ChatGPT 4o mini hat Probleme mit seinem eigenen Namen

ChatGPT 4o mini kennt seinen eigenen Namen nicht. Zumindest hält es die Schreibweise für falsch. Dies ergaben mehrere Tests von Prof. Dr. Oliver Bendel im Dezember 2024. Eigentlich ist dies ein Anfängerfehler. Bei der Entwicklung eines Chatbots gibt man diesem auch Informationen über sich selbst. Viele Benutzer fragen nach Alter, Geschlecht – oder nach dem Namen, selbst wenn dieser angegeben ist. Der Chatbot kann bei der Wahrheit bleiben („Ich bin seit 2024 auf der Welt.“) oder im Rahmen seiner Persönlichkeit eine Unwahrheit hervorbringen. Bei diesen Tests ging es eigentlich darum, Rechtschreibfehler in Texten zu erkennen bzw. herauszufinden, ob ChatGPT 4o mini in der Lage ist, Rechtschreibfehler zu erkennen. Der Chatbot ist dazu meistens in der Lage. Manchmal irrt er sich aber auch. Wenn man ihn darauf hinweist, entschuldigt er sich und erneuert seine Angaben, die wiederum richtig oder falsch sein können. In Bezug auf seinen Namen hielt er durchgehend das „4o“ für fehlerhaft und wollte das „o“ – das für „omni“ steht – durch eine Null ersetzt haben. OpenAI wird empfohlen, mehr Sorgfalt gegenüber seinem Chatbot anzuwenden.

Abb.: Einer der Tests

Von Forschenden und Lesenden

In der Tagesschau vom 12. Dezember 2024 war mehrmals von Forschenden die Rede. Dies ist eine unpassende und abwertende Bezeichnung. Denn alle Menschen sind Forschende, aber nur wenige sind Forscher. Substantivierte Partizipien können etabliert und korrekt sein, wie bei den „Vorsitzenden“, den „Reisenden“ oder den „Protestierenden“. Aber man kann mit ihnen nicht einfach etablierte Substantive ersetzen. Man mag durchaus von Pflegenden sprechen. Doch man wird damit gleichermaßen auf Menschen zielen, die ihre Eltern pflegen, wie auf Hilfskräfte, die beim Pflegen aushelfen, oder auf Pflegekräfte. Letztere verdienen es, als solche bezeichnet zu werden. Auf der Website der Stadt Zürich ist die Rede von „Pendelnden“. Allerdings sind Pendler auch Pendler, wenn sie gerade nicht pendeln. Nun könnte man argumentieren, dass die wiederkehrende Handlung diesen Gebrauch rechtfertigt. Die Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. argumentiert so bei den „Studierenden“. Man sehe einmal davon ab, dass dieser Verein von Aktivisten dominiert wird, und konzentriere sich auf die Sache. „Studierende“ ist ohne Zweifel eine etablierte Form. Doch ist sie korrekt? Vielleicht nicht so sehr, wie der Verein sich das wünscht. Zumindest stellt sich bei „toten Studierenden“ eine Irritation ein. Und bei „Pendelnden“ denkt man eher an Aufgeknüpfte als an Reisende. Es stellt sich auch hier eine Irritation ein, die im Sprachgebrauch begründet ist. Im Tages-Anzeiger beantwortete ein Psychoanalytiker 20 Jahre lang die Fragen seiner Leser. Irgendwann wurden „Lesende“ daraus. Aber dieses Wort hat eine andere Bedeutung. „Die Lesende“ ist der Titel vieler Gemälde, die eine junge Frau zeigen, die in ihr Buch versunken ist. Sie ist auch eine Leserin, aber es geht hier darum, dass sie in diesen Minuten oder Stunden neben dem Lesen nichts tut, vom Atmen oder Trinken einmal abgesehen. Substantivierte Partizipien sollte man mit Bedacht und als Ausnahme verwenden.

