Die Nerds bestimmen den Lauf der Welt. Sie sitzen seit langem in den Kellern und seit kurzem im Parlament. Sie wurden jahrzehntelang schlecht behandelt. Und jetzt rächen sie sich. Sie machen uns abhängig, sie machen uns verrückt, mit ihren Prozessen, Technologien und Systemen, sie machen uns überglücklich, mit ihrer Software, ihren Geräten. Man kann das alles so hinnehmen, kann sich mitreißen lassen, mitmachen, ein Zahnrädchen im Getriebe sein. Und man kann Fragen stellen, etwa aus der Perspektive der Informationsethik. Was tun wir in unserer hochtechnisierten Welt, in moralischer Hinsicht, und was wollen und sollen wir tun? Was ist mit unserer Autonomie, was ist mit unserer Verantwortung, was ist mit unserem Menschsein im Angesicht der Maschinen? Fragen kann man auch stellen in Bezug auf die Aus- und Weiterbildung. Werden die Informatiker und Wirtschaftsinformatiker in adäquater Weise ausgebildet? Arbeiten sie in genügender und gleichberechtigter Weise mit Geistes- und Sozialwissenschaftlern zusammen? Und wissen sie immer, was sie tun, welche Folgen ihr Handeln hat, für sich, für uns, in ihrem Land, auf der ganzen Welt? Viele Fragen stellt das Buch „Die Rache der Nerds“ von Oliver Bendel, und nur einige kann und will es beantworten. Die Leserinnen und Leser sind aufgerufen, weiter nachzudenken – und ihren Teil zu einer lebenswerten Informationsgesellschaft beizutragen. „Die Rache der Nerds“ erscheint im September 2012 im Verlag UVK. Auf der Website www.die-rache-der-nerds.de werden laufend Informationen zum Buch bereitgestellt. Weitere Informationen gibt es auf der Website des Verlags.
Der 384 v. u. Z. geborene Aristoteles ist einer der Väter der Ethik. Die Glückseligkeit im Diesseits war sein Ideal. Heute finden wir Bereichsethiken wie Informationsethik, Wirtschaftsethik, Politikethik und Medizinethik vor. Die Informationsethik untersucht die moralischen Implikationen des Einsatzes von Informations- und Kommunikationstechnologien und neuen Medien. Ihre Methoden und Inhalte können auch für Unternehmen nützlich sein. Der Artikel „Eine Frage der Moral“ von Oliver Bendel erklärt, was Informationsethik im deskriptiven bzw. empirischen und im normativen Sinne ist und wie Unternehmen die Inhalte und Methoden gebrauchen, aber auch missbrauchen können. Er ist im Juni 2012 in der UnternehmerZeitung erschienen und steht auch als PDF zur Verfügung.
Der bekannte Wirtschaftsethiker Ulrich Thielemann hat zusammen mit Thomas Kuhn, Tanja von Egan-Krieger und Sebastian Thieme das MeM gegründet, die „Denkfabrik für Wirtschaftsethik“. Diese „bearbeitet ökonomische Fragen unserer Zeit aus einer paradigmatisch neuartigen, ethisch-integrierten Sicht auf das Wirtschaften“ (Zitat von der Website). Sie möchte praktische Orientierungen bieten und Perspektiven eröffnen für eine menschliche Marktwirtschaft. Mit dem Memorandum 2012 tritt eine Gruppe „besorgter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler“ für „eine Erneuerung der Ökonomie“ ein. In dem Memorandum heißt es:
Studierende fordern, dass ethische Reflexionen zu einem festen Bestandteil und zu einem „roten Faden“ des Wirtschaftsstudiums werden sollten, damit Wirtschaftswissenschaftler in der Lage sind, „verantwortlich handeln zu können“. Ebenso ruft eine Gruppe Schweizer und französischer Dozierender und Forscher unter dem Titel „Forschung und Lehre in Wirtschaftswissenschaften, Finance und Management sollen erneuert werden mit dem Ziel, dem Allgemeinwohl besser zu dienen“ dazu auf, auch die „ethischen Grundlagen“ der „herrschenden Lehre in den Wirtschaftswissenschaften“ zur Diskussion zu stellen.
Zu den Bereichsethiken, die in den Wirtschaftswissenschaften relevant sind, gehört auch die Informationsethik. Ihre Inhalte und Methoden werden z.B. in der Wirtschaftsinformatik gelehrt. So absolvieren Studierende der Hochschule für Wirtschaft an der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW einen Kurs zur Informationsethik, zur Zeit noch unter der Bezeichnung „Informatik, Ethik und Gesellschaft“. Weitere Informationen zum MeM sind über www.mem-wirtschaftsethik.de erhältlich.
Die Bereichsethiken existieren seit Jahren und Jahrzehnten vor sich hin. Die Informationsethik hat sich, für viele unbemerkt, in ihre Mitte geschoben. Das hat auch Konsequenzen für die Medizinethik – und damit für das Gesundheitswesen überhaupt. In seinem Artikel entwirft Oliver Bendel – auch mit Hilfe seines “Ethik-Dekagons” – ein neues Bild der Bereichsethiken. Am Beispiel der Medizinethik zeigt er Abhängigkeiten und Möglichkeiten auf. Er plädiert dafür, dass die Experten in der angewandten Ethik in Zukunft enger zusammenarbeiten. Der Artikel „Die Medizin in der Moral der Informationsgesellschaft: Zum Verhältnis von Medizinethik und Informationsethik“ ist am 25. Mai 2012 in der Online-Version der Zeitschrift IT for Health erschienen; die gedruckte Fassung ist ab Ende Juni 2012 erhältlich.
