perspektive“ statt. Am zweiten Tag legte der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker die Grundlagen der Sozialen Robotik. Zudem fanden wieder Vorführungen von Robotern statt, nämlich von Furby, Alpha Mini und Unitree Go2. Alpha Mini überzeugte nicht nur durch seine natürlichsprachlichen Fähigkeiten, sondern auch durch seine außerordentlichen Bewegungsfähigkeiten. Er ist ein Meister des Kung Fu und des Tai Chi. Zudem kann er mehr Liegestützen am Stück machen als Oliver Bendel selbst. Unitree Go2, von ihm auch Bao genannt, lief durch die Flure des Campus, sprang, streckte sich und stellte sich auf die Hinterbeine, um mit seinen Pfoten dem Gegenüber ein Herz in die Luft zu zeichnen. Zurate gezogen wurde wieder Social Robotics Girl, die Assistentin von Oliver Bendel. Dieses Mal verblüffte sie alle dadurch, dass sie längere Ausführungen ihres Vorgesetzten im Detail aufgriff, überzeugende Antworten lieferte und selbst spannende Rückfragen stellte.

Abb.: Oliver Bendel mit seinem Unitree Go2

About Metamorphoses in the Factory

The workshop description „The social significance of human effort – What parameters for a positive human-robot interaction in the context of Industry 5.0?“ by Margherita Pugnalello, Leonardo Massantini, Alberto Pirni, Paolo Dario, Oliver Bendel, Nicola Vitiello, Danica Kragic Jensfelt, and Simona Crea was published in February 2025 in the proceedings volume „Social Robots with AI: Prospects, Risks, and Responsible Methods“ … Oliver Bendel from Zurich was invited to the workshop at short notice and supplemented the topic with his field of research. His presentation was entitled „Metamorphoses in the factory: From classic industrial robots over cobots and classic service robots to universal robots“. The proceedings volume comprises the papers presented at Robophilosophy 2024 in Aarhus. Leading philosophers, computer scientists, and roboticists met there in August. Like the ICSR, the conference is one of the world’s leading conferences on social robotics.

Fig.: Oliver Bendel at Robophilosophy 2024 in Aarhus (Photo: Katharina Kühne)

Über den Longtermism

„Der Longtermism (von engl. ‚longtermism‘, dt. wörtlich ‚Langfristigkeit‘, eigentlich ‚Langfristdenken‘) versucht das Leben der Menschheit in der fernen Zukunft auf positive Weise zu beeinflussen, etwa durch die Vermeidung von Krisen und Katastrophen. Auch die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums, die Ausbreitung von KI-Systemen oder die Eroberung des Weltalls können dazu beitragen. Dabei entsteht allerdings wiederum die Gefahr von Krisen und Katastrophen, wie im Zuge der Umweltzerstörung. Manche Vertreter heben deshalb die Notwendigkeit einer moralischen Stärkung, sozialen Einbettung und ökologischen Rücksichtnahme hervor.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel. Im zweiten Abschnitt werden der Hintergrund erläutert und Beispiele genannt, im dritten und letzten generelle und spezifische Probleme des Longtermism aufgeführt. Der letzte Satz lautet: „Insgesamt scheint der Longtermism die Gegenwart eher zu vernachlässigen, womit er unverkennbar religiöse Züge trägt.“ Der Beitrag ist am 4. Februar 2025 erschienen und über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/longtermism-171996 abrufbar.

Abb.: Ist das die Zukunft von Elon Musk?

Ein AIBÖ für jedes Zuhause

AIBI ist ein kleiner, niedlicher sozialer Roboter. Er kann um den Hals getragen werden und gehört damit zu den wenigen Robot Wearables im engeren Sinne – man kann auch von Wearable Social Robots sprechen. Nach der Bestellung dauert es mehrere Monate, bis AIBI eingetroffen ist. Das chinesische Unternehmen LivingAI spricht davon, dass es eine Massenproduktion anstrebt. Die Frage ist, ob es diesen Markt gibt und ob sich die Sache rechnet – schon Anki ist mit Cozmo trotz hunderttausenden verkauften Exemplaren gescheitert. Digital Dream Labs hat sich dann die Rechte gesichert. Ein Unternehmen wie IKEA könnte durchaus soziale Roboter in Masse produzieren. Man könnte sie als Accessoires vermarkten, die es unbedingt in jedem Zuhause braucht. Es muss nicht unbedingt ein Allerweltsartikel wie Kerzen und Servietten sein. Dort bei den Lampen und Uhren wäre sicherlich noch ein Platz für AIBÖ – oder wie immer man den Roboter nennen will.