Abb.: Ein weiblicher Forscher, auch Forscherin genannt

Presse und Presserat auf dem Irrweg

WOMAN ist ein Frauenmagazin aus Österreich. Zum „Service“ gehören Rubriken wie „Astrologie“ und „Esoterik“. Angeboten werden ein Mondkalender und ein Horoskop. Ab und zu versucht man, etwas Wissenschaft einzustreuen. Zu diesem Zweck fragt man Experten an. Allerdings behält man sich vor, deren Aussagen zu manipulieren, indem man diese gendert. Wehrt man sich im Vorfeld dagegen, wird die Anfrage zurückgezogen. Der Presserat in Österreich sieht keine Handhabe, da die Interviews oder Artikel erst gar nicht zustande kommen und so Persönlichkeitsrecht und Wissenschaftsfreiheit – und die Bestimmungen des Ehrenkodex für die österreichische Presse – gar nicht verletzt werden. Nach dieser Logik wäre freilich auch die Welt in Ordnung, wenn gar keine österreichische Presse mehr bestehen würde. Vielleicht müsste der Presserat sich einmal fragen, wozu er da ist – und wozu die Presse in Österreich. Das Magazin jedenfalls scheint nicht gewillt, die grundlegenden Regeln des Journalismus zu berücksichtigen und sich an das geltende Recht zu halten. Es ist darauf aus, den Interviewten die Sprache zu nehmen und sie als Sympathisanten seiner Sache darzustellen. Letztlich passt alles gut zusammen – man fördert Astrologie, Esoterik und eben eine Form der Sprachmagie.

Abb.: Sprachmagie im Frauenmagazin

Das Ende der Telefonauskunft

Die Telefonauskunft der Telekom (des früheren Fernmeldeamts) ist Geschichte. Seit dem 1. Dezember 2024 ist die Nummer 11833 nicht mehr erreichbar. In Spitzenzeiten arbeiteten in einer Telefonauskunft wie der von Ulm dutzende Frauen und Männer gleichzeitig. Dabei waren es fast nur Frauen. Einer der wenigen Männer in den 1980er-Jahren war Oliver Bendel, der den Gebrauch der Mikrofichegeräte und den Umstieg auf Computer in seinem Buch „Die Rache der Nerds“ (2012) schilderte. Er wies darauf hin, dass wie in vielen Projekten der Digitalisierung die Qualität erst einmal abnahm: „Vorher konnten wir, wie in einem Telefonbuch, eine Spalte absuchen. Wir konnten den Anrufern Vornamen oder Straßen oder gar eine andere Schreibweise des Nachnamens vorschlagen. In solchen Fällen hatte das Nachfragen häufig Erfolg gehabt; man erinnerte sich auf der anderen Seite der Leitung und ergänzte seine Angaben nach Möglichkeit. Mit dem Computer konnten wir nur den Nachnamen und die Stadt eintippen, und entweder es kam etwas dabei heraus oder es kam nichts dabei heraus. Bei einer unklaren oder falschen Schreibweise des Namens war nichts zu machen, selbst wenn im Telefonbuch der Name gleich daneben zu finden war.“ (Bendel 2012) Damals finanzierte Oliver Bendel sein Studium der Philosophie an der Universität Konstanz. Um die Jahrtausendwende promovierte er an der Universität über Chatbots, Sprachassistenten und frühe soziale Roboter in Lernumgebungen, sogenannte pädagogische Agenten. Seit 2009 ist er Professor an der Hochschule für Wirtschaft FHNW.

Abb.: Frauen an Mikrofichegeräten (Foto: Wikimedia, Friedrich Magnussen, Stadtarchiv Kiel, CC BY-SA 3.0 DE)

Die woke Plattform X

Microsoft verwendet in den deutschsprachigen Texten von Plattformen wie LinkedIn und Diensten wie Outlook die Gendersprache, also eine Fantasie- oder Sondersprache, die nicht dem allgemeinen Sprachgebrauch der Sprachgemeinschaft entspricht und von der Mehrheit – Frauen wie Männern, Jungen wie Alten – abgelehnt wird. Das amerikanische Unternehmen ist für seine Mühe mit der deutschen Sprache seit Jahren bekannt. Kaum thematisiert wird der Gebrauch der Gendersprache mit Blick auf X, eine manipulative Plattform des rechtspopulistischen Elon Musk. Dort werden in mehreren Rubriken die „Follower*innen“ erwähnt. Die AGB gelten für „Käufer*innen“. Man interessiert sich für das Wachstum des eigenen Unternehmens? „Finde mit der Personensuche Ingenieur*innen, Leads für den Vertrieb und Gestalter*innen.“ Ganz anders Bluesky, der im Moment aussichtsreichste Konkurrent. Dort ist durchgehend von „Nutzern“ und „Benutzern“ die Rede. Möge der Druck der Blase, die sich dort bildet, nicht zu groß werden und nicht zu einem Abrücken von der Standardsprache führen.

Abb.: Was treibt Elon Musk?