Abb.: In der Medizin werden Informationstechnologien eingesetzt
Das Institut für Informationswissenschaft der Fachhochschule Köln lädt zum 4. Infoconomy-Symposium „Informationsethik“ ein. Es soll am 8. Juni 2012 um Urheberrechtsfragen, Vorratsdatenspeicherung, informationsethische Konflikte in öffentlichen Informationsräumen sowie Cyberkriminalität und Wirtschaftsspionage gehen, also um rechtliche und moralische Fragen der Informationsgesellschaft. Es referieren u.a. Dominik Stockem (Datenschutzbeauftragter, Microsoft Deutschland), Prof. Dr. Rainer Kuhlen (Informationswissenschaftler, emeritierter Professor der Universität Konstanz), Marc Konarski (Bereichsleiter Telekommunikationspolitik, BITKOM e.V.) und Prof. Dr. Marco Gercke (Rechtswissenschaftler, Cybercrime Research Institute). Rainer Kuhlen ist studierter Philosoph und als solcher mit dem ethischen Diskurs vertraut; zur Informationsethik liegt ein Lehrbuch von ihm vor. Die Anmeldung ist über www.infoconomy.de möglich (Link nicht mehr gültig).
Die TA-SWISS hat in diesen Tagen darüber informiert, dass der Call for Abstracts für die NTA5, die 5. Konferenz des Netzwerks TA vom 29. bis 31. Oktober 2012 in Bern, nur noch bis Ende Mai läuft. Die Tagung steht unter dem Motto „Vordenken – mitdenken – nachdenken: Technikfolgenabschätzung im Dienst einer pluralistischen Politik“. Erwartet werden u.a. Beiträge zu folgenden Fragen: „Das politische System erhebt den Anspruch, dass die TA Kontroversen entschärft und Konfliktlösungen anbietet. Welche methodischen und konzeptionellen Ansätze erlauben es der TA, mit diesen hohen Erwartungen umzugehen? Was lässt sich aus Beispielen erfolgreicher Politikberatung durch TA-Studien ableiten? Wo gibt es inhaltliche und konzeptionelle Potenziale, die es erlauben, Konflikte frühzeitig zu erkennen und damit auf Governancefragen verstärkt Einfluss zu nehmen?“ Der Call for Abstracts ist hier abrufbar.
Die Informationsethik hat die Moral (in) der Informationsgesellschaft zum Gegenstand. Sie untersucht, wie wir uns, Informations- und Kommunikationstechnologien und digitale Medien anbietend und nutzend, in moralischer Hinsicht verhalten und verhalten sollen. Von Belang ist damit auch unser Denken, das dem Verhalten vorausgeht und von diesem beeinflusst wird. Wie die Tierethik, die Medizinethik, die Wirtschaftsethik oder die Wissenschaftsethik ist die Informationsethik eine sogenannte Bereichsethik. Der Artikel „Informationsethik im Unternehmen“ von Oliver Bendel erklärt, was Informationsethik im deskriptiven bzw. empirischen und im normativen Sinne ist und wie Unternehmen die Inhalte und Methoden gebrauchen, aber auch missbrauchen können. Er ist im März 2012 in der Netzwoche erschienen und steht als PDF zur Verfügung.
Abb.: Die erste Seite des Artikels zur Informationsethik
Heute ist die Anonymität der Benutzer im Netz weit verbreitet, ja sie wird von vielen als selbstverständlich oder sogar – insbesondere mit Blick auf die Schwächeren der Gesellschaft – als unabdingbar betrachtet. Aber ist sie wirklich in allen Zusammenhängen wünschenswert? Und welche Konsequenzen hat es für Kinder und Jugendliche, im Netz ohne ihren richtigen Namen aufzuwachsen? Auch Minderjährige sollten in bestimmten Online-Umgebungen ihren Namen nennen. Und wenn etwas dagegen spricht, spricht nichts dagegen, dass sie schweigen. Der Beitrag von Oliver Bendel plädiert für eine kritische Sicht auf die Anonymität im Netz und betont die Wichtigkeit der Identität im Rechtsstaat. Bibliografischer Nachweis: Bendel, Oliver. Jugend ohne Namen: Zur Anerziehung der Anonymität im Netz. In: Computer + Unterricht, 2 (2010). S. 54 – 55.
Es ist an der Zeit, unsere Verhaltensweisen im Netz, insbesondere im Web 2.0 und im mobilen Netz, gründlich zu überdenken. Eine neue Netiquette kann dabei ein wichtiges Element sein, weniger als Ergebnis, sondern mehr als Anstoß des Denkens. Oliver Bendel entwickelt in seinem Beitrag eine Version 1.0, in der er die klassische Netiquette mit eigenen Ansätzen kombiniert. Die Version muss nach seiner Vorstellung immer weiter entwickelt werden, von allen, die sich nicht vom Mainstream mitreißen lassen, die sich verantwortlich fühlen und verantwortlich sein wollen, zur Version 1.1, 1.2 und so weiter. Bis wir sie haben, die Netiquette 2.0. Bibliografischer Nachweis: Bendel, Oliver. Netiquette 2.0 – der Knigge für das Internet. In: Netzwoche 5 (2010). S. 40 – 41. Der Beitrag ist auch als PDF erhältlich.