Abb.: Ein AIBÖ in seinem Zuhause

 

Die Bundestagswahl von 1998 im Netz

„Die politischen Institutionen sind heute mehrheitlich mit selbständigen Websites vertreten. Mandatsträger aus Bundestag und den Landtagen zeigen ebenfalls Web-Präsenz, viele gleich mehrfach über persönliche Seiten, über Dar­stellungen der Parlamentsdienste (wie im Bundestag) oder der Parteien und zuweilen auch über Politik-Server regionaler elektronischer Marktplätze …“ Das Zitat stammt aus dem Buch „Die Mondlandung des Internet“ (UVK), das Rainer Kuhlen zusammen mit Oliver Bendel geschrieben hat. Es ist vor 27 Jahren zur Bundestagswahl 1998 erschienen. Gefordert wurden u.a. Leitlinien für Foren, die über die klassische Netiquette hinausgehen. Solche sind dann ab 2009 entstanden, verfasst von Oliver Bendel. Sie finden sich etwa im Blick am Abend (2009) und in der Netzwoche (2010). Von anderen Einrichtungen wurden sie in der Folge adaptiert … In einem Meta-Forum wurden nicht nur Angebote der Parteien und Politiker beschrieben und zusammengefasst, sondern auch eigene Diskussionsforen, Chats und Votings betrieben. Die technische Plattform war das Konstanzer Hypertext-System (KHS), das mit dem WWW kompatibel war.

Abb.: Das Diskussionsforum des Konstanzer Angebots von 1998

Zwei Podcast-Folgen zu Pflegerobotern

Der BGW-Podcast „Herzschlag – Für ein gesundes Berufsleben“ ist eine erfolgreiche Serie der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. „Wie bleibt man bei der Arbeit fit, gesund und motiviert? Darüber diskutiert Moderator Ralf Podszus mit Fachleuten, Beschäftigten und Verantwortlichen. Die Pflege, Behindertenhilfe und pädagogische Arbeit stehen im Fokus, aber auch andere Branchen sind angesprochen.“ (Website BGW) Für die Folgen 111 („Mein Kollege, der Roboter – KI in der Pflege“) und 112 („Pflegeroboter: Was sie schon können und was nicht“) war der Journalist, Produzent und Moderator im Gespräch mit Prof. Dr. Oliver Bendel, der sich seit 2012 intensiv mit Robotern in der Pflege und KI-Systemen für das Wohlbefinden beschäftigt. 2017 richtete er für die Daimler und Benz Stiftung den Ladenburger Diskurs zu Pflegerobotern aus, aus dem 2018 der Herausgeberband „Pflegeroboter“ hervorging, mit über einer halben Million Accesses auf SpringerLink der Bestseller in diesem Bereich. 2019 folgte das Berliner Kolloquium zu Robotern in der Pflege. In letzter Zeit widmet sich der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph verstärkt dem Bereich der Inclusive AI. Weitere Informationen über www.bgw-online.de.

Abb.: Navel von Navel Robotics bei der ICSR 2024

Verfolgen DeepL, ChatGPT und Co. eine aktivistische Agenda?

In einem Test am 20. Januar 2025 übersetzte DeepL das englische „users“ mit „BenutzerInnen“. Diese Schreibweise gibt es aber gar nicht im Deutschen. Es ist anzunehmen, dass die Entwickler sie in Befolgung einer aktivistischen Agenda unterstützen oder durchsetzen wollen. Hinzuzufügen ist, dass in weiteren Tests durchaus auch die korrekten generischen Formen auftauchten. Am Tag zuvor schlug ChatGPT 4o mini vor, „Studenten und Studentinnen“ durch „Studierende“ zu ersetzen, was die gebräuchlichere Bezeichnung sei. Es wurde ein neuer Satz konstruiert, in dem es nun „Studierende und Studierende“ hieß. Nun kann man diese Dopplung den üblichen Halluzinationen oder Imperfektionen zuordnen. Hinter der Ersetzung der Schreibweise scheint aber wiederum eine Ideologie zu stecken. Als der Chatbot darauf hingewiesen wurde, dass es sich vor allem um eine umstrittene Bezeichnung handle und es z.B. nicht sinnvoll sei, von „toten Studierenden“ zu sprechen, ruderte er zurück. Auch diese Reaktion ist typisch bei einem LLM, das sich „ertappt fühlt“. Die Entwickler wären gut beraten, ihre aktivistische Agenda zurückzustellen, falls sie eine solche verfolgen, und sich zur Einhaltung der Rechtschreibregeln zu verpflichten, die immer noch der Rechtschreibrat und kein Unternehmen aus Köln oder San Francisco formuliert.