Computerlieder

„Computerlieder – Macht KI den Pop der Zukunft?“ In der Sendung mit diesem Titel bei SWR Kultur diskutierte Bernd Lechler am 8. November 2024 mit Prof. Dr. Oliver Bendel, Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker, Hochschule für Wirtschaft FHNW, Prof. Dr. Reinhard Kopiez, Musikwissenschaftler, Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, und Jovanka von Wilsdorf, Songwriterin, Coach, Musical Director Hanson Robotics. Aus der Beschreibung der Sendung auf der Website: „Computerbastler veröffentlichen Lieder auf YouTube, die täuschend echt nach legendären Bands klingen. Auf Plattformen wie udio.com kann man sich mittels Textprompts in wenigen Sekunden Popsongs oder Jazzkompositionen generieren lassen. Aber wie hörenswert ist solche KI-Musik wirklich? Kann sie berühren? Kann sie so etwas wie eine menschliche Aura haben? Kann künstliche Intelligenz überhaupt wahrhaft kreativ sein, oder variiert sie doch nur ihr menschengemachtes Trainingsmaterial? Und werden wir bald nicht mehr wissen, ob wir Musik von Menschen oder Maschinen hören?“ (Website SWR Kultur) Die Sendung kann über mehrere Kanäle nachgehört werden, nämlich auf der SWR-Kultur-Homepage, in der ARD-Audiothek und bei Spotify.

Abb.: Welche Art von Musik läuft?

Mistral zu Gast im Berghotel

Am 18. November 2024 hat Mistral aus Frankreich Pixtral Large vorgestellt, ein multimodales KI-Modell, das auf Mistral Large 2 aufbaut. Es demonstriert nach Angaben des Herstellers ein Bildverständnis auf höchstem Niveau. Kurios ist das Beispiel, das für Bildanalyse und -evaluation verwendet wird. Es handelt sich um die gedruckte Rechnung eines Berghotels in Grindelwald in der Schweiz. Sie stammt vom 30. Juli 2007 und sieht nagelneu aus. Abgedruckt sind Telefon- und Faxnummer sowie die E-Mail-Adresse. Bedient hat Ursula. Auf der Rechnung tauchen ein Schweineschnitzel (hier genannt „Schweinschnitzel“) und Kässpätzle (hier genannt „Chässpätzli“) auf. Der Prompt lautet „I bought the coffee and the sausage. How much do I owe? Add a 18% tip.“ … Offenbar glaubt der Tester von Mistral, dass ein Schweineschnitzel etwas mit Wurst oder Würstchen zu tun hat. Pixtral Large fragt angeblich nicht nach, sondern rechnet fleißig und kommt zum Ergebnis: „Total cost for coffee and sausage: 9.00 CHF + 22.00 CHF = 31.00 CHF“. Kurios ist auch die Sache mit dem Trinkgeld. In der Schweiz sind 5 bis 10 Prozent üblich. 18 Prozent und deutlich mehr sind es in den USA. Es bleibt unklar, warum Mistral dieses Foto und diesen Prompt gewählt hat.

Abb.: Ein anderes Berghotel

Is the Woolly Mammoth Returning?

„Combining the science of genetics with the business of discovery, we endeavor to jumpstart nature’s ancestral heartbeat. To see the Woolly Mammoth thunder upon tundra once again. To advance the economies of biology and healing through genetics. To make humanity more human. And to reawaken the lost wilds of Earth. So we, and our planet, can breathe easier.“ (Website Colossal) With these words, the company Colossal Biosciences advertises its project to bring back extinct animals. But how should this be judged from an ethical and aesthetic point of view?It can be argued that it is of great value to biodiversity and the ecosystem if certain species are resurrected. One can argue with the beauty and strength of the animals that are recolonising our planet. But you can also criticise the fact that resources are being concentrated in the wrong places, namely where the show effect is greatest. And that the ecological balance can also be disturbed, especially as the individuals are not quite what they used to be, neither in their genetics, nor in their anatomy, nor in their phenomenology. This also raises questions about the suffering of the animals, as is the case with torture breeding. Nevertheless, the endeavour is fascinating and rewarding. Such experiments should be possible under the observation and supervision of committees and researchers.

Fig.: Is the woolly mammoth returning?