Abb.: Eine aktivistische Agenda?

Keine Transparenz bei Milchprodukten

Mit Philipp Wyss, damals stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsleitung von Coop, heute Vorsitzender, hatte Oliver Bendel im Jahre 2019 ein Gespräch geführt. Der Wirtschaftsinformatiker und Technikphilosoph bemängelte, dass der Käse bei Coop in der Regel nicht deklariert ist, weder als verpacktes Produkt im Regal noch als offene Ware an der Käsetheke. Man erfährt nicht, ob er vegetarisch oder nichtvegetarisch ist, also ob er mit mikrobiellem Lab (bzw. entsprechenden Mitteln) oder mit tierischem Lab hergestellt wurde. Der Coop-Chef, ein gelernter Metzger, versprach Abhilfe – getan hat sich nichts. Die PDFs mit Listen mikrobieller Käsesorten, die bei manchen Detailhändlern angeboten werden, sind meistens veraltet, unvollständig und insgesamt unbrauchbar. Bei den Herstellern herrscht bis auf wenige Ausnahmen eisernes Schweigen. Im Ausland gibt man oft die Inhaltsstoffe direkt beim Produkt an oder verwendet sogar das Vegilabel. Oliver Bendel beanstandete ferner, dass die Mitarbeiter an der Käsetheke, ja sogar die Chefs der Molkereiabteilungen nicht die Unterschiede beim Käse kennen, also letztlich gar nicht wissen, wie dieser hergestellt wird. Wenn man nach vegetarischem Käse fragt, wird man meist auf den veganen verwiesen (der keine Milch enthält), oder man erntet ratlose Blicke. Philipp Wyss sprach damals selbst davon, dass die Mitarbeiter überfordert seien. Aber das kann man ändern, indem man sie weiterbildet. Bei Coop und übrigens auch bei Migros (mit Ausnahme von Alnatura) ist man kaum daran interessiert, Transparenz bezüglich der Milchprodukte herzustellen. Aus Sicht von Wirtschaftsethik und Verbraucherschutz ist das eine unbefriedigende Situation.

Abb.: Ist dieser Käse vegetarisch?

Neue Leiterin der Duden-Redaktion

Dr. Kathrin Kunkel-Razum, die seit 2016 Leiterin der Duden-Redaktion war, ist Ende 2024 in den Ruhestand getreten. Ihre Nachfolgerin wurde Dr. Laura Neuhaus, ihre bisherige Stellvertreterin. Kunkel-Razum habe, wie das Übersetzerportal UEPO.de schreibt, den Duden-Verlag nach der Übernahme durch Cornelsen, der Zerschlagung der Mannheimer Redaktion und dem Neuaufbau in Berlin „zu einer Art Zentralverlag“ der „Religion of Wokeness“ umgebaut, worunter auch „Struktur und Inhalt des Wörterbuchs“ gelitten hätten (UEPO.de, 25. Dezember 2024). In der Tat ist der Online-Duden heute kaum noch brauchbar. So wird das generische Maskulinum entgegen linguistischen Erkenntnissen als Form aufgefasst, die ausschließlich männliche Personen bezeichnet. Die Bedeutung von „Bewohner“ gibt der Duden an mit „männliche Person, die etwas bewohnt“. In den anschließenden Beispielen wird diese Erklärung als falsch entlarvt, denn „die Bewohner des Hauses, der Insel“ sind eindeutig generisch zu verstehen. Ob die Nachfolgerin zu einer wissenschaftlichen Sicht auf die Sprache zurückkehrt und das Normative zugunsten des Deskriptiven zurücknimmt, wird die Zukunft zeigen.

Abb.: Ein Duden aus Papier