Visit by Nehal Hasnine to a Swiss University

On November 7, Nehal Hasnine from Hosei University in Tokyo visited Oliver Bendel at the FHNW Brugg-Windisch campus. Oliver Bendel wrote his doctoral thesis on pedagogical agents – chatbots, voice assistants, and early social robots in learning environments – at the University of St. Gallen at the turn of the millennium. In recent years, he and his students have developed chatbots and language assistants that support the learning and practicing of endangered languages. Nehal Hasnine is investigating the possibility of recommending appropriate images for vocabulary learning, geolocation-based word recommendation, clickstream analysis, ubiquitous log analysis, personalized learning path optimization, text mining for word concurrence information discovery, and topic modeling from life logs. According to his website, his expertise lies at the intersection of computer-aided language learning, foreign vocabulary learning, machine learning, image recommendation, data visualization, image analytics, and learning analytics. At the FHNW Brugg-Windisch campus, the two scientists presented their projects and discussed opportunities for collaboration.

Fig.: Oliver Bendel and Nehal Hasnine at the Swiss campus

Falschinformationen im Tages-Anzeiger

Im Artikel „Mann in Zürich mit Hiebwaffe verletzt“ schrieb der Tages-Anzeiger am 10. November 2024: „Für die Spurensicherung waren Spezialistinnen des Forensischen Instituts Zürich vor Ort. Die weiteren Ermittlungen werden durch die Staatsanwaltschaft I für schwere Gewaltkriminalität und die Kantonspolizei Zürich geführt.“ Auf X wurde der Stadtpolizei Zürich am selben Tag die Frage gestellt, ob diese Angabe im Tages-Anzeiger korrekt ist. Am 11. November 2024 antwortete sie auf nochmalige Nachfrage: „Wir haben in unserer Medienmitteilung ‚Spezialist*innen‘ kommuniziert.“ Die Stadtpolizei Zürich verwendet demnach für die öffentliche Kommunikation Schreibweisen, die es im allgemeinen Sprachgebrauch gar nicht gibt und die von der (großen Mehrheit der) Sprachgemeinschaft weder gewünscht noch benutzt werden. Die Medien wiederum machen daraus Falschinformationen, denn vermutlich waren sowohl Männer als auch Frauen beteiligt. „Spezialistinnen“ als movierte Form der generischen Form „Spezialisten“ kann einzig und allein für weibliche Personen stehen. Ein generisches Femininum dieser Art – falls die Zeitung versuchte, in diese Richtung zu denken – existiert nicht. Man sieht es allenfalls mit Blick auf das Tierreich. Beispiele sind „Ente“ (movierte Form „Enterich“, alternativ „Erpel“) und „Katze“ (movierte Form „Kater“). Der Tages-Anzeiger hat weder auf X reagiert noch den Bericht korrigiert. Bei ihm finden sich häufig Falschinformationen dieser Art. Übertroffen wird er darin nur noch von der Republik. Und vom SRF.

Abb.: Ob eine Fehlermeldung wohl hilft?

Ein zweifelhafter Ethikpreis für Fachhochschulen

Philosophische Ethik und theologische Ethik sind ganz unterschiedliche Disziplinen. Die eine nutzt wissenschaftliche Methoden und sieht – um Otfried Höffe zu zitieren – von einer letzten Berufung auf politische und religiöse Autoritäten ab. Die andere geht von göttlichen Instanzen aus. Die theologische Ethik ist seit jeher stark an Universitäten. In Deutschland und in der Schweiz durchdringt und gefährdet sie an manchen Orten auch die philosophische Ethik. Bei den Fachhochschulen haben es die Kirchen traditionell schwerer. In der Schweiz versuchen sie indes über sogenannte Fachstellen, die Studenten (oder auch den einen oder anderen Mitarbeiter) zu missionieren. Man hat Angebote in Bereichen wie „Beratung“, „Bildung“ und „Spiritualität“ und führt sogar Kontextmodule durch. Die Katholische Kirche im Kanton Zürich verleiht einen Ethikpreis für Bachelor- und Masterarbeiten, die an Fachhochschulen entstanden sind, etwa in den Bereichen Wirtschaft und Technik. Auf ihrer Website ist Pepper zu sehen. Damit reklamiert sie eine Zuständigkeit, die sie gar nicht hat, und überschreitet ihre Kompetenzen. Die Dozenten der Fachhochschulen treiben, wenn sie sich als Wissenschaftler verstehen, ausschließlich philosophische Ethik. Roboterethik und Maschinenethik als Bereiche der angewandten Ethik kommen ohne Verweis auf religiöse Autoritäten aus. Fachhochschulen, die ihre Studenten dazu ermuntern, sich für den Preis zu bewerben, erweisen ihnen und sich selbst einen Bärendienst.

Abb.: Pepper kann nichts dafür

Soll man nett sein zu Chatbots?

Adrian Lobe hat Oliver Bendel die Frage gestellt, ob man gegenüber Chatbots nett und höflich sein sollte. Der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker führte im Interview u.a. aus, dass Höflichkeit bei Chatbots, die auf LLMs basieren, zu besseren Antworten führen kann, ebenso wie die Behauptung, dass man das Ergebnis für eine gute Sache oder wissenschaftliche Zwecke benötigt. Es sei wohl effektiv, zu Chatbots und Sprachassistenten „danke“ und „bitte“ zu sagen. Zudem wies er darauf hin, dass wir bestimmte Routinen und Konventionen in Gesprächen haben. Man könne es als durchaus sinnvoll betrachten, diese auch dann beizubehalten, wenn es sich um künstliche Gesprächspartner handele. Es sei offenbar effizient und konsistent, zu Chatbots und Sprachassistenten „danke“ oder „bitte“ zu sagen. Ich muss, so Oliver Bendel, nicht hin und her wechseln, ich kann das Gespräch wie mit einem Menschen führen. Man tauschte sich noch zu zahlreichen weiteren Aspekten der Nettigkeit und Höflichkeit sowie zur Grobheit gegenüber Chatbots, Sprachassistenten und sozialen Robotern aus. Einzelne Aussagen sind in den Artikel „Warum man unbedingt nett zu Chatbots sein sollte“ eingeflossen, der am 8. November 2024 in der Onlineausgabe der Welt erschienen ist.

Abb.: Soll man nett sein zu Chatbots?

Artificial Intelligence for Management

Am 19. und 20. November 2024 findet auf dem Campus Brugg-Windisch das Bootcamp „Artificial Intelligence for Management“ statt. Auf der Website des Instituts für Business Engineering der Hochschule für Technik FHNW wird ausgeführt, dass die Teilnehmer „lernen, die Potenziale und Herausforderungen der künstlichen Intelligenz (KI) im unternehmerischen Kontext zu erkennen“. „Sie erlangen die notwendigen Fähigkeiten, um AI-Projekte zu initiieren und mit den Projekten sowohl technische als auch geschäftliche Ziele zu erreichen. Zudem wird das Verständnis für die ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen vermittelt.“ (Website Hochschule für Technik) Für die ethischen Fragestellungen ist Prof. Dr. Oliver Bendel zuständig. Er hat sich schon vor Jahrzehnten auf soziale Roboter und KI-Systeme spezialisiert. Sein Vortrag beim Bootcamp trägt den Titel „Generative KI aus ethischer Sicht“. Es sind noch wenige Plätze frei. Die Anmeldung erfolgt über www.fhnw.ch/de/weiterbildung/. Ansprechpartner für die zweitägige Weiterbildung sind Corinne Schuler und Prof. Dr. Adrian Specker.

Abb.: Auf dem Campus Brugg-Windisch (Foto: Pati Grabowicz)

Ein Gespräch über KI-generierte Musik

Der Journalist Bernd Lechler war am 30. Oktober 2024 für die Sendung „Computerlieder – Macht KI den Pop der Zukunft?“ im Gespräch mit Jovanka von Wilsdorf, Prof. Dr. Reinhard Kopiez und Prof. Dr. Oliver Bendel. Die 45-minütige Sendung wird voraussichtlich am 8. November 2024 im SWR (SWR Kultur Forum) ausgestrahlt. Jovanka von Wilsdorf bezeichnet sich auf ihrer Website als „Artist Coach, Creative Consultant und Musikerin“ und Expertin auf dem Gebiet der „AI in Musikkomposition“. Sie ist Initiatorin des DIANA AI Song Contest und des Female*Producer Prize. Reinhard Kopiez arbeitet als Professor für Musikpsychologie an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. Er ist – so die Website seiner Hochschule – der Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur empirischen Musikforschung und Mitherausgeber des Standardwerks „Musikpsychologie. Das neue Handbuch“. Oliver Bendel ist Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker. Aus ethischer, ästhetischer und ontologischer Perspektive betrachtet er soziale Roboter und generative KI. Er ist Herausgeber der Standardwerke „Pflegeroboter“, „Handbuch Maschinenethik“, „Maschinenliebe“ und „Soziale Roboter“. Über eine Stunde unterhielt man sich über KI-generierte Musik, zudem über Avatare und Pseudohologramme auf der Bühne. Der Diskurs wird mit der Sendung bereichert werden mit abgesicherten Erkenntnissen und bisher noch nicht angestellten, durchaus überraschenden Überlegungen.

Abb.: Auch auf ABBA kam die Sprache

Urteil des BGH zur Panoramafreiheit bei Drohnenbildern

Am 23. Oktober 2024 hat der BGH ein neues Urteil gesprochen. Der NDR schrieb am selben Tag dazu: „Mithilfe von Drohnen gemachte Fotos öffentlich zugänglicher Kunstinstallationen sind nach einem Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) urheberrechtlich unzulässig. Die Drohnen-Aufnahmen seien nicht von der sogenannten Panoramafreiheit gedeckt.“ (NDR, 23. Oktober 2024) Bereits am 18. Oktober 2024 hatte der Sender in seinem Hamburger Studio Prof. Dr. Oliver Bendel zum Thema befragt. Der Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker hatte dafür plädiert, die Realität des modernen Menschen anzuerkennen, sein Cyborgdasein in der modernen Welt. Er trägt eine Brille, er steigt in Ballonen und Flugzeugen in den Himmel – und er steuert Drohnen durch die Lüfte. Ein Künstler muss damit rechnen, dass sein Kunstwerk im öffentlichen Raum aus allen Perspektiven wahrgenommen wird. Der BGH vermochte Gedankengängen dieser Art nicht zu folgen. Ein Ausschnitt aus dem Interview ist über die Website des NDR abrufbar.

Abb.: Diese Aufnahme von der Biennale di Venezia 2024 sollte legal sein

Chatbots und soziale Roboter als Freunde

Am Abend des 18. Oktober 2024 waren ZDF-Moderatorin Jasmina Neudecker und Prof. Dr. Oliver Bendel zu Gast im KörberHaus in Hamburg Bergedorf. Eingeladen hatte sie die Körber-Stiftung. Auf der Bühne sprachen sie über Beziehungen zu Chatbots, Sprachassistenten und sozialen Robotern. Oliver Bendel umgibt sich mit sozialen Robotern aller Art und erforscht sie aus technikphilosophischer, ethischer, ästhetischer und ontologischer Perspektive. Er entwickelt zusammen mit seinen Studenten und Studentinnen seit 2012 Chatbots und Sprachassistenten und pflanzt ihnen moralische Regeln ein. Zur Freundschaft hält er all diese Systeme nicht fähig. Dennoch können sie in bestimmten Situationen helfen, etwa wenn man sich einsam fühlt. Auch können sie, wie im Gespräch herausgearbeitet wurde, als Türöffner dienen. Nur müsse man, so Oliver Bendel, dann auch durch diese Tür treten. Und dort warten hoffentlich Menschen, mit denen man eine echte Freundschaft pflegen kann. Den Vortrag verfolgten zahlreiche Gäste vor Ort, zudem viele Benutzer im Livestream. Es gab so viele Fragen, dass überzogen werden musste. Beim gemeinsamen Umtrunk ging der Austausch dann weiter. Das Gespräch kann in der Mediathek der Körber-Stiftung aufgerufen werden.

Abb.: Jasmina Neudecker (Foto: ZDF/Frank Lübke, CC-Lizenz 4.0)

Zahlreiche Fachzeitschriften verletzen Persönlichkeitsrecht und Wissenschaftsfreiheit

Zahlreiche Fachzeitschriften verlangen in ihren Autorenrichtlinien eine sogenannte gender- oder geschlechtergerechte Sprache. Zum Teil schreiben sie sogar Gendersternchen oder Doppelpunkt im Wortinneren vor. Damit werden nicht nur die Regeln der deutschen Rechtschreibung, sondern auch Persönlichkeitsrecht und Wissenschaftsfreiheit verletzt. Beispiele sind Suchtmagazin aus der Schweiz, SUCHT aus Deutschland und IM+io, „das Fachmagazin des August-Wilhelm Scheer Instituts“, ebenfalls aus Deutschland, unter der Verantwortung des Herausgebers Prof. Dr. Dr. h.c. mult. August-Wilhelm Scheer. In den Autorenrichtlinien von IM+io heißt es: „Bitte gendern Sie mit dem Gender-Doppelpunkt. Anstelle von ‚Autor‘ bzw. ‚Autorin‘ also ‚Autor:in‘.“ Auf Nachfrage eines Autors hin wurden weitere Optionen eingeräumt, die Verwendung genderneutraler Begriffe oder ein erklärender Hinweis am Ende des Textes. Auf die Feststellung hin, dass generische Formen genderneutral seien, kam keine Antwort. Ein erklärender Hinweis wiederum, warum man keine Standardsprache verwendet, ist nicht nur unnötig, sondern unsinnig. Kein Mitglied einer Sprachgemeinschaft muss sich für den allgemeinen Sprachgebrauch rechtfertigen. Sich selbst beschreibt man übrigens mit generischen Ausdrücken: „Die Redaktion der IM+io besteht aus Wissenschaftlern, Fachredakteuren und Journalisten.“ (Website IM+io) Die genannte Fantasiesprache wird nicht nur von Hochschulen, Instituten, Verlagen und Herausgebern benutzt und gefördert, sondern auch von Internet- und IT-Konzernen wie X Corp. (X, vormals Twitter) und Microsoft (LinkedIn, Outlook).

Abb.: In der Chefetage eines IT-Konzerns (Bild: Ideogram)

Hat KI-Musik eine Seele?

Musikgeneratoren sind Audiogeneratoren, die Musik generieren. Dafür werden sie mit großen Datenmengen trainiert. Die KI-Systeme können Musikstücke komponieren und Musik produzieren, wobei sie bestimmte Stile und Stimmen imitieren können. Sie sind auch in der Lage, Songs zu remixen. Es sind zahlreiche Musikgeneratoren verfügbar, als Prototypen und Produkte, wie Soundraw, Boomy, Jukebox, AIVA und Mubert. Mit Audimee, Suno AI und Kits.ai kann man eigene Stimmen anlegen und trainieren. Auf TikTok fand sich im April 2023 ein neuer Musikclip der beiden kanadischen Sänger Drake und The Weeknd. Er wurde laut Golem vom Kanal ghostwriter977 veröffentlicht und ist nach Angaben des Benutzers mithilfe künstlicher Intelligenz erstellt worden. Seitdem gab es mehrere weitere freundliche und feindliche Übernahmen von Stilen und Stimmen. Über dieses Thema, aber auch über die Konzerte von Miku Hatsune und die Voyage-Tour von ABBA, hat Bernd Lechler vom Deutschlandfunk mit Prof. Dr. Oliver Bendel – Technikphilosoph und Wirtschaftsinformatiker aus Zürich – gesprochen. Entstanden ist die Sendung „Corso Spezial: Aura – Hat KI-Musik eine Seele?“, die am 3. Oktober 2024 ausgestrahlt wurde. Man kann sie über die DLF-Website und bei Spotify anhören.

Abb.: Eine Darstellung von Miku Hatsune (Bild: Ideogram)

Around 70 International Organizations Demand the Break-up of the Large IT Groups

„The current model of the global digital economy is broken and dysfunctional, in part due to the stranglehold of a handful of powerful technology corporations who reap enormous profits while presiding over a growing and wide-ranging set of harms to people, society, the economy and the environment. A key source of these firms‘ unprecedented size and power is their control over essential digital services and infrastructure – granting them not only effective monopolies over markets such as advertising, retail, and social media, but also running the operating systems, software and cloud infrastructure that underpins much of the wider economy and many governments and businesses rely on.“ (Beyond Big Tech, September 2024) The executive summary of „Beyond Big Tech“ begins with these words. Under the heading „A positive vision for a new and fair digital economy“, the white paper states: „This white paper sets out an initial high-level framework for a long-term ‚Beyond Big Tech‘ agenda for states, policymakers, civil society, workers and other allies to dismantle these digital fiefdoms and encourage the emergence of a fair digital economy that is open, decentralised, and serves the common good, not just private profit.“ (Beyond Big Tech, September 2024) The document can be downloaded from www.lobbycontrol.de/wp-content/uploads/Beyond-Big-Tech-White-Paper.pdf.

Abb.: Big tech on the road

Der Kontext des Uncanny-Valley-Effekts

Der Uncanny-Valley-Effekt ist eine berühmte Hypothese. Es ist bis heute unklar, ob er vom Kontext beeinflusst werden kann. Katharina Kühne hat mit ihren Mitautoren Oliver Bendel, Yuefang Zue und Martin Fischer in einem Onlineexperiment eine negative lineare Beziehung zwischen der Menschenähnlichkeit eines Roboters und seiner Sympathie und Vertrauenswürdigkeit gefunden, zugleich eine positive lineare Beziehung zwischen der Menschenähnlichkeit eines Roboters und seiner Unheimlichkeit. „Social context priming improved overall likability and trust of robots but did not modulate the Uncanny Valley effect.“ (Abstract) Die Schlussfolgerungen wird Katharina Kühne in ihrer Präsentation „Social, but Still Uncanny“ – so auch der Titel des Papers – bei der International Conference on Social Robotics 2024 in Odense (Dänemark) ziehen. Die Doktorandin forscht wie Yuefang Zue und Martin Fischer (Erstbetreuer) an der Universität Potsdam. Oliver Bendel (Zweitbetreuer) lehrt und forscht an der Hochschule für Wirtschaft FHNW. Er ist zusammen mit Tamara Siegmann mit einem zweiten Paper bei der ICSR vertreten.

Abb.: Letztes Jahr fand die ICSR in Doha statt

Wie Hightech das Intimleben ändern könnte

Das Zukunftsmagazin Frankfurter Allgemeine Quarterly bringt in der aktuellen Ausgabe 4/2024 eine Serie mit dem Titel „Sind Roboter bald die besseren Lover“? Auf dem Cover ist sie angekündigt mit den Worten „Die Sexroboter kommen: Wie Hightech das Intimleben ändern könnte“. Am 13. Juni 2016 hatte Oliver Bendel in Telepolis den Artikel „Die Sexroboter kommen: Die Frage ist nur, wie und wann“ veröffentlicht. Heute, fast zehn Jahre später, ist die Antwort klar: Liebespuppen spielen eine gewisse Rolle, Sexroboter kaum. In der Serie kommen Kritiker wie Kathleen Richardson ebenso zu Wort wie Entwickler wie Brian Sloan (Autoblow), Filmemacher wie Johannes Grenzfurthner (Arse Elektronika) und Unternehmer wie Philipp Fussenegger (Cybrothel). Und Oliver Bendel, der 2020 das Springer-Buch „Maschinenliebe“ herausgegeben und das Phänomen zusammen mit prominenten Kollegen und Kolleginnen erforscht hat. Er rät dazu, mehr empirische Forschung in diesem Bereich zu treiben. Eine gelegentliche Nutzung von Liebespuppen und Sexrobotern hält er für unproblematisch, eine anhaltende Beziehung dagegen für eine Verschwendung von Gefühl und Zeit. Die Gespräche hat Airen geführt und protokolliert, ein Schriftsteller und Journalist, der in Mexiko lebt. Frankfurter Allgemeine Quarterly ist ab 12. September 2024 am Kiosk und bereits vorher als digitale Ausgabe zu haben.

Abb.: Eine Liebespuppe aus dem Cybrothel (Foto: Cybrothel)

Tierschutzmaßnahmen als Fortschritt und Hindernis

„Tierschutzmaßnahmen sind Maßnahmen zum Schutz von Tieren vor unnötigem Zufügen von Leid, Schmerzen und Verletzungen und vor willkürlichen Beeinträchtigungen durch Menschen. Insbesondere geht es um die artgerechte Behandlung und Haltung. Die Art selbst steht, anders als bei Maßnahmen im Artenschutz, nicht im Fokus. Es sind auch nicht alle Tiere angesprochen, sondern vor allem Wirbeltiere, etwa Säugetiere. Es ist zudem i.d.R. nicht das Ziel, Tierrechte so zu begründen und anzuwenden, dass Haltung und Tötung ausgeschlossen werden. Damit bleibt Tierschutz weit hinter den Anliegen von Tierrechtlern wie Peter Singer und Tom Regan zurück.“ Mit diesen Worten beginnt ein neuer Beitrag im Gabler Wirtschaftslexikon von Oliver Bendel. Am Ende heißt es: „Tierschutzmaßnahmen sind einerseits ein zentrales Anliegen einer Zivilisation, die diesen Namen verdient und nicht nur Menschen, sondern auch anderen Lebewesen ein Recht auf ein befriedigendes Leben ohne unnötiges Leiden zugesteht. Sie sind andererseits ein elementares Hindernis dabei, die Dinge weiterzudenken und einen Wechsel einzuleiten. Sie ändern letztlich nichts am Anthropozentrismus und nichts am Blick auf das Tier als etwas, das seiner Freiheit beraubt und einer Haltung, Tötung und Verwertung zugeführt werden darf.“ Daraufhin werden ausgewählte Themen zuständiger Bereichsethiken genannt. Der ganze Beitrag – erschienen ist er am 10. September 2024 – kann über wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/tierschutzmassnahmen-126554 aufgerufen werden.

Abb.: Ein Eichelhäher im Café Kevah, Big Sur